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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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Mason.
    »Verflucht. Okay, lass mich hochklettern«, sagte er. »Ich hole dir ein paar Schmerztabletten, danach werden wir dich irgendwie reinbringen.«
    »Bring zwei Kopflampen mit. Gleich wird es so dunkel sein, dass man die Leitersprossen nicht mehr sieht.«
    »Gute Idee. Und ich werde von einer der Plattformen einen Scheinwerfer nach unten richten.«
    Mit brennenden Schmerzen in seiner steifen Schulter kletterte Mason die Leiter hoch. Er kroch durch die Falltür und trat ins dunkle Labor. Über einem zusammenklappbaren Arbeitstisch tastete er die Wand ab, bis seine Hände gegen eine große Taschenlampe stießen, die in einem Ladegerät steckte. Mit einem lauten Klick zog er sie aus der Halterung und schwenkte den Lichtstrahl durch den Raum.
    Was er sah, ließ den Puls in seinen Ohren hämmern, während draußen der erste Donnerschlag durch die hereinbrechende Nacht hallte.

3
    Blutige Handabdrücke zeichneten eine Spur über die hintere Laborwand und führten in rotbraunen Schlieren auf den Boden, wo Mason im Lichtkegel der Taschenlampe die Leiche entdeckte. Lynda Loyola lag mit dem Gesicht nach unten da, die Hände über den Kopf geschlagen, als wollte sie sich vor einem Angriff schützen.
    »Lynda!«
    Mason eilte mit drei schnellen Schritten durch den achteckigen Raum und kniete neben der Leiche nieder. Draußen blitzte es, und sekundenlang fiel grelles blauweißes Licht durch die Deckenfenster. Donnergrollen ließ den Aluminiumboden vibrieren, und der niederprasselnde Hagel trommelte einen furiosen Rhythmus auf das Dach. Der Lichtstrahl der Taschenlampe traf auf die Rückwände ihrer dunklen, leeren Augenhöhlen. Tiefe Risse zerfurchten Stirn, Hals und Wangen, und an einigen Stellen waren unter herausgerissenen Fleischfetzen gelbliches Fettgewebe, rote Muskelfasern und weiße Knochen zu erkennen.
    Mason ließ unwillkürlich los, und der Kopf fiel auf den Boden zurück.
    »Um Himmels willen! Was ist hier geschehen?«
    Tree rief von unten: »Mason, was ist los?«
    Ganz in der Nähe traf ein Blitz eine Felsgruppe und löste eine donnernde Gerölllawine aus. Formen und Schatten huschten durch das Labor. Hastig suchend schwenkte Mason den Lichtstrahl durch den Raum.
    »Domino?«
    Der helle Kreis im Zentrum des Lichtstrahls zitterte. Mason atmete tief durch und versuchte, seine Hand still zu halten. Der Raum war ein einziges Chaos. Die Reste der zerschmetterten Laborausrüstung waren auf den Arbeitstischen und dem Boden verstreut, und in einer der acht Ecken des Raumes stapelten sich die eingeschlagenen Funkgeräte.
    »Mason!«, brüllte Tree. »Antworte mir!«
    Ein, zwei, drei Lichtblitze zerrissen die Dunkelheit, und irgendwo in der Nähe schrie eine verängstigte Eule.
    »Bleib ruhig, Tree«, rief er hinunter. »Wir, ehm, haben hier oben ein Problem. Ich sehe es mir gerade an.«
    »Welche Art Problem?«
    »Ehm – die Schlimmste. Pass einfach auf da unten. Sieht aus, als würde sich hier ein Raubtier rumtreiben …«
    »Gibst du dir Mühe, mir Angst zu machen, oder ist das ein angeborenes Talent von dir?«
    »Warte«, rief Mason. Irgendwie hoffte er, dass es tatsächlich ein Raubtier gewesen war. An die andere Erklärung wollte er lieber nicht denken: Domino Cruz war durchgedreht und hatte seine Kollegin umgebracht. Er lief im Labor herum. Eine Videokamera war zu Plastikchips zerschlagen worden, mit einem Stahlmikroskop als Hammer. Das kann kein Tier gewesen sein.
    Keine Spur von Domino. Eine der Schiebetüren stand weit offen. Er ging hin und ließ den Lichtstrahl über diesen Teil des Floßes kreisen. Die eingebauten Video- und Scheinwerferhalterungen an den Beobachtungsplattformen, die Schlafkojen mit den gewölbten, pilzförmigen Decken, all die versteckten Winkel und dunklen Stellen saugten nacheinander das Licht auf. Nichts.
    Er ging durchs Labor zur gegenüberliegenden Schiebetür und schwenkte den Lichtstrahl über die andere Floßhälfte. »Domino?«, rief er. Riesige Hagelkörner ließen den Regensammler wie einen Behälter voller Golfbälle aussehen. Er sah niemanden.
    Etwa fünfzig Meter vom Floß entfernt schlug ein Blitz in eine pagodenförmige Felsformation ein, und der Aluminiumboden vibrierte unter dem Donnergrollen.
    »Mason?«
    »Ich bin noch da«, sagte er. Er durchwühlte einen Schrank und fand eine hellgelbe, feuerfeste Allzweckdecke. »Domino ist verschwunden.«
    »Und was ist mit Lynda?«
    Er legte die Decke über Lyndas Leiche. »Sie hatte einen Unfall.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Ich
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