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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird dir alles so leicht sein wie eine Feder.«
    Er ging voraus, zog Phil an der Leine hinter sich her und blieb nur einen Augenblick stehen, als er an Evelyn vorbeikam.
    »Keine Tricks, Baby!« brüllte er furchterregend. »Ich lasse mir mein Hündchen nicht wegnehmen!«
    »Bleib hier, Eve«, keuchte Phil. Er umklammerte die Götterstatue auf seinem Rücken. Schweiß überflutete sein Gesicht und brannte in den Augen. »Es wird alles gut ausgehen! Glaub mir. Wir haben schon viel gewonnen: Zeit …«
    »Phil –«, stammelte sie. »Phil, er wird dich umbringen.«
    »So schnell nicht.«
    Sempa ging weiter und zog kräftig an der Leine. Phil mußte folgen, um nicht von der Schlinge erdrosselt zu werden. Wie Herr und Hund trotteten sie über die Insel, zu dem großen erloschenen Vulkankrater, in dessen Innenwand die Höhlen voller Gold gelegen hatten.
    Drei Tage lang schuftete Phil bis zum Umfallen.
    Drei Tage lang mußte er allein den größten Teil des Schatzes einpacken und wieder auspacken, vom Plateau zu den Höhlen und wieder zurück tragen und anschließend nach Sempas gebrüllten Anweisungen im weiten Umkreis der sieben Palmen aufbauen. Kisten mit Goldmünzen und Schmuck, die sie noch gar nicht geöffnet hatten, wurden ausgeschüttet, Säcke voller Edelsteine, Figuren, Teller, Vasen, Kultgefäße und Bildtafeln. Sempa hatte Hassler für diese Knochenarbeit natürlich die Hände losbinden müssen, auch die Fußfesseln ließ er weg, aber er war immer in Phils Nähe, ein Gewehr im Anschlag, nach allen Seiten sichernd, nie so nahe herankommend, daß sich Phil mit einem verzweifelten Satz auf ihn stürzen und ihn überrumpeln könnte.
    Drei Tage lang von den sieben Palmen zum Krater und zurück. Hin und her, Kiste nach Kiste. Einpacken, wegschleppen, ausladen, einpacken, zurück zu den sieben Palmen, alles ausschütten, Figuren in Formationen aufstellen, herumhüpfen, bellen, Männchen machen … Und wieder Kisten und Säcke, Statuen und dicke massive Goldplatten …
    Die Schultern wurden aufgescheuert, die Haut platzte, der Nacken schwoll an, eine handgroße Wunde bildete sich am Rücken. Am Ende des dritten Tages zitterten Phil kraftlos die Arme. Jeder Meter wurde zur Qual, die Beine knickten ihm weg. Schließlich lag er auf der Seite auf dem Felsboden und ließ Sempas Gebrüll ohne Reaktion über sich ergehen.
    »Was ist denn das?!« grölte Sempa und schlug nach Phil mit dem Nylonseil. »Schlapp machen?! Tatsächlich! Er macht schlapp! Früher hat er die Weiber reihenweise umgelegt, und jetzt verdreht er schon die Augen, wenn er ein paar Kisten tragen muß! Keine Sabotage, mein Hündchen! Kein billiges Theater! Bist du ein Fußballspieler?! Mich legst du mit solchen Tricks nicht herein! Oder hast du Pudding in den Muskeln?«
    Mit Sempa zu diskutieren, war völlig sinnlos. Das hatte Phil in den vergangenen drei Tagen eingesehen. Es war besser, sich zunächst allem zu unterwerfen, was er anordnete. Ihn mit Widerspruch zu reizen, war fast wie ein Selbstmord.
    Gegessen wurde wie früher am großen Tisch vor der Wohnhöhle. Evelyn kochte und briet, quirlte Eier in den Rotwein, den Phil trank, und wartete auf einen günstigen Moment, um Sempa von Phil abzulenken. Da hätte sich vielleicht eine Chance zur Flucht geboten, aber Sempa hatte ein Verfahren entwickelt, das jeden Gedanken daran illusorisch machte: Zuerst aß er zusammen mit Yuma, und Phil, mit der Schlinge um den Hals, hockte neben ihm auf der Erde wie ein Hund. Dann durften Evelyn und Hassler essen, und Sempa stand abseits, das Schnellfeuergewehr auf sie gerichtet.
    Auch die Nächte brachten keine Chance. Wenn das Abendrot Insel und Meer verzauberte, band Sempa wieder den Strick um Phils Hals und verschwand mit ihm im Inneren der Insel. In den Kratern, im Buschland, in irgendeiner der vielen Höhlen, die von Luftblasen und Erosionen der Jahrhunderte im porösen Lavagestein gebildet worden waren, durfte Phil seinen kurzen, bleiernen Schlaf halten.
    Nachts durch die Insel zu streifen und Phil zu suchen, war für Evelyn unmöglich. Einmal war sie ihnen in der Abenddämmerung nachgeschlichen, aber Sempa hatte es bemerkt. Sofort band er Phil an einem dornigen Baum fest und stürzte brüllend wie ein wildes Tier auf Evelyn. Es blieb ihr nur die Flucht – und als sie später zurückkam, um die Spur wieder aufzunehmen, gab es keine Anhaltspunkte mehr.
    Am frühen Morgen, noch während der Himmel goldgestreift sich im dunklen Meer spiegelte, weckte Sempa mit einem
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