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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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K’un-Chien.
    Die Mission des HARVEST-Forscherteams – die Tier- und Pflanzenwelt des Hochplateaus nach unbekannten Spezies zu erkunden, die zur Entwicklung neuartiger Arzneien beitragen konnten – war ein seine kühnsten Träume übersteigender Erfolg gewesen. Mason hatte so gut wie alle von K’un-Chiens Naturheilmitteln in seine Bambusgrastasche geworfen – eine Gottesgabe für die moderne westliche Medizin. Und der Hauptpreis war der wundersame Pilz, Ling-Chih.
    Wenn es den Pharmazeuten gelänge, die Gen-stimulierende Substanz in dem Pilz zu kultivieren oder synthetisch herzustellen – Mason nahm an, dass es sich um eine Art Retrovirus handelte –, wäre dies ein Quantensprung für die Behandlungsmethoden von Verbrennungsopfern, Amputierten und anderen Verunglückten.
    Doch der Erfolg der Mission hatte einen immensen menschlichen Preis gekostet. Der Sturmadler, der den Hubschrauber zum Absturz brachte, hatte vier von Masons Freunden und Kollegen umgebracht. Ein weiterer Adler hatte Lynda getötet. Und auch Domino hatte den ultimativen Preis gezahlt.
    Doch Mason wusste, dass der Preis für die Entdeckungen noch nicht in voller Höhe entrichtet war. Sobald er die Beute den Laborkitteln bei Halcyon übergab, würden Fragen gestellt werden. Und die Antworten würden nach Jou P’u T’uan führen. Und dann würden die Wissenschaftlerteams wie Heuschrecken über den Berg herfallen, zusammen mit Anthropologen, Journalisten, Fernsehleuten und politischen Entsandten aus Venezuela. Dazu Sicherheitskräfte. Und katholische Missionare. Kristalläugige New-Age-Spinner. Der National Enquirer würde titeln: NOSTRADAMUS SAGTE STANDORT DER STADT VORAUS! Jou P’u T’uan würde das neue Machu Picchu werden.
    Nein, wurde Mason klar, es würde noch viel schlimmer kommen, als er sich vorstellen konnte.
    »Tree, wir können die Arzneien nicht mitnehmen. Es geht einfach nicht.«
    »Du liest meine Gedanken«, sagte sie.
    Mason stieß einen Seufzer aus. »Scheiße.« Er öffnete die Tasche und nahm die Frisbees heraus, dann schüttete er den restlichen Inhalt in die Tiefe.
    »Tut mir Leid, Welt«, sagte Mason, während die Zweige und Blätter und Salben und Pulver durch die Luft wirbelten. »Tut mir Leid. Ich hoffe, ich tue das Richtige.« Vom Boden der Tasche fielen schwarze Kügelchen in die Wolken.
    Tree legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Und es ist auch besser, dass K’un-Chien nicht mitgekommen ist. Ihre Ankunft in den Staaten hätte ebenfalls zu einer Invasion ihrer Welt geführt.«
    »Du hast Recht«, sagte Mason. »Alles scheint sich zum Besten entwickelt zu haben.«
    Er nahm den in Blätter gewickelten Bambusbehälter, der den Ling-Chih enthielt. »Und was ist hiermit?«, fragte er. »Er wurde nicht von Menschen hergestellt, wie die Pulver, die Phönixkugeln …«
    »Und?«
    »Nun, wir könnten sagen, wir hätten den Pilz erst entdeckt, nachdem wir vom Berg heruntergeflogen sind.«
    »Aber –«
    »Denk an all das Leid, das der Pilz abwenden könnte. Einem Typ wird bei einem Autounfall der Arm zerschmettert. Die Chirurgen amputieren das zerstörte Gewebe, und nach einer Weile wächst dem Mann ein neuer Arm. Das wäre wundervoll. Und es würde wahnsinniges Geld bringen – mit einem solchen Einkommen könnte ich in der Welt viel Gutes bewirken.«
    »Aber Mason, vergiss nicht – es ist nicht bloß ein Medikament. Es ist ein Orakel. Man sieht die Zukunft …«
    »Rede weiter.«
    »Nenn mir zehn dir bekannte Leute, die verantwortlich damit umgehen könnten, ihr Schicksal zu kennen.«
    Mason holte tief Luft und lächelte schief.
    »Nenne mir drei«, sagte sie.
    »Nein, du hast Recht. Sie würden aus dem Ling-Chih ein Medikament herstellen und es weltweit an Millionen Ärzte liefern. Bald würde es auf die Straßen gelangen. Kinder, Kriminelle, Verrückte – die Gesellschaft würde völlig aus den Fugen geraten.«
    »Wirf ihn raus. Er gehört nirgendwo sonst hin außer nach Jou P’u T’uan.«
    Mason schleuderte den Ling-Chih-Behälter in die Tiefe.
    »Jetzt habe ich wieder so viel wie zu Beginn der Reise«, sagte er und hielt seinen Stapel Frisbees hoch. »Ich und mein Spielzeug.«
    »Und du hast mich«, sagte Tree und küsste ihn.
    Er erwiderte ihren Kuss. Sein Herz war geheilt, und er lebte und war gesund und munter.
    Plötzlich trieb der Ballon in ein großes Wolkenloch, und sie konnten bis ganz nach unten auf das Dach des Regenwaldes schauen. Unwillkürlich zog sich Masons Magen zusammen.
    »Wow«,
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