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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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mich«, sagte Jennifer. »Ich besuche sie nie, weil es sie nur aufregt. Arme Mama, sie war Vater so ergeben, wissen Sie.«
    »Und sie zog Sie mit diesen melodramatischen Rachevorstellungen groß.«
    »Ja. Wir mussten immer auf die Bibel schwören, dass wir nie vergessen würden. Und dass wir ihn eines Tages töten würden. Natürlich, nachdem ich meine Ausbildung im Krankenhaus angefangen hatte, wurde mir bald klar, dass ihre geistige Gesundheit zu wünschen übrig ließ.«
    »Sie müssen aber Ihre eigenen Rachegefühle entwickelt haben, Mrs Fortescue.«
    »Ja, natürlich. Rex Fortescue hat meinen Vater so gut wie ermordet. Ich meine damit nicht, dass er ihn tatsächlich erschossen oder niedergestochen hat. Aber ich bin mir sicher, dass er ihn sterbend allein gelassen hat. Und das kommt doch aufs selbe hinaus.«
    »Moralisch gesehen, ja.«
    »Ich wollte es ihm heimzahlen«, sagte Jennifer. »Als eine Freundin seinen Sohn pflegte, überredete ich sie, den Posten unter einem Vorwand zu verlassen und mich dafür zu empfehlen. Ich weiß nicht einmal, was ich wirklich vorhatte. Wirklich nicht, Inspektor. Ich wollte ihn nicht töten. Erst dachte ich, ich könnte seinen Sohn so schlecht pflegen, dass er sterben würde. Aber wenn man Krankenschwester ist, bringt man so etwas nicht fertig. Es war nicht einmal einfach, Percival gesund zu pflegen. Es dauerte lange, und er gewann mich lieb und bat mich, ihn zu heiraten, und ich dachte: Das ist doch eine viel bessere Rache. Mr Fortescues ältesten Sohn zu heiraten und das Geld, das er meinem Vater abgeluchst hatte, auf diesem Weg zurückzukriegen. Das schien mir viel klüger als alles andere.«
    »Ja, tatsächlich«, sagte Inspektor Neele, »viel klüger.« Er fügte hinzu: »Ich nehme an, Sie haben die Amseln auf den Schreibtisch gelegt und in die Pastete geschmuggelt?«
    Mrs Percival errötete. »Ja… das war wohl kindisch. Aber Mr Fortescue hatte eines Tages damit geprahlt, wie viele Dummköpfe er in seinem Leben betrogen hatte – oh, auf ganz legale Art. Und da dachte ich, dir will ich es zeigen. Ich wollte ihm einen Schrecken einjagen, und das ist mir auch gelungen. Er war furchtbar bestürzt.« Nervös fügte sie hinzu: »Aber sonst habe ich nichts getan. Wirklich nicht, Inspektor. Sie denken doch nicht, ich würde ernsthaft jemanden umbringen!«
    Inspektor Neele lächelte. »Nein«, sagte er. »Übrigens, haben Sie Miss Dove kürzlich Geld gegeben?«
    Jennifer sah ihn mit offenem Mund an. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir wissen eine ganze Menge«, sagte Inspektor Neele und fügte in Gedanken hinzu: Und wir erraten auch eine Menge.
    Hastig fuhr Jennifer fort: »Sie kam zu mir und sagte, Sie hätten sie beschuldigt, Ruby MacKenzie zu sein. Sie sagte, für fünfhundert Pfund würde sie Sie in dem Glauben lassen. Sie sagte, wenn Sie wüssten, dass ich Ruby MacKenzie bin, würden Sie mich des Mordes verdächtigen. Es war furchtbar schwierig, das Geld zusammenzukratzen, ich konnte Percival natürlich nichts davon sagen. Er hat ja keine Ahnung. Ich musste meinen Verlobungsdiamanten und eine wunderschöne Halskette verkaufen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs Percival. Ich glaube, ich kann Ihr Geld zurückbekommen.«
     
    Am nächsten Tag hatte Inspektor Neele eine weitere Unterredung mit Mary Dove.
    »Ich frage mich, Miss Dove, ob Sie mir wohl einen Scheck über fünfhundert Pfund geben könnten, zahlbar an Mrs Percival Fortescue?«
    Für einmal hatte er das Vergnügen, Mary Dove die Fassung verlieren zu sehen. »Diese Idiotin hat es Ihnen also gesagt.«
    »Erpressung, Miss Dove, ist ein schweres Vergehen.«
    »Es war nicht wirklich Erpressung, Inspektor. Ich glaube, Sie hätten Schwierigkeiten, einen Fall gegen mich zu konstruieren. Ich habe Mrs Percival nur einen besonderen Dienst erwiesen.«
    »Nun, wenn Sie mir diesen Scheck geben, können wir es dabei belassen.«
    Miss Dove holte ihr Scheckbuch und ihren Füllfederhalter.
    »Das ist sehr unangenehm«, seufzte sie. »Ich bin gerade ziemlich knapp bei Kasse.«
    »Sie werden sich wohl bald nach einer neuen Stelle umsehen?«
    »Ja. Hier hat sich nichts nach meinen Erwartungen entwickelt. Von meinem Standpunkt aus ist das alles sehr unangenehm.«
    Inspektor Neele stimmte ihr zu. »Ja, Sie sind in einer schwierigen Lage, nicht? Jeden Moment hätten wir Ihr Vorleben untersuchen können.«
    Mary Dove, wieder kühl und gelassen, hob nur leicht die Brauen. »Mein Vorleben ist makellos, Inspektor.«
    »Ja, das ist es«, stimmte
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