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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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in einer Zwickmühle. Verscherzt er es sich mit Karl, könnte dieser den ganzen Kirchenstaat schlucken; verprellt er Heinrich, so riskiert er, die beachtlichen englischen Kirchenabgaben zu verlieren. Clemens – ohnehin für seine Zögerlichkeit bekannt – entscheidet sich für die Taktik des Aussitzens. Sechs Jahre wird er den Fall verschleppen.
    P ROZESS UM EIN J UNGFERNHÄUTCHEN
    In dieser Zeit streiten Politiker, Diplomaten und – von beiden Seiten geschmierte – Universitätstheologen über die Rechtmäßigkeit von Katharinas Ehe. Die stolze und fromme Spanierin hat hingegen nicht den geringsten Zweifel daran und weigert sich, den Nonnenschleier zu nehmen oder – wie Heinrich ebenfalls vorschlägt – eine Ehe zu dritt zu führen. Auch dafür gibt es Dispense und Vorbilder aus anderen Herrscherhäusern.
    Im Sommer 1529 hat Kardinal Wolsey unter Mühen ein Kirchengericht in London zusammengetrommelt, dem auch ein päpstlicher Legat aus Rom beiwohnt. Verhandelt werden soll, ob die Königin bereits von ihrem ersten Gatten – Arthur – entjungfert wurde oder nicht. In diesem Falle wäre ihre zweite Ehe ungültig. Nicht wegen Moses und der Heiligen Schrift, sondern wegen eines ärgerlichen Formfehlers im alten Ehedispens. Der 1502 erteilte Freibrief für Katharinas Heirat mit Heinrich galt nur für den Fall, dass die junge Witwe noch virgo intacta gewesen sei.
    Ehe die eigentliche – und voraussichtlich pikante – Verhandlung beginnt, hat Katharina einen eindrucksvollen Auftritt. Sie erscheint im Saal von Blackfriars, geht vor Heinrich in die Knie, beteuert, als Jungfrau in die Ehe mit ihm gegangen zu sein – wie er sehr wohl wisse –, und dass sie sich immer bemüht habe, eine gute Königin zu sein. Viele Kinder habe sie dem Monarchen geschenkt, allein Gott habe es gefallen, sie zu sich zu berufen. Zum Schluss merkt sie an, dass nicht ein englisches Gericht, sondern nur ein römisches für ihren Fall zuständig sei. Sie verlässt den Saal und scheucht alle Diener weg, die sie zurückhalten wollen.
    Heinrich selbst schweigt zu Katharinas intimen Beteuerungen, offenbart aber noch einmal seine Gewissensqualen und äußert tiefstes Bedauern darüber, nicht mit einer so vortrefflichen Königin verheiratet bleiben zu dürfen.
    Die Drecksarbeit erledigen seine Höflinge.
    Als Zeugen aufgerufen, erinnern sie sich plötzlich daran, dass der vierzehnjährige Arthur nach seiner Hochzeitsnacht mit Katharina völlig ausgedörrt nach Bier verlangt habe, da er »mehrmals mitten in Spanien« gewesen sei.
    Doch ein verbindliches Urteil wird nicht gefällt, der Papst beruft seinen Legaten nach Rom zurück und ordnet Vertagung an.
    D ER L ÖWE ENTDECKT SEINE P RANKEN
    Anne Boleyn hält Heinrichs Berater Wolsey für den Schuldigen am stotternden Fortgang, denn Heinrich beteuert ihr glaubhaft, er wolle sie heiraten, um den fälligen Thronerben zu zeugen.
    Der Zeitpunkt, an dem der »junge Löwe seine wahren Kräfte entdeckt«, ist gekommen. Und sein erstes Opfer heißt Wolsey. Heinrich lässt seinen langgedienten Berater verhaften. Dabei macht er sich das Parlament und ein zweihundert Jahre altes Gesetz zunutze. Das sogenannte »Statue of praemunire« erklärt es zum Hochverrat, sich in Rechtsfällen an ausländische Machthaber und Gerichte zu wenden, also auch an päpstliche. Wolsey hat dies in Heinrichs Auftrag getan und wird dafür nun verstoßen. Seiner sicheren Hinrichtung entgeht er durch seinen – möglicherweise selbst durch Gift herbeigeführten – Tod.
    Anne zeigt ihre Freude unverhohlen. Gemeinsam mit Heinrich besucht sie York Place – Wolseys Stadtpalast am Londoner Themseufer –, um Vitrinen, Wandteppiche, venezianische Gläser, orientalische Seidenkissen und Prunkbetten zu begutachten. Wolseys gesamter Besitz – der unermesslich ist – fällt der Krone zu, darunter mehrere Paläste und Landhäuser. Aus York Place wird Whitehall Palace, Annes Lieblingsresidenz. Überhaupt ist das Einkassieren von Schlössern ganz nach Heinrichs Geschmack. Am Ende seines Lebens werden es sechzig sein. Viele stammen von ehemaligen Günstlingen, die sich mehr oder minder freiwillig von ihren Besitztümern trennen oder sie gegen baufällige, ältere Modelle Heinrichs eintauschen.
    D ER B ISCHOF VON R OM
    Nach Wolseys Tod schickt Heinrich 1530 noch einmal Diplomaten – darunter taktvollerweise Annes Vater – zum Papst, um eine Annullierung zu erreichen. Clemens entlässt sie alle mit warmen, aber unverbindlichen Worten. Der
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