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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hätte.
    Die ganze Nacht über packten Evelyn und Phil.
    Zum letztenmal melkten sie die Ziegen und Kühe, ließen die Schweine aus dem Koben, gaben den Hühnern ihre Freiheit wieder, nahmen Abschied von den zahmen Leguanen und Drusenköpfen, den Tölpeln und zutraulichen Bussarden, den majestätischen Albatrossen und den kreischenden Möwen. Am frühen Morgen wanderten sie noch einmal ins Innere der Insel und blickten von einer Erhebung hinüber zu der großen Seelöwenkolonie und den Steilhängen, gegen die das Meer schäumte und künstliche Regenbogen erzeugte.
    »Es fällt dir schwer, nicht wahr?« fragte sie. Sie hatte den Arm um seine Hüfte gelegt und lehnte sich an ihn.
    »Nein –«, antwortete Hassler.
    »Es ist lieb, daß du jetzt lügst. Aber ich sehe deine Augen.«
    »Nur ein bißchen Wehmut, Eve.«
    »Sollen wir bleiben? Ja! Wir schicken Don Fernando wieder weg.«
    »Jetzt sehe ich deine Augen«, sagte er leise und wandte sich vom Anblick seiner Insel weg. Er drückte Evelyn an sich und ging, den Arm um sie gelegt, zurück zu seiner Wohnhöhle. Die Kisten mit den Dingen, die sie nicht auf der Insel lassen wollten, waren schon unten in der Bucht im Sand gestapelt. Zwischen den sieben Palmen gleißte und schimmerte der Inkaschatz in der Morgensonne.
    »Keine Angst, Eve! Der Commander wird uns abholen. – Wo willst du hin? Südamerika? Die USA? Europa?« Er lachte jungenhaft und machte eine Armbewegung, die den ganzen Erdball einschloß. »Such dir etwas aus. Die ganze Welt steht uns zur Verfügung!«
    »Wo du hingehst, Phil …«
    »Ich weiß es wirklich noch nicht! – Rio de Janeiro?«
    »Gut.«
    »Rom?«
    »Gut.«
    »San Francisco?«
    »Von mir aus.«
    »Hast du keine Heimat? Keinen Wunsch?«
    »Nein. Meine Heimat bist du! Und ein Wunsch? Ich möchte dich immer lieben.«
    Die ›Panther‹ fuhr gegen 10 Uhr vormittags bis an die erste, äußere Barriere der ›Sieben Palmen‹ heran. Dann hievten die Matrosen die Schaluppe zu Wasser, und Don Fernando selbst ließ sich durch die Brandung der drei gefährlichen Klippentore bringen. Phil und Evelyn erwarteten ihn am Strand und rannten auf ihn zu, umarmten ihn, bis zu den Hüften im seichten Wasser stehend, und wateten neben ihm her an Land, während der Commander sich von einem kräftigen Matrosen auf der Schulter aufs Trockene tragen ließ.
    »Du lieber Himmel, das Schiff liegt ja auf Grund!« rief Don Fernando. Es war das erste, was er in der Bucht bemerkt hatte. »Wie war denn das möglich?!«
    »Sie stellen harmlose Fragen, Don Fernando«, lachte Phil. »Aber das wird sich ändern. Sie werden staunen, was auf dieser einsamen Insel, in diesem sogenannten Paradies, alles möglich gewesen ist! – Haben Sie eine Sonnenbrille bei sich?«
    »Ja.« Der Commander sah Phil kritisch an. »Warum?«
    »Setzen Sie sie auf, Don Fernando!« sagte Evelyn fröhlich. »Es könnte sonst sein, daß Sie oben auf dem Felsen, bei den sieben Palmen, geblendet werden.«
    Eine Stunde später durchbrach die kleine Schaluppe wieder die Gischtbarrieren und schoß hinüber zu dem ankernden Kanonenboot. Auf der Insel blieben der II. Offizier, ein Leutnant und drei Mann zurück, um bei dem Schatz Wache zu halten. Obgleich es niemanden gab, der ihn noch stehlen konnte, war es militärisch einfach eine Notwendigkeit, eine Wache zurückzulassen. Hier war auch der charmante Don Fernando nichts anderes als ein nach dem Reglement denkender Soldat.
    »Da treffe ich keine Entscheidung mehr«, sagte er, während sie im ruhigen Wasser zur ›Panther‹ fuhren. »Das ist jetzt Sache der Admiralität. Und wenn ich diesen Inkaschatz wirklich an Bord nehme, dann nur, wenn ich geradenwegs zum Festland dampfen kann. So viel Reichtum an Bord kann unheimliche menschliche Schwächen auslösen. Man hat schon um weniger Geld gemeutert.« Er beugte sich vor und stieß Hassler leicht in die Seite. »Unter uns geflüstert, und nur als verwerflicher Gedanke gedacht: Sie sind doch ein Rindvieh, Phil!«
    »Wieso?« fragte Hassler unschuldig.
    »Das mit dem Riesenschatz hätten wir unter uns aushandeln können. Jetzt wird in Kürze die ganze Welt wissen, was da ans Tageslicht gekommen ist, und der Staat kassiert alles. Hoffen Sie auf keine Belohnung. Im Gegenteil, es wird peinliche Untersuchungen und Verhöre geben. Zu spät, um clever zu sein, Phil. – Aber das war nur ein ketzerischer Gedanke von mir, weiter nichts.«
    »Auch wenn er ernsthaft gemeint wäre – er wäre unausführbar
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