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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie
Autoren: Wilfried Esch
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zerrten sie aus dem flammenden Inferno, löschten Maurus’ brennende Kleidung.
    »Die Papyri, die Papyri«, schrie Maurus noch, wehrte sich gegen die rettenden Griffe der Ägypter und deutete auf das Pult, auf dem die Papyri gerade zu Asche verbrannten.
    Balduin indes brannte wie eine Fackel am ganzen Leib, schrie vor unbändigen Schmerzen. Die Flammen hatten seine Kleidung völlig verzehrt, die Haare weggefressen und ließen ihn dämonisch bizarr erscheinen. Er streckte die Hände aus, bewegte sich vorwärts auf die Fliehenden zu. Entsetzt beobachteten die Ägypter die skurrile Szenerie, wie Balduin einem Flammendämon gleich auf sie zukam. Ekelerregender Gestank verbrannten Fleisches breitete sich aus, vermischte sich mit dem grauenhaften Gewinsel des Dämons, bevor Balduin in sich zusammensackte und endgültig in den Flammen verging.
    Später erzählten die Männer zu Hause bei ihren Familien, Freunden und jedem, der es hören wollte, dass sie das Tor zur Hölle gesehen und Daddschal, den Antichristen, in den höllischen Schlund zurückgetrieben haben.
    »Los, löscht das Feuer!«, brüllte Matthias. Mönche eilten bereits mit gefüllten Wassereimern herbei, schleuderten das Nass den züngelnden Flammen entgegen. Kapitän Nuri und seine Männer halfen bei den Löscharbeiten, bildeten eine Kette zur nächsten Zisterne, während sich Matthias und Maurus sowie Abt Michail Christodulos mit Dimitris Hilfe nach draußen in den Innenhof des Klosters retteten.
    »Danke«, keuchte Matthias. »Habt vielen Dank. Das war Rettung in letzter Sekunde.«
    Maurus sank kraftlos zu Boden. Der Advocatus hockte sich neben ihn. Dimitri lief zur Zisterne, um Wasser zu holen. Unterdessen stand der greise Abt nur still da, die Hände zum Gebet erhoben und blickte in den strahlend blauen Morgenhimmel, der darauf wartete, dass sich der orangerote Ball der aufgehenden Sonne über den Horizont erhob, um die Inselwelt der Ägäis mit ihrem warmen Licht zu erfüllen.
    »Aber die Papyri!«, stöhnte Maurus. »Mein Gott, sie sind verbrannt. Und die gesamte Schrift«, jammerte er. »Oudenaarde, dieser hinterhältige Hund hat es doch noch geschafft, diese beispiellose Handschrift zu zerstören.«
    Matthias legte den Arm um Maurus’ Schulter.
    »Dafür leben wir noch und er schmort bereits in der Hölle. Außerdem wissen wir, dass es einen Beweis für die Existenz dieses Evangeliums gibt.«
    »Wie denn? Es ist doch vor unseren Augen verbrannt! Wie sollen wir jetzt noch die Existenz der Rosenlinie, die Linie des Heiligen Blutes beweisen?«
    »Ist es das?« Matthias erhob sich und klopfte sich notdürftig den Staub von den Kleidern. Er schritt auf den Mönch zu, der immer noch die Hände zum Gebet erhoben hatte und leise etwas vor sich hin sprach.
    »Ehrwürdiger Vater«, sprach Matthias den Abt auf Latein an. »Ist es mir erlaubt, die Marienkapelle zu betreten?«
    Michail Christodulos unterbrach sein Gebet, senkte den Blick und schaute Matthias freundlich an.
    »Ich sehe, dass Ihr es verstanden habt. SO können wir uns also doch ohne fremde Hilfe verständigen.«
    »Ja, ich hätte es eigentlich gleich wissen müssen. Latein und Griechisch sind die wichtigsten Sprachen des Christentums. Fast alle Quellen, aus denen wir das Wissen um unseren Glauben beziehen sind in lateinischer oder griechischer Sprache verfasst. Beides waren damals die Sprachen der Gelehrten. Hebräisch, Aramäisch und Arabisch standen meist hinten an.«
    »Vergesst die Ägypter nicht. Auch sie haben uns wertvolles Wissen hinterlassen.«
    »Da Ihr die Ägypter erwähnt, ehrwürdiger Abt, Ihr wolltet doch keine Bewaffneten hereinlassen?! Wie kam es, dass Ihr die Seeleute doch hereingelassen hattet?«
    »Das haben wir auch nicht! Gott weiß, wie sie hereingekommen sind. Doch war es ein Segen, Ihr seid gerettet.«
    Ein Mönch eilte aus dem Katholikon und rief dem Abt etwas zu.
    »Das Feuer ist aus. Es wurde nichts beschädigt. Dank sei Gott«, stellte der Abt zufrieden fest.
    »Aber das kann doch gar nicht sein. Die Papyri sind vor unseren Augen verbrannt«, schüttelte Maurus ungläubig klagend den Kopf.
    »Wenn es Euch beruhigt, Bruder, es gibt zahlreiche Abschriften des Werks«, gab der Abt Maurus zu verstehen.
    »Abschriften, eben! Keine Originale, eben nur Abschriften und damit keinen Beweis. Wahrscheinlich sind sie auf Pergament geschrieben, aber nicht auf Papyrus. Somit sind sie wertlos.«
    »Aber zählt nicht das Wort allein und somit der Glaube?«, fragte der Abt mit
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