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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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ihrer Liebe miteinander verschmolzen waren. In dem Moment wurde ihm klar, dass ihm seit ihrer Scheidung kein einziges Mal wirklich warm gewesen war. Selbst nicht im Tiefland, wo ihm schon beim Impfen eines Wawajero-Kindes der Schweiß vom Kinn getropft war.
    Mason legte eine Hand über die Augen und ließ sich vom Schlaf verschlucken.

4
    Tree erwachte vor Sonnenaufgang, als Mason den Reißverschluss des Schlafsacks aufzog und herauskroch. Trotz ihrer pochenden Hand schlief sie gleich wieder ein. Als sie von neuem erwachte, war die Sonne ein Viertel ihres Weges in den Himmel gestiegen. Trockene Kleidung aus ihrer Schlafkoje lag ordentlich gestapelt neben ihrem Kopf auf dem Boden.
    Tree setzte sich auf. »Mason?«
    »Hier drüben.« Er kam durch eine der Schiebetüren ins Labor. Ein dunkelblauer Wollpullover verlieh seinen grauen Augen einen meeresähnlichen Glanz. Sie registrierte seinen Blick, der, wie eine Kamera in einem Porträt-Studio, ihre Nacktheit mit einer einzigen, scharf fokussierten Einstellung erfasste.
     Plötzlich fühlte sie sich befangen und hob das grüne Ny lon über ihre kleinen Brüste. Früher haben sein Mund und seine Hände diese Brüste liebkost. Warum sollte ich meinen Körper jetzt vor ihm ver stecken? Sie holte tief Luft und stand auf. Der durch die Deckenfenster fallende Sonnenschein vergoldete ihre gertenschlanke Figur. Das blonde Dreieck zwischen ihren Schenkeln fing das Licht wie gesponnenes Gold.
    Mason blinzelte und schluckte schwer. Er drehte sich zu einem Arbeitstisch um, der aus seiner Wandhalterung heruntergeklappt war. Er war übersät mit Transistoren und Schaltkreistafeln aus verschiedenen zerstörten Funkgeräten.
    »Du hast gemeint, dass du mich zu dünn fandest«, sagte sie zu seinem breiten Rücken.
    »Fand ich nicht.«
    Sie zog ihre Unterwäsche an. »Aber gestern Nacht sagtest du –«
    »Ich meinte bloß … Du bist schöner denn je, Tree«, sagte er. »Man sieht, dass du trainiert hast.«
    Sie lächelte hinter seinem Rücken, während sie in eine schwarze Jeans stieg und sie sich mit einer Hand über die Hüften zog.
    »Gold’s Sportstudio, dreimal die Woche. An den Tagen dazwischen einen Kilometer schwimmen.« Sie stöhnte auf, als sie ihre verletzte Hand durch den Ärmel eines grünschwarz karierten Flanellhemds schob.
    Er sah über die Schulter. »Warte, ich helfe dir.« Er ging zu ihr und begann, das Hemd für sie zuzuknöpfen. Sommersprossen sprenkelten die oberen Wölbungen ihrer kleinen Brüste, » wie verstreuter Zimt«, hatte er einmal zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen geflüstert. Sie suchte seinen Blick, doch er ließ ihn auf seine Finger gerichtet, während er das Flanell über ihrem Busen verschloss.
    Er ging zum Arbeitstisch und kam mit einem Rosinen-Vollkornriegel zurück. »Frühstück. In Barrys Koje fand ich einen ganzen Karton mit dem Zeug.«
    »Ich dachte, du hasst Körner.«
    »Tue ich auch. Und ebenso Rosinen. Erinnere mich bloß nicht daran. Sieht aus, als wäre das für wer weiß wie lange unsere einzige Verpflegung. Heute Morgen hat mir das Zeug sogar geschmeckt. ›La salsa mejor en el mundo es el hambre‹.«
    »Hunger ist die beste Soße der Welt«, übersetzte sie. »Marquez?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weiter zurück.«
    »Borges? Neruda?«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Noch weiter.«
    »Oh«, sagte sie, »Cervantes.«
    Er nickte. Tree riss die Verpackung mit den Schneidezähnen auf und biss in den Riegel. »Mmmm.« Sie kaute mit geschlossenen Augen.
    Mason lächelte. »Das perfekte Müsli-Mädchen für einen Werbespot.«
    Tree nahm einen weiteren Bissen und hielt das eingepackte Ende des Riegels zwischen den Zähnen, während sie ihre verletzte Hand vorsichtig durch den Ärmel eines groben Wollpullovers schob. Sie stöhnte.
    Mason zog die Brauen hoch. »Wie geht es deiner Hand?«
    »Schrecklich.« Das geschwollene Fleisch hatte eine schwarz-purpurne Färbung angenommen. »Es hört nicht auf zu pochen.«
    »Eigentlich ist das ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass die traumatisierte Stelle noch durchblutet wird.«
    »Du meinst, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, solange es höllisch wehtut?«
    »Nun …« Er fuhr sich mit der Hand durch die dicken schwarzen Locken. »Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten.«
    »Zuerst die schlechten; die guten können mich dann wieder aufrichten.«
    »Okay. Wir haben kein Tetrazyklin, kein Morphium, noch nicht mal Aspirin. Die Medikamente sind komplett verschwunden.«
    Sie
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