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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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wir haben sie noch nicht gesehen.«
    »Nein?« Karin hob wieder die
Brauen, wie es ihre Gewohnheit war. »Ich dachte«, sie deutete zum Kinderwagen
hinüber, »ihr hättet reingesehen.«
    »Haben wir auch«, sagte Tarzan.
»Aber da ist kein Baby drin.«
    Karin lachte. »Na! So klein,
dass man sie übersieht, ist sie nun auch wieder nicht.«
    »Kann sie schon laufen?«,
erkundigte sich Tarzan.
    »Doch nicht in dem Alter!«,
sagte Gaby sofort.
    »Ich dachte nur, dass sie
vielleicht hinter den Büschen rumkrabbelt«, meinte er, zu Karin gewandt. »Denn
in dem Kinderwagen ist sie nicht. Der ist leer.«
    Karin stand auf.
    »Das gibt’s nicht.«
    Eilig überquerte sie die
Terrasse.
    Sie sahen, wie sie sich über
das Luxusmodell beugte. Mit fassungsloser Miene kam sie zurück. Aber dann
verschwand die Besorgnis aus ihren Zügen.
    »Natürlich! Katharina hat sie
reingenommen. Einen Moment!«
    Sie lief ins Haus und blieb
lange weg.
    »Was wir bis jetzt haben«,
sagte Tarzan, »ist zu dürftig für eine interessante Reportage. Der Stoff reicht
einfach nicht. Es sei denn, wir spinnen und saugen uns was aus den Fingern.
Aber das nur als letzten Ausweg. Vorher zapfen wir Hempel nochmal an.«
    »Bäh, dieser Widerling! Ich
kann ihn nicht leiden.«
    »Ich auch nicht. Aber was
hilft’s.« Tarzan sah sie von der Seite an. »Toll, Herr Hempel! Also wirklich!
Dazu gehört was! Was Sie alles erleben. Finde ich hinreißend! — Na, Pfote?
Kommt dir bekannt vor, wie? Für einen, den du nicht leiden kannst, hast du dich
aber enorm ins Zeug gelegt. Und dazu die bewundernden Blicke.«
    »Das war doch Taktik (Ausnützung
der Gegebenheiten zur Erreichung eines Ziels). Damit habe ich ihn
eingewickelt.«
    »Ach so.«
    »Was denn sonst. Dachtest du,
er imponiert (Achtung einflößen) mir?«
    Bevor er antworten konnte,
stürmte Karin aus dem Haus.
    »Barbie ist verschwunden!«,
rief sie.
    »Wieso?«, fragte Tarzan. »Ist
sie nicht bei deiner Stiefmutter?«
    »Nein! Katharina hat bis eben
geschlafen. Und sich nicht drum gekümmert. Sie wusste ja, dass ich aufpasse.«
    Sie begann, wie kopflos
umherzurennen.
    Tarzan stand auf.
    Vielleicht, dachte er, ist die
Kleine rausgepurzelt — aus dem Wagen und liegt jetzt unter den Büschen.
    Er ging hinüber, sah abermals
in den eleganten Kinderwagen und hob, obwohl es sinnlos war, die Kissen an.
    Dort fand er die Mitteilung,
einen zweifach gefalteten Zettel — mit Maschine beschrieben.
    Wir — las er — haben Ihr Baby
gekidnappt. Gegen eine Million Mark Lösegeld bekommen Sie das Kind zurück.
Andernfalls werden wir die Kleine ins Ausland bringen. Bleiben Sie in der Nähe
des Telefons. Um 17.30 Uhr rufen wir an.
    Fassungslos starrte er auf den
Zettel.
    Das war kein Scherz. Das war
bitterer Ernst.
    Er wandte sich zum Haus und
sah, wie eine Frau auf die Terrasse trat. Das musste Frau Eichberg sein — eine
kleine, zierliche Person Anfang Dreißig mit Haselnussaugen und braunen Locken.
Sie trug einen bunt bedruckten Hausanzug.
    Als Tarzan auf die Terrasse
kam, redeten beide Mädchen mit ihr. Alle zeigten besorgte Mienen.
    »...ist doch unmöglich«, sagte
Katharina gerade. Dann bemerkte sie Tarzan.
    »Ich bin Peter Carsten«, sagte
er. »Guten Tag, Frau Eichberg. Ich habe die Erklärung gefunden. Es ist leider
etwas ganz Schreckliches. Kidnapper haben Barbie entführt.«
    Er reichte ihr den Zettel.
    Katharina las. Ihr Gesicht
wurde bleich wie Magermilch. Dann taumelte sie, und Tarzan griff rasch zu, um
sie zu stützen.
    Karin und Gaby waren wie
erstarrt. Aber jetzt hatten sie den Zettel, der Frau Eichberg aus der Hand
fiel, und lasen die Mitteilung des Kidnappers.
    »O Gott!«, flüsterte Gaby. »Wir
müssen sofort meinen Papi verständigen.«
    »Unbedingt!«, pflichtete Tarzan
bei, während er Frau Eichberg immer noch stützte. Verzweifelt kämpfte sie gegen
ihren Schwächezustand an.
    Erklärend fügte er hinzu:
»Gabys Vater ist Kriminalkommissar. Was jetzt zu tun ist, weiß ganz bestimmt
keiner so gut wie er.«

4. Tarzans Sparidee
     
    Karins Mutter war in Tränen
ausgebrochen, hatte sich aber etwas erholt und saß jetzt zitternd im luxuriösen
Terrassenzimmer, um auf ihren Mann — der natürlich verständigt war und gleich aus
dem Betrieb heimkommen würde — und auf Kommissar Glockner zu warten.
    Die Mädchen leisteten ihr
Gesellschaft. Aber nur Gaby konnte trösten, versuchte es jedenfalls.
    Karin stand wie unter Schock,
war verstummt, ihr Gesicht eine bleiche Maske.
    Tarzan hielt es nicht im
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