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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Über eine Geröllhalde, in der weißblühender Ginster in niedrigen, fast runden Büschen wuchs, hingetupft, als habe ein Riese diese steinige Öde mit einigen Farbflecken beleben wollen, erreichte er endlich, schwitzend und schwer atmend, die Stelle, wo die Insel durch zwei Süßwasserquellen fruchtbar war, und die sieben Palmen im Wind schwankten.
    Das muß aufhören, dachte Phil. Dieses schwere Atmen beim Aufstieg vom Strand bis zu meinen sieben Palmen! Das sind die ungezählten Zigaretten, die die Lungenbläschen verstopft, das sind die harten Drinks, die den Blutdruck hochgetrieben haben.
    Vorbei! Alles vorbei! Ich habe meine Insel aus Basalt und Lava, aus Bimssand und Korallenbänken. Ich habe einen Boden, der in Millionen Jahren durch Erosion verwitterte und nur darauf wartete, daß Phantasie und Wasser einen Garten aus ihm machen. Ich habe meine zwei Hände und meinen Willen zu leben – liebe Tabaklungen, keucht euch aus, entlüftet euch bis in die Spitzen: Jetzt werdet ihr gebraucht.
    Er stellte sich zwischen die sieben Palmen und war plötzlich glücklich.
    Vögel umkreisten ihn. Er kannte sie nur aus den Büchern, die er vorher über die Galapagosinseln gelesen hatte. Er war kein Biologe und kein Vogelkundler. Ob das, was ihn umflog, ein Galapagosbussard war, ein Tölpel, ein Fregattvogel oder eine Gabelschwanzmöwe – das war ihm im Augenblick völlig gleichgültig. Von seinen sieben Palmen aus konnte er die Insel nach allen Seiten übersehen. Er wußte: Im Norden war eine Felsenbucht mit einem Plateau; auf dem lebte eine große Seelöwenkolonie. Südlicher war ein Tummelplatz von Tausenden von Meerechsen, und an einer Stelle im Osten gab es noch eine Gruppe von zwölf riesigen Elefantenschildkröten und eine Albatroskolonie. Das alles hatten Biologen und Zoologen notiert, als sie hier mit dem Hubschrauber gelandet waren und die ›Sieben Palmen‹ als ›Lebensraum für den verrückten Hassler‹ – wie ihn sein deutscher Landsmann, Dr. Hardtmann vom Darwininstitut auf Santa Cruz nannte – für Wohnzwecke freigegeben hatten. Denn bis auf Baltra mit seinem Flughafen war der ganze Archipel Naturschutzgebiet.
    Und noch etwas gab es hier, zurückgelassen von Seeräubern des 18. Jahrhunderts: verwilderte Hausziegen, Schweine und sogar vier wilde Kühe.
    Die Sonne versank im Ozean, ein glutender Ball. Ein faszinierender Anblick: Man erwartete jeden Augenblick, daß das Meer zu kochen anfing. Hassler hatte nur noch wenig Zeit, sich für die erste Nacht einzurichten.
    Er lief hinunter zum Strand, holte seinen Schlafsack aus gefüttertem Nylon – so etwas hatte Adam im Paradies nicht, dachte er, als er ihn ausbreitete – und trug alles, was er für den nächsten Morgen brauchte, bis nahe an die steilen Felsen.
    Als er überblickte, was er sich da alles zurechtgelegt hatte, schämte er sich ein wenig. Er hatte auch die Waffen mitgenommen: Gewehre, Pistolen und die Munitionskästen. Ein großer Raubvogel – das muß ein Bussard sein, dachte Phil – flog elegant heran, ließ sich vor seinen Füßen nieder und blinzelte ihn ohne Scheu an.
    Was ist ein Mensch? Er kannte keinen. Er vertraute dem fremden Wesen, so wie im Paradies jeder dem anderen vertraut. Hier wußte man noch nicht, daß Gottes grausamste Schöpfung der Mensch ist.
    Über den Sand, die Basaltwand entlang, dort, wo sich Phil sein erstes Nachtlager errichten wollte, krochen zwei große Reptilien, sogenannte Drusenköpfe, auf ihn zu. Leguane, die aussehen wie Drachen aus Märchen und Sagen.
    Phil wollte sie verjagen. Er nahm einen Stock, aber dann sah er, wie die Landleguane ihn neugierig beäugten. Zutraulich kamen sie zu ihm, richteten sich auf den Hinterbeinen auf, wobei sie den langen, dicken Schwanz als Stütze benutzten. Sie machten ›Männchen‹. Phil lachte, etwas heiser. Dann öffnete er einen Plastikbeutel und holte ein Stück Wurst heraus. Das Drusenpärchen beschnupperte das fremde Gebilde, schien es zu verachten, und machte weiter ›Männchen‹.
    Ach ja, es sind Pflanzenfresser, dachte Phil. Lieblingsspeise Kaktusfeigen. Und die Kakteen selbst. Die Leguane entstacheln sie, indem sie die Kakteen so lange über den Felsboden rollen, bis die Stacheln abgebrochen sind. Fast eine Intelligenzleistung.
    »Ich habe keine Kakteenfeigen bei mir, liebe Freunde«, sagte Phil zu dem Leguanpaar. »Und für dich keine Mäuse oder Küken, lieber Bussard! Ihr müßt warten, bis ich ›Die sieben Palmen‹ zu meinem Land gemacht habe. Dann werden
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