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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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Peter
Carsten.«
    »Waaas?«, staunte Hempel. »Der
Reporter der Schülerzeitung? Und so ein Kämpfer! War ja toll, wie du die beiden
flachgelegt hast.«
    »Fühlen Sie sich zu dem
Interview in der Lage?« Tarzan fragte aus Höflichkeit, nicht weil er ihn für
besonders schonungsbedürftig hielt.
    »Klar. Jetzt erst recht.«

    In der Herrentoilette wusch er
sich das Gesicht. Er klopfte seinen Anzug ab und sah wieder halbwegs manierlich
aus. Aber ein Typ, nach dem sich die Frauen umdrehten, war er nicht.
    Mindestens 95 Kilo verteilten
sich auf knapp 180 cm Körpergröße, aber keineswegs vorteilhaft. Er wirkte von
Kopf bis Fuß schwammig. Dazu passte das runde Teiggesicht mit den tief
liegenden Augen von verwaschener Farbe. Er hatte die Angewohnheit, die Lider
halb zu senken — was ihm ein schläfriges oder auch lauerndes Aussehen gab. Er
mochte 40 sein und hatte dünnes, zur Seite gekämmtes Haar.
    »Mit einem Trick haben sie mich
rausgelockt«, erzählte er, während er zum dritten Mal seine Haarsträhnen
striegelte. »Auf dem Hof, sagten sie, warte jemand auf mich, der mir einen
heißen Tipp geben könnte. Es beträfe einen Einbruch ins Kaufhaus. Ich Esel bin
darauf reingefallen.«
    »Die Frau an der Kuchentheke hat
gesehen, wie Sie mit den beiden nach hinten gingen. Es kam ihr verdächtig vor.
Sie sagte mir gleich, dass die beiden Kerle einen gefährlichen Eindruck
machten.«
    »Die gute Hertha!« Hempel
grinste. »Sie schneidet hier seit zehn Jahren die Torten — und beobachtet
alles.«
    Sie gingen ins Café, wo Gaby
vor einer Portion Tee saß und nicht wusste, ob sie ein vorwurfsvolles oder
besorgtes Gesicht machen sollte.
    »Ich bin entzückt, kleines
Fräulein«, sagte Hempel und ließ ihre Hand erst wieder los, als sie kräftig zog.
»Peter hat mir eben das Leben gerettet — beinahe jedenfalls.«
    Während Tarzan erzählte und
dabei an seiner Cola nippte, bestellte Hempel sich einen doppelten Kognak zum
Bier — und dann gleich noch einen.
    »Fritz Bahr und Erwin Appelt«,
sagte er, nachdem er beide Gläser geleert hatte. »So heißen sie. Die können
sich auf was gefasst machen. Das Ganze ist ein Racheakt, weil ich diese Margit
erwischt habe.«
    »Damit wären wir beim Thema«,
sagte Tarzan. »Unsere Leser interessiert brennend, was ein Kaufhausdetektiv
macht.«
    Hempel lächelte.
    Er ist noch eitler als eitel,
dachte Tarzan. Wie vermutet.
    Als Hempel erzählte, sprach er
fast nur zu Gaby.
    Sie ließ den Mund etwas offen
und himmelte ihn großäugig an, worauf er beinahe ins Stottern kam.
    Dass sie jedes Wort zu notieren
schien — auf ihrem Block, schmeichelte ihm. Und immer, wenn er etwas für
besonders wichtig hielt, hob er mahnend den Finger.
    Er redete eine halbe Stunde —
und nur Stuss. Dabei trank er mehrere Kognaks, obwohl die Ausrede, das wirke
wie Medizin, längst nicht mehr galt. Der geringe Extrakt (Kern) seiner
langen Rede war: Er hockte meistens vor dem Monitor und beobachtete die von den
Fernsehkameras gefilmten Kunden. Genau das, was Karl vorhin erklärt hatte.
    »Toll!«, sagte Gaby. »Also
wirklich! Dazu gehört was! Finde ich hinreißend. Und was Sie alles erleben!«
    Schlange!, dachte Tarzan. Aber
jetzt soll der Schnüffler mal Tatsachen auspacken. Schließlich ist er mir — wie
er sehr richtig bemerkte — zu Dank verpflichtet.
    »Herr Hempel«, ging er
geradewegs aufs Ziel zu, »wir möchten auch einige Fälle von jugendlichen
Kaufhausdieben schildern. Natürlich, ohne Namen zu nennen. Das versteht sich
von selbst. Aber wir wollen mit den Jugendlichen reden.«
    Hempel schüttelte den Kopf.
»Unmöglich! Ich bin verpflichtet, über minderjährige Diebe strengstes
Stillschweigen zu bewahren.«
    »Aber, Herr Hempel! Bedenken
Sie bitte, was ich Ihretwegen riskiert habe. Mit ihren Schlagringen hätten mich
die beiden umbringen können. Und Sie wollen nicht mal eine kleine Indiskretion (Vertrauensbruch) riskieren. Rauskommen kann das nie. Denn wir werden behaupten, ein zufälliger
Zeuge hätte beobachtet, wie Sie Dieb oder Diebin festnahmen, und uns den
Hinweis gegeben. Also?«
    Er klopfte energisch auf den
Tisch.
    Hempel zuckte erschrocken zurück.
Dann senkte er die Lider noch tiefer, als müsse er seine Augen verbergen: den
Spiegel der Seele — wie es heißt.
    »Bitte, Herr Hempel!«
    Gaby bevorzugte die sanfte Tour
und schmachtete ihn an. »Hm.« Erst tat Hempel sich noch wichtig. »Aber ich
verlasse mich darauf, mein Name bleibt geheim.«
    Das schworen ihm die beiden
Reporter hoch
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