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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Yupanqui! Du heißt Sempa. Ari Sempa!«
    »Halt's Maul!« Ari sprang auf, band Phil von der Palme los, ließ aber seine Hände auf dem Rücken gefesselt. Er legte ihm wieder die Schlinge um den Hals und ließ das lange Seil auf- und abschnellen. Dabei lachte er dröhnend und zog kräftig an dem Strick. Phil Hassler schwankte ein paar Schritte vorwärts.
    »Welch ein schönes Hündchen!« grölte Sempa. »Steht da und macht Männchen! Los, geh ab! Setz dich! Was sagt ein braver Hund zu seinem Herrchen?! Sitz!«
    Er riß wieder an der Leine. Die Schlinge zog sich zu. Phil blieb nichts anderes übrig, als sich auf die Knie fallen zu lassen. Sempa nickte zufrieden.
    »Gut so –«, sagte er. »Gut, mein Hündchen! Und wie spricht der Hund? Na, wie spricht er? Wie begrüßt er sein liebes Herrchen?«
    Wieder der Ruck an der langen Leine. Die Schlinge schloß sich, der verschiebbare Knoten drückte gegen Phils Kehlkopf. Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren. Ein kräftiger Zug genügte, und Phil war erwürgt.
    Er reckte den Kopf vor, um dem Gefühl des Erdrosseltwerdens zu entgehen, und begann zu bellen. »Wauwauwau!« keuchte er und kroch dabei auf den Knien näher an Sempa heran. Die Leine lockerte sich, die Schlinge wurde wieder weiter. Luft! O Luft! Köstliche Luft! »Wauwauwau …«
    Sempa stampfte vor Vergnügen. Er winkte Phil zu, so wie man einem dressierten Hund befiehlt, seine Paradestückchen vorzuführen, und damit begann ein minutenlanges grausames Spiel: bellen und Pfötchen geben, im Kreise herumtanzen und auf allen Vieren hüpfen, Männchen machen und immer wieder bellen.
    Hassler tat alles. Die totale Entwürdigung schluckte er herunter. Er dachte nur daran, Zeit zu gewinnen, jetzt, in dieser kritischen Phase, zu überleben, und wenn es auch als Hund war. Einmal ermüdete dieses Spiel auch Sempa, dann konnte man weitersehen und neue Handlungen vorbereiten. Die tödliche Schlinge um seinen Hals zwang ihn zur Willenlosigkeit, aber jede Stunde, die er weiterlebte, war ein Gewinn, für Sempa dagegen ein Verlust. Er verlor diese Stunde an seinen Wahnsinn.
    Evelyn stand in sicherer Entfernung in der Nähe der Wohnhöhlen. Tränen liefen über ihr Gesicht, doch auch sie war zur Wehrlosigkeit verurteilt. Ein einziger Versuch, Phil zu helfen, hatte es gezeigt: Als sie mit Steinen nach Sempa warf und seinen Kopf traf, grunzte er laut wie ein Stier und zog sofort die Schlinge zu. Phil kippte, für ein paar Sekunden gewürgt, nach vorn und schlug mit der Stirn auf den Felsboden. Als er sich wieder aufrichtete, war die Stirnhaut verletzt. Kleine Blutstropfen sickerten durch die Risse.
    »Komm, mein Hündchen!« sagte Sempa zufrieden. Phil kniete auf der ›Kegelbahn‹ und hatte gerade einen Luftsprung machen müssen. »So war es brav! Bist ein braves Luderchen! Und jetzt tragen wir den ganzen Schatz hin und her und bauen ihn neu wieder auf. Ich kann mich erinnern, daß hier jemand, ein lächerlich eingebildeter Bursche, immer nein zu mir sagte und mich alles allein tun ließ! Das ist vorbei! Von jetzt ab arbeitest du!«
    Zeit gewinnen, sagte sich Phil immer wieder. Zeit! Zeit! Höre alles klaglos an, was er sagt, tu alles, was er will, widersprich ihm nicht. Sein Zerfall ist schneller als er handeln kann.
    »Ich war immer der Stärkere!« sagte Sempa stolz. »Und ich habe auf den Tag gewartet, an dem ich es beweisen kann! Hündchen, wenn ich sage: Du allein trägst das Gold zu den Höhlen und zu den sieben Palmen wieder zurück, was antwortest du da?«
    »Ari –«
    »Was antwortest du? Etwa nein? Ha?« Er zog an der Leine, die Schlinge schnellte zu. Phil taumelte auf den Knien und rang nach Luft. »Du trägst den Schatz herum und baust mir aus Münzen, Goldplatten und Edelsteinen eine Wanne! Ich will mich in meinem Gold baden.«
    Er näherte sich vorsichtig Hassler, als könne der ihm noch immer gefährlich werden, band ihm die Hände los und zog ihn auf die Füße. Phil lehnte sich einen Augenblick an Sempa, seine Lungen blähten sich. Das war hart vor dem Ende, dachte er. Ein bißchen fester gerissen, und er hätte mich erdrosselt.
    »Dort liegen die Säcke, dort stehen die Kisten«, sagte Sempa. »Pack sie ein! Und dann spielen wir die Komödie vom Hündchen, das einen Inkaschatz auf dem Rücken trägt!«
    Er lachte dröhnend, wuchtete Hassler eine Götterfigur auf den Buckel und bog sich vor Vergnügen, als Phil unter der Last in den Knien einknickte.
    »Daran gewöhnt man sich!« schrie Sempa. »Nach zwei Tagen
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