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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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eingedrungen sein – sie können ziemlich bösartig werden, wenn sie ihre Brut verteidigen. Was du da siehst, ist der mächtigste Raubvogel der Welt.«
    »Glaube ich gerne.« Er hob den Kadaver an. »Sie wiegt ungefähr zwanzig Pfund und hat einen zweieinhalb Tonnen schweren Hubschrauber vom Himmel geholt.«
    »Zwanzig Pfund, die gegen ein zweihundert Kilometer schnelles Fluggerät krachen, mit Klauen größer als Bärenpranken«, sagte Tree. »Ihre Beine wurden abgehackt, als sie die Klauen in Angriffsposition brachte.«
    Mason nickte. »Die Kollision muss eins der Rotorblätter am Heck beschädigt haben; dann hat uns das Drehmoment des Hauptrotors umhergewirbelt wie einen Ahornsamen.«
    Mit grimmigem Respekt ließ er den Adler auf den Granitblock zurückfallen.
    »Lass uns weitergehen«, sagte er. »Heute Nacht ist Neumond. Sobald die Sonne hinter den Bergen versinkt, wird es hier oben schwarz wie in einem Tintenfass.«
    Sie liefen nach Osten, bis sie nach einer halben Stunde an einen schmalen, hohen Felsen mit stufenartigen Einkerbungen gelangten, die auf eine flache Plattform hochführten. Die Stufen waren so gleichmäßig geformt, dass sie aussahen wie von Hand gemeißelt.
    »Perfekt«, sagte Mason. »Die Erosion hat uns einen Aussichtsturm gebaut. Mal sehen, ob ich von da oben das Floß sehen kann.«
    Als er die Plattform erreichte, sah er sofort das fluoreszierende orangefarbene Neopren, das sich deutlich vor dem purpurnen Himmel abzeichnete.
    »Tree!«, rief er hinunter. »Ich kann es sehen. Es ist nicht mehr weit – höchstens einen halben Kilometer.«
    »Oh, Gott sei Dank«, sagte sie.
    Er legte die gewölbten Hände an den Mund und rief aus voller Brust in Richtung des Floßes: »Hey! Domino! Lynda! Wir kommen! Setzt Kaffee auf, mis amigos!«
    Keine Antwort. Wieso haben sie nicht die Scheinwerfer für uns eingeschaltet?
    Mason stieß einen durchdringenden Pfiff durch die Vorderzähne aus. »Lynda! Domino! Wir sind’s, Tree und Mason. Wir kommen.«
    »Sie hören dich nicht«, rief Tree zu ihm hoch. »Komm runter, wir vergeuden Tageslicht.«
    Auf seinem Aussichtspunkt drehte er sich einmal im Kreis und studierte den Horizont. Im Westen verdunkelte sich der Himmel zu einem unheilvollen, samtenen Schwarz, und ambossförmige Wolkenmassen trieben brodelnd auf den Berg zu. In dieser Höhe konnte das Wetter blitzartig in einen Sturm umschlagen.
    Er stieg hinunter und nahm Trees Hand. »Okay, wir müssen uns jetzt wirklich beeilen. Schnell. Hinter uns zieht eine schlimme Sturmfront auf.«
    Sie sah über die Schulter. »Oh. Wo kommt die denn plötzlich her?«
    »Sieht aus wie direkt aus der Hölle.«
    Im beängstigenden Halbdunkel kletterten sie über die letzten Felsen, bis sie schließlich das Floß erreichten. Die voll aufgepumpte Neoprenkonstruktion bildete einen oktagonalen Ring mit acht in einer geschlossenen Nabe zusammenlaufenden Speichen. Zwischen den Speichen gespannte Nylongurte trugen die Schlafkojen. Um das Floß verlief ein Außenring mit acht Beobachtungsplattformen, auf denen mannshohe, mit feinmaschigen Nylongeflechten bespannte Alurahmen angebracht waren, um darin Insekten, Vögel und Fledermäuse zu fangen. Das Fiberglasgehäuse der Nabe beherbergte ein voll ausgestattetes Labor mit zwei benzinbetriebenen Stromgeneratoren und einem Nasszellen-Batteriegestell.
    Auf jeder der acht Seiten des Floßes stand in geraden weißen Blockbuchstaben das Wort HARVEST, darunter Halcyon-Amazonas-Wissenschaftsverbund, Ökologisches Tepui- Forschungsprogramm. An der Unterseite des Labors war ein handgeschriebenes Schild angebracht: Willkommen, Som merteam: Dezember bis März 1982. Unter einer Falltür hing eine Nylonleiter mit Aluminiumsprossen.
    Tree stand am Fuß der Leiter und rief: »Lynda! Domino!«
    Mason legte die Hände an den Mund. »Hey, Leute! Ich brauche eure Hilfe, um Tree die Leiter hochzubekommen. Sie ist verletzt.«
    Er wandte sich zu Tree um. »Wieso antworten sie nicht?«
    »Schhhhh. Horch mal«, sagte sie. »Die Generatoren laufen nicht. Ich glaube, dort oben ist niemand.«
    Mason versuchte es auf Spanisch. »Necesitamos su ayuda! Mueven sus colas! Wir brauchen eure Hilfe! Bewegt eure Ärsche!«
    Tree runzelte die Stirn. »Keiner zu Hause. Wahrscheinlich sind sie draußen und suchen nach uns.«
    Der Himmel riss auf. Der Schauer prasselte mit ohrenbetäubender Lautstärke auf das Gummifloß nieder und prallte von ihm ab wie Glasmurmeln.
    »Es hagelt«, seufzte Tree und schmiegte sich an
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