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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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altersmorschen Knochen auf Händen trägt.«
    »Du bist blöd. Mit dir kann man
nicht reden. Schon gar nicht über die Zukunft. Aber die liegt ja noch fern. Und
ich sage dir schon, wo’s langgeht, wenn erst mal...«
    Sie stockte, weil sie auf dem
besten Weg war, sich zu vergaloppieren. Rasch wandte sie das rosig überhauchte
Gesicht ab und deutete zur Ampel.
    »Halt! Wir haben rot.«
    Während sie hielten, dachte
Tarzan: Donnerwetter! Ich glaube, mir steht was bevor. Hoffentlich bin ich mit
90 noch fit.
    Minuten später fuhren sie durch
die Bismarckstraße zur Eichberg-Adresse.
    Die Straße war leer und von
Sonne durchflutet.
    Ein Stück voraus fuhr ein
kleiner, staubiger Wagen ab.
    »Pinke-Pinke-Allee«, sagte
Gaby. »Passt, finde ich.«
    »Wie die Faust aufs Auge. Tolle
Hütten hier. Karins Vater scheint tatsächlich sehr reich zu sein.«
    »Na, und wie! Mindestens so wie
Klößchens Eltern. So, hier ist es.«
    Die Einfahrt stand offen.
    Sie stiegen ab und schoben die
Räder zum Haus. Keine Menschenseele ließ sich blicken. Aber unter einer
mächtigen Tanne nahe der Villa stand ein Kinderwagen.
    Tarzan sah hinein, weil er
Babys mochte. Doch die Seidenkissen waren leer. Nur ein Beißring lag dort — und
eine bunte Klapper.
    »Das habe ich dir noch nicht
erzählt«, sagte Gaby. »Karin hat seit sieben Monaten ein Schwesterchen.
Stiefschwesterchen, meine ich. Die kleine Barbara.«
    Er dämpfte die Stimme. »Ist sie
auch auf das Baby eifersüchtig?«
    »Im Gegenteil. Für Barbie ginge
sie durchs Feuer.«
    Als wäre das Stichwort gefallen
— in diesem Moment kam ein Mädchen aus dem Haus.
    Hübsch!, dachte Tarzan. Aber
irgendwie kränklich.
    »Hallo, Karin!«, rief Gaby.
    Lächelnd kam das Mädchen heran.
    Sie war hochgewachsen und
schlank, fast zart. Ihr brauner Kurzhaarschnitt ließ das Genick frei. Vorn
waren die Haare etwas länger und von links nach rechts gekämmt. Wie eine
Girlande hängten sie sich über die Stirn.
    Das sah nett aus, fand Tarzan,
und gab dem blassen Gesicht einen entrückten Ausdruck. Sie hatte lange Wimpern
und eine kleine Nase.
    »Wie nett, dass du mich
besuchst, Gaby!«
    Karin gab ihr die Hand.
Neugierig sah sie Tarzan an.
    Als Gaby ihn vorstellte, nickte
die 17-Jährige.
    »Ach, der bist du!«
    Mehr sagte sie nicht. Aber das
hieß immerhin, dass sie schon von ihm gehört hatte, wie die meisten Mädchen der
Mädchenschule. In Ermangelung männlicher Mitschüler wurden dort die
interessantesten Jungen des Internats immer wieder durchgehechelt.
    Dass Tarzan zu ihnen gehörte,
hatte er allerdings nicht gewusst.
    Sie standen zu dritt unter der
Tanne im Schatten. Der Kinderwagen, dessen Verdeck hochgeklappt war, stand mit
der Stirnseite zum Haus. Karin hätte nur noch zwei Schritte vortreten müssen,
um hineinsehen zu können.
    Aber sie blieb stehen, legte
eine Hand auf das Verdeck und schaukelte den leeren Wagen behutsam.
    »Leise, bitte!«, sagte sie.
»Barbie schläft.«
    Wenn das Baby schläft, dachte
Tarzan, weshalb sollen wir dann leise sein? Im Haus hört uns die Kleine
bestimmt nicht.
    Gaby war mit ihren Gedanken
woanders.
    »Wir müssen mit dir sprechen,
Karin. Es geht um eine... hm... pikante Angelegenheit.«
    Karin schob die Brauen unter
ihrer Haargirlande hoch, schien aber das Thema zu ahnen.
    »Setzen wir uns auf die Terrasse!«,
meinte sie.
    Die war mit eleganten
Gartenmöbeln bestückt. Eine bunte Markise spendete Schatten.
    »Ich hole uns eine
Erfrischung!«, rief Karin noch, bevor sie ins Haus zurücklief.
    »Sehr nett, diese
Gastlichkeit!«, meinte Tarzan, während er die beiden Räder an den Stamm der
Tanne lehnte. »Aber vielleicht schmeißt sie uns raus, wenn sie hört, was wir
wollen.«
    »Lass erst mal mich mit ihr
reden. Du zertrampelst gleich alles.«
    »Besten Dank!«, lachte er.
»Falls du von Mädchen zu Mädchen mit ihr reden willst, kann ich ja inzwischen
in den Swimmingpool tauchen — mit Fräulein Eichbergs Erlaubnis, versteht sich.
Oder ich pflücke ein paar von den langstieligen Rosen dort, die ihr euch dann
ins Haar stecken könnt.«
    »O Gott!«, sagte Gaby zu einer
vorbeisummenden Hummel. »Jetzt ist er beleidigt.«
    »Woher denn! Ich würde nur gern
beweisen, dass ich einfühlsam sein kann.«
    »Ich weiß. Wie auf der
Judomatte. Beweise mir das bitte nicht jetzt. Pst! Sie kommt!«
    Karin trat durch die
Terrassentür, ein Tablett in den Händen.
    Dann saßen die drei um einen
weißen, schmiedeeisernen Gartentisch. Karin hatte Cola und Orangensaft
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