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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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das T’ai-Hexagramm auf dem altertümlichen chinesischen I Ching – einem Orakelbuch.«
    »Orakel?«, fragte China.
    »Das bedeutet so viel wie Weissagung«, sagte Tree. »Aber das I Ching beinhaltet viel mehr als das. Es handelt von einer bestimmten Art zu leben.«
    »Okay.«
    »Siehst du hier oben die unterbrochenen Linien?«, fragte Mason. »Sie repräsentieren das ultimative Yin: Sie heißen k’un, was ›Erde‹ bedeutet, die Empfängliche«, sagte er. »Die durchgehenden Linien hier unten sind das ultimative Yang: Sie heißen chien, das bedeutet ›Himmel‹, der Schöpfer.«
    »Warum ist dann die Erde oben und der Himmel unten?«, fragte China.
    »Gut. Sehr aufmerksam«, sagte Mason. »Die Erde wird als hinabfließend verstanden, der Himmel als hinauffließend. Auf diese Weise vermischen sie sich in der Mitte, siehst du?«
    »Und wenn Erde und Himmel sich vermischen, ist Frieden?«
    »Im I Ching steht: ›Ihre Einflüsse treffen aufeinander und schaffen Harmonie, und alles Lebendige erblüht und gedeiht.‹ Aber ich möchte dir noch etwas anderes zeigen, etwas, das du erkennen wirst.«
    Er malte einen sechszackigen Stern aus zwei übereinander liegenden Dreiecken, eines nach unten deutend, das andere nach oben.
    »Der Davidstern«, sagte China. »Jüdisch.«
    »Richtig, und die Hindus und Buddhisten und Taoisten haben dieses Symbol ebenfalls gemalt, um zu zeigen, dass Himmel und Erde sich im Herzen treffen und miteinander eins werden.«
    »Toll«, sagte China und gähnte.
    »Okay. Genug Kalligraphien für heute.«
    »Ich gehe nach nebenan und spiele mit Oma«, sagte China und lief hüpfend aus dem Zimmer.
    »Für diese Dinge ist sie noch etwas zu jung, Liebling«, sagte Tree.
    »Wahrscheinlich. Aber was soll’s, sie mag Kalligraphien. Schau, wie gut sie es mittlerweile kann.«
    Samuel begann, mit den Lippen durch die Baumwolle von Trees blauem Nachthemd nach einer Brustwarze zu suchen. Er wimmerte frustriert und begann zu weinen.
    »Schhh, Sammy«, sagte Tree. »Hier, deine Milch steht bereit.« Sie knöpfte ihr Nachthemd auf, und ihr Sohn machte sich saugend und schmatzend über die ihm dargebotene rosige Brustwarze her.
    Genussvoll schloss Tree für einen Moment die Augen.
    »Das muss sich gut anfühlen«, sagte Mason. »Ich wünschte, ich wüsste, wie es ist.«
    »So weit ich mir vorstellen kann, kommt es dem Gefühl, eine Göttin zu sein, am nächsten.«
    »Ich glaube, von allen Aspekten des Frauseins würde ich das am liebsten mal erleben.«
    »Oh, und das Kindergebären nicht?«
    Mason lachte. Er dachte an K’un-Chien; daran, dass sie, allein unter Menschen, die Freuden und Leiden des Frauseins und Mannseins in ein und demselben Körper erleben konnte.
    Nach einer Weile legte Tree den tief schlafenden Samuel in seine Krippe.
    »Du hast dieses Funkeln in den Augen, Mason.«
    Er lächelte. »Hmm.«
    »Hast du gefrühstückt?«
    »Hunger ist die beste Soße.«
    Er nahm Tree an der Hand und führte sie in ihr sonnendurchflutetes Schlafzimmer.
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