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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Abstieg durch den Lavarücken.
    Wer es auch ist, dachte er, verdammt, ich will meine Ruhe haben! Man braucht mir keinen zu schicken, der mich fragt, wie's mir geht. Und wenn es Reporter sind, die eine sensationelle Story wittern, sind sie an einen Zitronenhändler geraten. Warum kann man mich nicht in Ruhe lassen?
    Phil überlegte, ob er weitergehen solle, oder ob es besser sei, die Männer zu sich kommen zu lassen. Er entschloß sich nach kurzer Abwägung der Sachlage doch, den Besuch gleich unten am Lavarücken aufzuhalten, um – falls es wirklich Reporter waren, denen der besorgte Don Fernando vielleicht einen Tip gegeben hatte, weil Hassler nie auf seine Funkrufzeichen geantwortet hatte – ihnen gar nicht erst Gelegenheit zu geben, Fotos von seinem ›Wohnbereich‹ zu schießen.
    Der Robinson mit der Luxushöhle. Wer grillt denn da auf Galapagos? Ein deutscher Millionär spielt den Eremiten. Der ›neue erste Mensch‹ mit Generator und Seefunkeinrichtung.
    Schlagzeilen, die er vor sich sah und die er vermeiden wollte. Jungs, ich habe erst zwei Monate hinter mir! Jetzt geht es in den dritten … und ich bin glücklich. Nur eins interessiert mich: Wer von euch ist der großartige Seemann, der den Einschlupf durch die drei Barrieren gefunden hat? Das war eine Meisterleistung.
    Phil Hassler blieb auf halber Höhe seiner Lavahalde stehen und wollte gerade rufen: »Bleibt unten, Jungs! Ich komme herunter! Ich möchte keinen Streit mit euch!« – als einer der Männer die fremde Gestalt auf der Insel entdeckte: einen Mann, deutlich sichtbar gegen den blauen Himmel.
    Die drei blieben zunächst wie erstarrt stehen, aber dann warfen sie sich blitzschnell in das Geröll, rissen aus ihren breiten Gürteln Revolver und begannen, ohne Anruf beidhändig zu schießen.
    Phil ließ sich in den körnigen Lavasand fallen, kroch hinter einen dicken, rotbraunen Steinblock, der aus unvorstellbarer Glut zusammengebacken, härter als Eisen war, entsicherte sein Gewehr und beobachtete mit Schrecken, wie die drei Männer, wild um sich schießend, auf ihn losstürmten. Sie taten es gleichsam professionell. Während zwei feuerten, sprang der erste weiter, dann gab er den beiden anderen Feuerschutz, die im Zickzack über den Lavarücken hetzten. Sie schossen, obgleich Phil sich nicht rührte. Er lag hinter seinem großen Lavastein, den Kolben des Gewehrs an die Schulter gedrückt, und wartete in einer blödsinnigen Gutgläubigkeit darauf, daß die drei sich endlich besannen und ihm zu erkennen gaben, was sie wollten.
    »Nein!« wollte Phil schreien. »Ihr irrt euch! Ich bin genau das Gegenteil von dem, was ihr vielleicht denkt! Ich will Ruhe! Frieden! Freundschaft! Menschlichkeit! Ich will nicht töten, ich will nur leben! Warum schießt ihr denn auf mich wie die Irren? Was habe ich euch getan?«
    Aber die drei Männer stürmten weiter. Als sie Phil hinter seinem Steinklotz entdeckt hatten, warfen sie sich wieder auf den Lavaboden und feuerten jetzt gezielt auf den fassungslosen Hassler.
    »Komm raus!« brüllte einer von ihnen, während die anderen ihre Revolver nachluden. »Los! Komm raus, du Saukerl! Du hast keine Chance! Wir versprechen dir ein sicheres Grab bei den Haien! Nun mach schon! Flossen hoch und ganz langsam hierher kommen!«
    Es gibt keinen Frieden, dachte Phil bitter. Es gibt keine Paradiese. Es gibt keinen Ort auf dieser Erde, wo der Mensch nicht Blut vergießt. Selbst auf der weltvergessenen Insel. ›Die sieben Palmen‹. Hätte ich mit Don Fernando gewettet – jetzt hätte ich die Million Mark verloren. Jetzt. In diesen paar verfluchten Sekunden, in denen ich zielen und den Zeigefinger krümmen muß.
    Phil schoß zurück. Es ging nicht anders, er mußte es tun. Die drei Männer robbten an ihn heran.
    St. Moritz, dachte Phil mit einem bitteren Geschmack im Mund. Der Schießstand des Jet-set. Preisschießen. Erster Preis ein Spanferkel. Aber im Hintergrund wartete der Hauptpreis: die junge Baronin von Saagfelden. Blondmähnig, spitze Brüste, Gazellenbeine. Es war ein Preisschießen bis zum Umfallen …
    Fast mit geschlossenen Augen zog Phil durch. Er wußte, was kommen mußte: ein Aufschrei, das Aufbäumen eines Körpers, das Zusammenfallen. Dann Stille. Die Sekunde, die man dem Tod widmet.
    Der zweite Schuß. Das gleiche. Furchtbar, zum Aufschreien entsetzlich. Das Auslöschen eines Lebens, auch wenn es hier reine Notwehr war.
    Der dritte Mann verzichtete darauf, allein, ohne seine Kumpane, noch ein Held zu sein.
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