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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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Oberkörper weg.«
    »So?«
    »Au, au, yeah. Genau so. Oh, verdammt.« Er sog zischend den Atem ein. »Zieh weiter … Au.« Er stöhnte. »Zieh stärker, bis du spürst, dass sich der Knochen bewegt – AU – stopp, hör auf, hör auf.« Der Schmerz raubte ihm fast die Besinnung. Er kniff die Augen zusammen, und unter seinen Lidern quollen Tränen hervor. »Ich glaube nicht«, sagte er mit bebendem Oberkörper, »dass ich das aushalten kann.«
    »Mason, du bist der härteste Mann, den ich je kennen gelernt habe.« Sie atmete schwer vor Anstrengung und Schmerz.
    Er holte tief Luft und blies den Atem langsam durch gespitzte Lippen aus. »Okay, mach weiter«, sagte er. »Und zieh jetzt doppelt so stark wie eben, und lass nicht nach, auch wenn ich schreie, dass du aufhören sollst. Wenn meine Schulter auf einer Linie mit dem Schlüsselbein liegt, drück mit dem Fuß dagegen und schwing den Arm nach innen.«
    Mit der rechten Hand packte sie sein rechtes Handgelenk. »Bereit?«, fragte sie. Er schluckte und nickte. Tree hakte einen Fuß in seine Achselhöhle und begann, gleichmäßig und kräftig seinen Arm zu sich zu ziehen. Mason schrie und trommelte mit dem Hinterkopf auf den Kies.
    »Er bewegt sich«, rief sie, »der Knochen rutscht. Jetzt.«
    Er biss die Zähne zusammen. Tree schwang den Arm ruckartig nach innen, und der obere Gelenkhöcker des Armbeins sprang mit einem lauten plop in die enge Gelenkhöhle der Schulter zurück.
    Mason lag eine Weile da und schnappte nach Luft. Dann stieß er ein lautes, tiefes Prusten aus. »Ich fühlte mich wie ein Astronaut – ich sah Sterne und ganze Galaxien.« Er setzte sich stöhnend auf und rieb seine eingerenkte Schulter. »Was für eine Erleichterung.«
    »Ist es damit überstanden?«
    »Nicht ganz, aber es wird heilen. Dauert ungefähr einen Monat.« Er beugte sich zu ihr und tätschelte ihren Arm. »Dank dir. Du warst tapfer wie immer.« Die Art, wie sie ihn ansah, ließ ihn schwer schlucken. Er senkte den Blick. Blutspritzer aus ihrer Wunde hatten eine dunkle Kruste auf ihren grauen Wollsocken gebildet. »Ich wünschte, ich könnte mehr für deine Hand tun.«
    »Wir sind am Leben. Das ist das Einzige, was im Moment zählt.« Tree stand auf und zog ihn auf die Beine. »Vamos.« Sie wandte sich nach Osten um, wo der Horizont allmählich in Dunkelheit versank.
    Die beiden stapften wortlos durch den kühlen Nieselregen. Der Wind war schwächer geworden, doch gelegentlich fegten und pfiffen plötzlich aufkommende Böen durch die felsigen Labyrinthe. Jeder Felsüberhang war mit dichten Moosen, Flechten und Pilzen überwuchert. Masons Augen folgten einem breiten Band blaugrüner Algen, das sich wie ein aufgemalter Fluss über eine Canyonwand schlängelte. In der endlosen Felslandschaft stand hier und da ein kurzstämmiger Feigenbaum, geschmückt mit herunterbaumelnden gelben Orchideen, oder ein Zwergjacaranda mit wehenden violettfarbenen Blumen.
    Mason prüfte ihre Richtung mit dem Kompass und stieß Tree am Ellbogen an. »Da entlang, glaube ich.« Sie zwängten sich in einen schmalen Durchgang, der leicht ansteigend in offeneres Gelände führte. »Jetzt kommen wir schneller voran.«
    Der Boden war mit Rosenquarzen und Obsidiansplittern übersät, die wie schwarzes Glas schimmerten. Tree schritt über einen ziegelsteingroßen Quarzkristall. »Ein wahres Paradies für Geologen«, sagte sie.
    Mason studierte sie für einen Moment. Sie schützte ihre zerschmetterte Hand, indem sie sie dicht über dem Zwerchfell hielt, doch wenn sie über einen Felsen kletterte, stieß sie gelegentlich mit der Hand an den Oberschenkel und stöhnte vor Schmerz auf. Ihre Haut sah wächsern aus – er wusste, dass dies von den Schmerzen herrührte –, doch sie hielt mit ihm mit und schien kein Schocktrauma zu erleiden. Wenigstens noch nicht. Der morgige Tag würde bitter werden, wenn sie es heute nicht zum Floß schafften.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Poch, poch, poch. Meine Hand fühlt sich wie brodelnde Lava an. Wie geht es deiner Wange?«
    Er fuhr sich mit der Zunge über den tiefen Schnitt und verzog das Gesicht. »Muss mit einem Dutzend Stichen genäht werden, innen und außen. Ich wünschte, ich könnte uns beide mit einer Riesendosis Tetrazyklin voll pumpen.«
    »Mason, was ist dort oben passiert? Ich sehe ins Tal hinunter, Lisa filmt den Wasserfall, und plötzlich werden Leute und Ausrüstung durch die Kabine geschleudert.«
    »Ein Vogel«, sagte er. »Ein Riesenvieh. Muss ein
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