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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine
Autoren: Agatha Christie
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Briefe sind auf dem kleinen Tisch, Miss. Und da ist einer, der aus Versehen nach Daisymead gegangen ist. Das kommt immer wieder vor, Dane und Daisy sieht fast gleich aus, und die Schrift ist so schlecht, das wundert mich diesmal gar nicht. Die Leute dort waren verreist und ihr Haus abgeschlossen. Sie sind erst heute zurückgekommen und haben den Brief persönlich vorbeigebracht. Sie sagten, sie hofften, es sei nichts Dringendes gewesen.«
    Miss Marple nahm ihre Korrespondenz entgegen. Der Brief, den Kitty meinte, lag zuoberst. Die ungelenke Schrift rührte an eine Erinnerung. Sie riss den Umschlag auf.
     
    Liebe Gnädige,
    Ich hoffe dass Sie mir verzeihen aber ehrlich ich weiß, nicht was tun, wirklich ich weiß, es nicht und ich wollte doch nichts Böses. Liebe Gnädige, Sie werden in der Zeitung lesen, dass es Mord war, aber das war es nicht, so etwas würde ich doch nie tun und er auch nicht, das weiß ich. Albert, meine ich.
    Ich erzähle das schlecht, aber sehen Sie wir haben uns im Sommer kennen gelernt und wollen heiraten nur Bert hat sein Recht nicht bekommen er wurde übers Ohr gehauen und um sein Recht betr o gen von diesem Mr Fortescue der tot ist. Und Mr Fortescue er hat einfach alles abgestritten und natürlich glaubten alle ihm und nicht Bert weil er ist reich und Bert ist arm. Aber Bert hat einen Freund der arbeitet wo sie diese neuen Drogen herstellen und sie machen was sie eine Wahrheitsdroge nennen vielleicht haben Sie es in der Zeitung gelesen. Sie macht, dass man die Wahrheit sagt, ob man will oder nicht. Bert wollte Mr Fortescue am 5. Nove m ber in seinem Büro aufsuchen und er wollte einen Anwalt mi t nehmen und ich musste ihm ganz sicher die Droge an diesem Tag zum Frühstück geben, dann würde sie nämlich wirken, bis er im Büro war und er musste alles zugeben, was Bert sagte. Also, Gnädige, ich tat die Droge in die Marmelade aber jetzt ist er tot und ich glaube, es war zu stark aber es ist nicht Berts Schuld weil Bert würde nie so etwas tun aber das kann ich der Polizei doch nicht sagen weil die denken sonst, Bert habe es mit Absicht getan und ich weiß, dass das nicht stimmt. Oh, Gnädige, ich weiß, nicht was ich tun soll oder was ich sagen soll und die Polizei ist im Haus und es ist schrecklich, und sie stellen Fragen und schauen böse und von Bert habe ich auch nichts gehört. Oh, Gnädige, ich möchte Sie nicht darum bitten, aber wenn Sie nur herkommen und mir helfen könnten, auf Sie würden sie doch hören und Sie waren immer so gut zu mir und ich hatte nichts Böses im Sinn und Bert auch nicht. Wenn Sie uns nur helfen könnten.
     
    Ihre ergebene Gladys Martin.
     
    PS. Ich lege einen Schnappschuss von mir und Bert bei. Einer der Jungs im Lager hat ihn gemacht und mir gegeben. Bert weiß nicht, dass ich ihn habe, er hasst Fotos, aber hier können Sie mal sehen, Gnädige, was für ein netter Junge er ist.
     
    Miss Marple starrte das Bild mit zusammengepressten Lippen an. Ihre Augen wanderten von Gladys’ hoffnungslos anbetendem Gesicht, ihrem halb offenen Mund zu dem anderen Gesicht – dem dunklen, gut aussehenden, lächelnden Gesicht von Lance Fortescue. Die letzten Worte des traurigen Briefes hallten in ihrem Kopf wider: Hier können Sie mal sehen, was für ein netter Junge er ist.
    Tränen traten in Miss Marples Augen. Nach dem Mitleid kam der Zorn, Zorn auf den herzlosen Mörder. Und dann wurden beide Emotionen von aufsteigendem Triumph verdrängt – Triumph, wie ihn ein Wissenschaftler empfinden mochte, der eben aus einem Kieferknochen und zwei Zähnen ein ausgestorbenes Tier rekonstruiert hat.

Über dieses Buch
     
    Bei dem im November 1953 bei Collins, London, erschienenen Roman »Das Geheimnis der Goldmine« ( A Pocket Full of Rye) griff Agatha Christie einmal mehr auf einen Kinderreim zurück, der zur Lösung des Falles beitragen soll. Grundlage dafür war der englische Kinderreim »Sing a Song of Sixpence«, den die Autorin bereits zwei Mal zuvor verwandte, nämlich in den beiden Kurzgeschichten »Sing a Song of Sixpence« (1934) und »Four-and-Twenty Blackbirds« (1948). Bei der ersten Geschichte agiert keiner der bekannten Detektive der Queen of Crime, in der zweiten löst Hercule Poirot den Fall. Höchste Zeit also, dass Christies Lieblingsreim nun auch der ältlichen Detektivin Miss Marple bei der Lösung des Falles hilft.
    Der Originaltitel (zu deutsch etwa: Eine Tasche voller Ro g gen) rührt daher, dass das erste Opfer, Rex Fortescue, genau dieses Getreide in
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