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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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fester und rundlicher werdend.
    Tree hängte die drei Propan-Brenner in die Träger im Aluminiumrahmen der Ballonöffnung.
    »Vorsicht«, sagte sie.
    Sie schaltete die Brenner ein, und drei Zwei-Meter-Flammen schossen mit einem ohrenbetäubenden Wuuuusch in die Hülle hoch. Als die erhitzte Luft nach oben stieg, blähte sich die Hülle ruckartig auf und begann, die Form einer Kugel anzunehmen.
    Mason jubelte. »Siehst du? Es wird –«
    Skrrrrriiiiik. Das Geräusch zerreißenden Stoffes schnitt Mason das Wort ab.
    »Verdammte Scheiße.« Er spie die Worte aus.
    »Ich dachte, Dacron sei unzerreißbar«, sagte Tree.
    »Nichts ist unzerreißbar, schon gar nicht mit einem solchen Schlitz.«
    Der Riss endete an einer horizontalen, mit Leder verstärkten Rundnaht, jedoch nur fünfundzwanzig Meter unterhalb der Ballonkrone. Die schräg in der Luft stehendeHülle füllte sich weiter mit Heißluft, doch der Auftrieb würde nun wesentlich geringer sein.
    Tree starrte zu dem klaffenden Riss hoch. »Wir könnten noch mal die Luft rauslassen und versuchen, den Riss mit Klebeband zu reparieren.«
    »Würde nicht halten«, sagte Mason. »Das Material ist für eine Belastung von mehreren hundert Pfund Luftdruck pro Quadratzentimeter konzipiert. Außerdem haben wir keine Zeit, die Luft rauszulassen und ihn hinterher wieder neu aufzublasen.«
    Tree seufzte.
    »Ja, es wird knapp werden«, sagte Mason, setzte sich auf den Hosenboden und begann, seine Stiefel aufzuschnüren. »Zieh deine Schuhe aus. Weg mit den zusätzlichen Gasflaschen. Lasst alles hier, was wir nicht unbedingt brauchen. Ich muss die Halteleinen neu verknoten, damit das Netz waagerecht hängt.«
    Tree zog ihre Wanderstiefel aus, K’un-Chien warf ihren schweren hölzernen Bogen und zwei Köcher mit Pfeilen fort, Mason ließ drei überflüssige Gasflaschen an der Seite des Floßes hinunterfallen. Dann machte er sich daran, die Halteleinen wieder zu kappen und an anderen Punkten am Netz zu vertäuen.
    Nachdem minutenlang Heißluft in die Ballonhülle hochgestiegen war, strafften sich die Halteleinen und begannen, das Netz in die Luft zu heben.
    »Du zuerst, Tree. Steig ein«, sagte Mason. »Jetzt du, K’un-Chien.« Er kletterte als Letzter in das Netz und wartete, als Tree den Gashahn hochdrehte und lange gelbe Flammen in die Öffnung der schräg stehenden Ballonkugel hochschossen.
    Der Ballon stieg in die Höhe und hob sie etwa acht Meter über die säulenartigen Felsen, auf denen das Floß stand. Wieder jubelte Mason, doch plötzlich kippte die Hülle zur Seite, verlor Heißluft, und der Ballon begann, wieder zu sinken.
    »Halt dich fest, Tree, wir gehen runter«, sagte Mason und schlang die Arme um sie, um den Aufprall zu dämpfen, als sie wenige Meter über dem Boden auf einen hohen Granitmonolithen zutrieben.
    Tree schaute zum Horizont, und plötzlich verdüsterten sich ihre Augen vor Furcht. »Sie kommen!«
    Auf einer nahe gelegenen Anhöhe war Yu Lin erschienen, ihre dicken Schenkel unter einem gepanzerten Kilt; mit wackelndem Bauch und wehender grüner Tunika auf den breiten Schultern rannte sie auf sie zu, einen Trupp heranstürmender Drachenfrau-Soldaten anführend.
    Der untere Teil des Ballons streifte mit dem Geräusch schabenden Sandpapiers an der Felsoberfläche entlang. Tree riss den Gashahn voll auf und jagte zehn Meter hohe Flammen in die Hülle. Mit einem Ruck hob sich der Ballon über den Granitfelsen, sank aber sogleich wieder bis zwei Meter über den Kies und schwebte träge auf der Stelle.
    »Zu viel Gewicht, er kann uns nicht alle drei in die Luft heben«, sagte K’un-Chien und ließ sich ohne Warnung über den Rand des Netzes herunterfallen. Sobald ihr Gewicht entfiel, schoss der Ballon fünfzehn Meter in die Höhe und begann, auf den Rand des Hochplateaus zuzutreiben.
    »Wir werden nicht ohne dich fliehen«, rief Tree hinunter.
    »Ihr müsst«, rief K’un-Chien. »Ich habe ein zweites Mal den Fehler gemacht zu glauben, ich könnte vor meinem Schicksal fortlaufen. Doch selbst der Wind weht mich zu meiner Bestimmung zurück.«
    Fieberhaft suchte Tree nach einer Möglichkeit, nach unten zu gelangen. Mason packte ihren Arm. »Nicht. Du würdest dir das Genick brechen.« Tränen schwammen in ihren Augen. »Können wir kein Seil runter lassen? Oder irgendetwas anderes tun?«
    »Wir sind zu hoch – und wir steigen weiter auf.«
    K’un-Chien war unbewaffnet. Tree und Mason konnten nur hilflos mitansehen, wie unter ihnen die Soldatinnen
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