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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hetze nach Geld, kein Umsichtreten und Katzbuckeln, kein Konkurrenzkampf und keine Politik …«
    Der Kommandant gab über das Brückentelefon den Befehl, die kleine Motorbarkasse zu Wasser zu lassen. Mit ihr konnte es – mit viel Glück und Geschick – gelingen, die Bucht hinter den drei Felsbarrieren und den Sandstrand zu erreichen. Daß die Brandung heute geradezu gnädig und der Wind fast eingeschlafen war, gehörte zu den Seltenheiten dieser Insel.
    »Aber es ist ja alles nicht wahr!« sagte Don Fernando und beobachtete die Insel durch sein Fernglas. »Kein Krieg? Alles auf dieser Insel bekriegt sich! Jeder vernichtet jeden – denn jeder will überleben! So führen sie alle Krieg: die Farne gegen die Flechten, die Robben gegen die Haie, die Kormorane gegen die Fische. Jeder Vogel muß seine Eier gegen die größeren Vögel verteidigen, gegen Schlangen und Meerechsen, Drusenköpfe und Leguane, und wenn es auf der Insel, wie es die Hubschrauberfotos beweisen, noch wilde Rinder, Schweine und Ziegen gibt, dann kämpft wirklich jeder gegen jeden! Und keine Politik? Die Galapagosinseln haben eine höchst wichtige strategische Lage, vor allem für die Kontrolle des Panamakanals: als Flugbasis!«
    »Ich weiß, es waren einmal Amerikaner hier, die Flugbasis von Baltra …«
    »Stimmt«, sagte Don Fernando. »Über tausend Mann! Dann der Flugplatz von Hood!« Er blickte wieder durch das Fernglas. »Und Frauen gibt's hier auch nicht …«
    »Das ist kein Problem für mich.«
    Der Mann an der Reling starrte hinüber zu der Insel mit den sieben Palmen. Sie schien so nahe zu sein, als könnte man mit ein paar kräftigen Zügen hinüberschwimmen. Aber sie war wie eine Festung, geschützt durch Lavamauern, Klippen, Korallenbänke, Strudel, hochgischtende Brandungen, durch mörderische Haie in den fischreichen Gewässern – und Gefahren, die noch keiner kannte.
    ›Die sieben Palmen‹ hatte wohl noch kein Mensch betreten. Nur überflogen. Vielleicht waren ein paar Fischer hier schon mal an Land gegangen, wenn sie von anderen Inseln wie San Cristóbal, Santa Cruz, James oder Floreana herübergekommen waren. Allein diese Eilande – und Isabela, die größte der Galapagosinseln, waren bewohnt. Die Fischer aber waren wortkarg. Die gewaltige Natur hatte sie still und duldsam gemacht, bescheiden und demütig. Für sie war jeder Tag ein ernstes Zwiegespräch mit der Landschaft, die einmal aus Feuer entstanden war.
    »Sie kennen meine Geschichte?« fragte der Mann an der Reling, während an Backbord die Barkasse ins Wasser gehievt wurde.
    Der Kommandant nickte. »Don Domingo hat mir ein bißchen erzählt.«
    Der Mann an der Reling lachte. »Peres Domingo, ›Gouverneur‹ der Galapagosinseln! Ein braver Mann mit einem gesunden Menschenverstand. ›Man sollte Sie einfach einsperren!‹ hat er zu mir gesagt, als ich mich bei ihm vorstellte. ›Ich weiß, unsere Botschaft in Bonn hat uns unterrichtet. Und der Botschafter Ihres Landes hat, obwohl er Sie auch für idiotisch hielt, mit unserem Innenminister über Sie gesprochen. Und mit dem Marineminister auch. Aber nun sind Sie tatsächlich hier! Man sollte Sie illegal inhaftieren, Ihnen eine hübsche Señorita in die Zelle schicken und eine Woche lang in Ruhe lassen! Nach dieser Woche haben Sie bestimmt keine Sehnsucht mehr nach den Galapagosinseln, weil Ihnen die Schenkel der Señorita viel lieber sein werden!‹ Soweit der Gouverneur.« Der Mann an der Reling grinste.
    »Bravo für Don Peres!« rief Don Fernando. Die Barkasse klatschte in den Ozean. Ein junger Leutnant kletterte an der Bordwand die Strickleiter hinunter.
    »Ihr habt wohl nur Weiber im Kopf, was?« fragte der Mann.
    »Nennen Sie mir was Schöneres auf dieser Welt, Don Philipp!«
    »Das ist es! ›Die sieben Palmen!‹ Mein Paradies. Gehört mir ganz allein! Von Ihrer Regierung verbrieft. Zwar Naturschutzgebiet, aber ich werde mich voll in diese Natur integrieren. Ich zerstöre nichts.«
    »Der Mensch zerstört immer!«
    »Immer dieselben Redensarten!« Der Mann an der Reling setzte seinen Segeltuchhut wieder auf. »Wissen Sie, daß meine noch lebende Verwandtschaft – zwei Neffen, eine Nichte und sogar ein Halbbruder, Sohn aus zweiter Ehe meines Vaters – mich in Deutschland entmündigen lassen wollten – nur weil ich für immer in die Einsamkeit ziehen will?«
    »Das halte ich sogar für sehr logisch. Pardon, Don Philipp.«
    »Macht nichts. Ich habe mich an solchen Sarkasmus gewöhnt. Zwei Jahre lange habe ich
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