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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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haben!«
    Noch Stunden später grübelte Matthias über die Geschehnisse nach, wollte, nein konnte nicht glauben, sich die Frau eingebildet zu haben. Versonnen saß er auf einem Felsen, außerhalb der Klostermauern und schaute hinaus auf das tiefblaue Meer. Dabei blätterte er in Caravaggios Skizzenbuch bis zu einer ganz bestimmten Seite.
    »Und sie war es doch!«, sagte er halblaut vor sich hin.
    »Wer war was?« hörte er eine Frage, drehte sich zurück und erblickte Maurus.
    »Ach, du bist es, mein Freund«, begrüßte er den Jesuiten und drehte sich wieder zum Meer hin. Leichter Wind war aufgekommen und auf den tanzenden Wellen des Meeres kräuselten sich weiße Schaumkronen. Maurus setzte sich neben ihn. Matthias hielt ihm das Skizzenbuch hin.
    »Sie war es, ganz gewiss!«
    »Wunderschön«, stellte der Jesuit fest. »Kaum zu glauben, das sie eine Hure gewesen sein soll.«
    Er ließ offen, wen er meinte.
    »Ja«, antwortete Matthias knapp.
    Sie blieben noch zwei Tage auf Patmos, als Gäste im Kloster. Michail Christodulos ließ es sich nicht nehmen, ihnen höchstselbst die heilige Grotte zu zeigen, in der Johannes seine Offenbarung geschrieben haben sollte.
    Als die Zeit des Abschieds kam, ließ es sich Sulaiman al Mazar nicht nehmen, die beiden Freunde nach Rom zu bringen, um auch Zeugnis über die Ereignisse abzulegen, über Pater Theophils Tod und Balduin Oudenaardes perfides Spiel. Außerdem beauftragte Abt Michail Christodulos einen der Brüder des Klosters, sie zu begleiten, um auch seinerseits die Wahrheit zu bekunden.
    Als die Dau ablegte und das offene Meer erreicht hatte, blickte Matthias zurück. Die mächtigen festungsartigen Mauern des Klosters Agios Ioannis beherrschten nicht nur die Hafenbucht, sondern waren auch weit vom Meer aus sehen. Für einen Augenblick glaubte Matthias zwischen den Zinnen das Gesicht einer Frau auszumachen. Sie winkte!
    Nein, das kann nicht sein, dachte er bei sich. Das wäre wirklich unglaublich. Sie würde mir niemals zuwinken – oder doch?

Kapitel 44
Rückkehr nach Rom
    Matthias saß mit Sulaiman al Mazar unter einem Sonnensegel auf dem Achterdeck und spielte Schach. Ein Spiel, bei dem es ihm zunehmend gelang, seine Gedanken zu ordnen, sich auf das Wesentliche zu beschränken, um daraus resultierend taktische Manöver zu entwickeln. Dazu aßen sie Baklava, ein Gebäck bestehend aus zwei dünnen Lagen Teig, gefüllt mit Pistazien, Mandeln, Honig und Zucker. Als Getränk servierte al Mazar schwarzen Mokka.
    Maurus war die schwarze Tinte, wie er es nannte, zu bitter und lehnte den Türkentrank dankend ab. Er bevorzugte einen Tee aus frischen Minzblättern. Er sah den beiden beim Spiel zu und wirkte erleichtert, als Sulaiman al Mazar das Spiel mit einem Schachmatt für sich entschied. Der Jesuit tippte Matthias auf die Schulter.
    »Auf ein Wort, Matthias«, sagte er. Der Advocatus erhob sich und die Freunde stellten sich an die Heckreling.
    Das Schiff lag gut am Wind und die Lateinersegel waren aufgebläht. Sie machten gute Fahrt.
    »Was liegt dir auf der Seele, mein Freund?«, fragte Matthias. Maurus sah Matthias lange Zeit schweigend an. Der Advocatus ließ seinem Freund auch die Zeit, denn er hatte schon seit ein paar Tagen gemerkt, dass den Jesuiten etwas quälte.
    »Wirst du es ihnen sagen?«, platzte er schließlich heraus. Jetzt war es Matthias, der zunächst schwieg und dessen Gesichtsausdruck mit einem Male sehr ernst war.
    »Nein, Maurus. Es gibt nichts zu sagen.«
    »Aber ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen und gelesen. Es existiert!«
    »Du hast eine in Griechisch verfasste Abschrift gelesen, die genauso gut eine Fälschung sein könnte.«
    »Aber sie wissen vom Originalmanuskript. In Villers hat doch ein Teil davon gelegen. Oudenaarde hat es gestohlen und wer weiß, wen er alles darüber informiert hat.«
    »Alles ist mit ihm verbrannt. Solange es kein Original mehr gibt, müssen wir auch nichts über den Inhalt berichten.«
    »Solange es kein Original mehr gibt? Was soll das heißen?«
    »Das, was ich sage, Maurus.« Der Jesuit überlegte eine Weile, dann stieß er plötzlich aus:
    »Aber das würde ja bedeuten, dass es doch noch ein Original gibt und es jederzeit wieder zum Vorschein kommen könnte. Aber wie kann das sein, wenn alles verbrannt ist?«
    »Gottes Wege sind manchmal unergründlich.« Matthias grinste.
    »Du weißt etwas, das sehe ich genau.«
    »Ich sage nur, wer Ohren hat zu hören, der höre und wer Augen hat zu sehen, der
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