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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir alle gemeinsam glücklich sein.«
    Phil Hassler kroch in seinen gefütterten Schlafsack – es wurde fühlbar kälter, das poröse Vulkangestein hielt keine Hitze fest –, zog den Kopfteil über sein Gesicht und schlief ein. Die beiden Leguane legten sich neben ihn, als gehörten sie dazu. Als sei Phil Hassler der größte aller Drusenköpfe und damit ihr Herrscher. Der Bussard flog davon.
    Die Nacht war gekommen, der Ozean brach sich an den Lavaklippen, der Gischt schäumte über die Barrieren. Und über allem wölbte sich ein klarer Sternenhimmel mit Millionen glitzernder Punkte, die ahnen ließen, was Unendlichkeit ist.
    In der Nacht träumte Phil Hassler, er liege mit Fifi Schweitzer im Bett. Fifi war Fotomodell in der Konfektionsabteilung der JOHAS-Werke von Krefeld. Ein abscheulich-schöner Traum – wenn man von all dem nichts mehr wissen will!
    Er wachte einmal kurz auf, bemerkte, daß das Drusenpärchen auf seinem Leib schlief und der Druck auf seinen Unterkörper vielleicht den Traum ausgelöst hatte. Aber er verjagte die Leguane nicht und schlief lächelnd wieder ein.
    Das ist das Paradies, dachte er. Das ist das Paradies.

2
    Wer die Geschichte von Robinson Crusoe kennt, für den können wir zwei Monate überschlagen.
    Er weiß, was man alles tun muß, um sich eine Schlafhöhle einzurichten, wilde Ziegen einzufangen und zu melken, ein Feuer zu entfachen und den Brand zu halten, Wasser zu holen und erst abzuschmecken, ob es kein Bitterwasser ist … Nichts Neues für Robinsonleser. Und wer Robinson nicht kennt, der weiß es jetzt auch: Zwei Monate lang suchte Phil Hassler seine Insel ab, fand eine schöne große Höhle und entdeckte wilde Ziegen, Schweine und Kühe, fing sie nach Cowboyart mit einem Lasso ein und gewöhnte die Tiere an seine Nähe, baute seine Höhle geradezu komfortabel aus, denn er hatte ja alles bei sich, alle Werkzeuge, sogar einen mit Benzin getriebenen kleinen Generator. Er schaufelte in die Geröllhalde zur Bucht eine Art Treppenweg und war vom Morgengrauen bis zur Dunkelheit des Abends unterwegs und beschäftigt.
    Ein paarmal zirpte es im Funkgerät, aber er ging nicht darauf ein. Abgemacht ist abgemacht, dachte er. Wer's auch ist: Ich muß mich melden! Und mir geht es gut. Nein, mir geht es blendend! Ich bin körperlich so fit wie nie! Ich kann atmen wie ein Kampfstier! Mein Blutdruck ist phantastisch! Das Gift der Zivilisation ist aus mir weggeblasen. Ich bin ein Mensch und ein Stück dieser Natur. Freund der Leguane und Bussarde, der Seelöwen und Tölpel.
    Das erste Feld ist auch schon angelegt. Ein Gemüsegarten zwischen den sieben Palmen. Nur der Samen für den Kohl und Salat und die Saatkartoffeln sind noch Kinder der Zivilisation. Aber die zweite Ernte werde ich schon aus eigenem Saatgut ziehen. Die Sieben-Palmen-Kultur! Später wird noch mehr dazukommen: Bananen, Avocados, Papayas, vielleicht sogar Orangen und Zitronen. Das Meer wimmelte von eßbaren Fischen, das hatte er schon am ersten Tag festgestellt. Bei der dritten, inneren Lavabarriere gab es auch keine Haie mehr; da war das Meer zu flach. Hier konnte man Fische sogar mit der Hand fangen, so zutraulich waren sie. Wenn man im Wasser stand, umwimmelten sie in Schwärmen die Beine.
    Nach zwei Monaten war Phil Hassler wirklich davon überzeugt, das Paradies entdeckt zu haben. Zweimal überflog ein Militärhubschrauber ganz niedrig die Insel. Da legte Hassler mit weißen Steinen auf schwarzem Lavagrund eine große Schrift in Spanisch: Laßt mich in Ruhe!
    Ein drittes Mal suchte der Hubschrauber nicht mehr.
    Es war an einem Abend zu Beginn des dritten Monats, als Phil vom Aussichtsplatz seiner Höhle unter den sieben Palmen ein weißes, schnittiges Motorboot entdeckte, eines von der Art, wie er sie von St. Tropez und Cannes her kannte. Eine Yacht, die gut ihre 300.000 Dollar gekostet haben mochte und die jetzt – anders als die Barkasse des Kanonenbootes – fast mühelos den Einschlupf durch die Dreifachbarriere fand und an den Strand steuerte.
    Die weiße Yacht kam sehr nahe heran, eine Leiter glitt ins seichte Wasser, und drei Männer in Jeans und bunten Hemden wateten an Land. Phil betrachtete sie nachdenklich, denn sie bewegten sich so, als würden sie die Insel kennen. Am Heck der Yacht flatterte keine Nationalflagge. Als alter Yachtbesitzer wußte Phil, daß hier etwas nicht stimmen konnte. Widerwillig nahm er sein Gewehr aus der Höhle, lud es mit einem vollen Magazin und begann dann über seinen Treppenweg
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