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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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hier, um Euch den Besuch der früheren Kaiserin, Fang-Shih, anzukündigen, der Mutter des Lung-Hu.«
    Eilig stieg K’un-Chien aus dem Bett und zog ein Gewand über.
    »Mason, steh auf und zieh dich an«, sagte Tree. »Wir haben Besuch.« Mason setzte sich auf, sein dickes Haar zerwühlt. Er kletterte aus dem Bett und zog eine Hose und ein Hemd an. Die Soldatin starrte auf seine Morgenerektion.
    Fang-Shih erschien im Türrahmen und trat an der Soldatin vorbei in den Raum. Sie trug ein königsgelbes Gewand und eine weiße Keramikmaske.
    »Hört gut zu, ihr drei«, sagte Fang-Shih. »Euch bleibt nicht viel Zeit.«
    »Was ist los?«, fragte Tree.
    »Yu Lin ist mit ihren Leuten auf dem Weg hierher.«
    K’un-Chien rannte zur Wand und nahm ihren Bogen und einen Köcher voller Pfeile.
    »Aber warum?«, fragte Mason.
    »Weil sie Yu Lin ist«, sagte Fang-Shih. »Weil sie den Lung-Hu hasst, weil sie mich hasst. Sie will uns beide umbringen.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Tree. »Ich dachte, die Menschen hier hätten seit Jahren auf den Drachentiger gewartet.«
    »Nicht jeder akzeptiert mich«, sagte K’un-Chien. »Nicht alle wollen eine Gesellschaft aus Hermaphroditen.«
    »Sie hat Recht«, sagte Fang-Shih. »Yu Lin hat in offener Rebellion das Kommando über einen Großteil der Truppen übernommen. Sie kämpfen in den Straßen gegen Meng Pos Soldatinnen. Es ist keine Zeit für weitere Erklärungen. Ihr müsst umgehend von hier fliehen.«
    »Aber – wo sollen wir hin?«, fragte Tree.
    »Kommt in meinen Palast. Dort sind meine loyalsten …«
    Das Kling-Klang von Schwertern und das Gebrüll kämpfender Soldatinnen erreichte die Eingangstür des Palastes. Fang-Shihs Gefolgsleute fuhren herum und stürmten in den Kampf hinaus.
    »Zu spät, zu spät«, sagte Fang-Shih. »Das bedeutet, dass mein Palast eingenommen wurde. Draußen sind einige meiner besten Kriegerinnen, aber ich glaube nicht, dass sie lange die Stellung halten können.«
    »Schnell, raus in den Hof«, rief Mason. »Dann rauf auf den Feigenbaum und über die Mauer. Los.« Er rannte zu K’un-Chiens Arzneischrank und begann, sämtliche Naturheilmittel, darunter den Behälter mit dem Ling-Chih-Pilz, in eine große Bambusgestrüpp zu werfen. Als Letztes packte er eine Hand voll Frisbees für die Wawajeros ein, denen er bald zu begegnen hoffte. Er schulterte die Tasche und eilte den anderen nach.
    K’un-Chien half Tree auf den untersten Ast des Feigenbaums; von dort konnte Tree die Baumsprossen hochsteigen wie auf einer Leiter. Im Wipfel lief sie seitwärts auf einen Ast hinauf, ging auf der anderen Seite der Mauer in die Hocke und sprang.
    »Fang-Shih, Ihr als Nächstes«, sagte Mason.
    »Ich bleibe hier, Schwiegersohn.«
    »Mutter, nein«, sagte K’un-Chien. »Bitte, komm mit.«
    »Wohin? Ins Land der Barbaren? Was würde mich dort erwarten – eine Frau mit entstelltem Gesicht –, in einem Land, in dem jede Frau Söhne haben kann?«
    »Kommt mit uns«, sagte Mason. »Wir haben Chirurgen, die Euer Gesicht wiederherstellen können.«
    »Harno. Die Schönheit wiederherstellen, mit der ich geboren wurde? Nein. Ich gehöre hierher. Geht. Lebt wohl.«
    K’un-Chien sah ihre Mutter an.
    »Geh jetzt, beeil dich«, sagte Fang-Shih.
    K’un-Chien hob die Arme, um ihr die Keramikmaske abzunehmen. Ihre Mutter packte ihre Handgelenke.
    »Bitte«, sagte K’un-Chien. »Erlaube mir, meiner Mutter ins Gesicht zu schauen.«
    Fang-Shihs zitternde Hände ließen K’un-Chiens Handgelenke los.
    K’un-Chien nahm ihr die Maske ab.
    Tränen schlängelten sich durch die Furchen und Gräben knorrigen Gewebes. K’un-Chien beugte sich vor und küsste das Meer, das die Narben ihrer Mutter überflutete.

54
    »Wo, zum Teufel, willst du hin?«, rief Tree, als sie eine breite Straße hinunterrannten.
    »Sie erwarten, dass wir nach unten in den Dschungel fliehen«, sagte Mason. »Dieses Mal gehen wir auf den Berg hoch.«
    »Bist du verrückt?«
    »Ich hab eine Idee, wie wir den Ballon in die Luft bekommen.«
    »Er ist zerrissen.«
    »Der obere Teil der Hülle ist okay – glaube ich.«
    »Aber –«
    »Wir können vom Berg herunterfliegen. Das ist unsere einzige Chance. Ich erkläre dir den Rest, wenn wir da sind.«
    »Wenn wir es bis dort schaffen. Es sind mehrere Kilometer – sie werden uns ruckzuck einholen.«
    »Im Moment jagen sie uns am falschen Ort, das verschafft uns einen Vorsprung.«
    Das Trio kletterte auf der Wasserfall-Seite des Tals über die Stadtmauer. Nachdem
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