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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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sinken und begann, träge aufzusteigen.
    Der Adler legte die Flügel an und richtete seinen großen Kopf nach unten.
    »Da kommt er«, sagte Mason und folgte dem Raubvogel mit den Augen. »Jetzt mache ich dich fertig, du Mistvieh.«
    Gerade als der Adler seinen schweren Körper zurücklegte, um seine Klauen in Position zu bringen, ließ Mason den Unterarm vorschnellen und schleuderte das Frisbee aus dem Handgelenk. In der rotierenden Scheibe schwirrten die Klingen verschwommen herum. Sie trafen den Adler ein Stück oberhalb des mächtigen Brustkorbs. Der Kopf des Vogels schien die Flugrichtung zu ändern und schoss in den Himmel hoch, während der Körper herunterfiel und mit einem dumpfen Knall im Nylonnetz aufschlug.
    Tree jubelte. »Vogel, du hast gerade einen Frisbee-Golf-Ninja kennen gelernt.«
    Mason wischte sich die Blutspritzer vom Gesicht und betrachtete den enthaupteten Vogel; die Flügel hoben sich und flatterten in einem kurzen Todeskrampf.
    Schwer atmend sank Mason in das Netz zurück.
    »Das war für Lynda.«

58
    Dämmerung. Purpurne Regenwolken verwischten den westlichen Horizont. Mason versuchte, ihre Geschwindigkeit zu bestimmen, indem er die Entfernung zu einer unter ihnen liegenden Landmarke schätzte und überschlug, wie lange es dauerte, darüber hinwegzufliegen. Doch die Landmarken verschwammen vor seinen Augen. In dem grünen Blätterdach sah alles gleich aus. Die Wolken halfen auch nicht, denn sie waren keine Fixpunkte. Die bauschigen weichen Wolken, die in derselben Luftströmung neben ihnen herschwebten, hatten dieselbe Geschwindigkeit wie sie und schienen sich deswegen überhaupt nicht zu bewegen. Andere Wolkenfetzen trieben über und unter ihnen in verschiedenen Geschwindigkeiten dahin.
    Eines jedoch stand fest – der Ballon war im Sinkflug; mittlerweile konnte Mason weniger als dreihundert Meter unter ihnen das Geschrei der St.-Vincent-Papageien und das Kreischen der Brüllaffen hören. Ganz gleich, wie viel Hitze Tree in die beschädigte Ballonhülle hochschoss, sie gingen langsam herunter. Bei ihrer gegenwärtigen Sinkrate würden sie innerhalb der nächsten zwanzig Minuten auf die Baumwipfel einer weiten, nichtmenschlichen Welt krachen.
    Mason reckte den Hals in die Tiefe und hielt nach einem Fluss Ausschau. Irgendein Fluss, dachte er. Es muss nicht mal der Caroni sein. Hauptsache eine Wasserstraße, die sie durch das massive Grün führte.
    »Dort!«, rief Tree.
    »Wo? Oh, ich sehe es«, sagte er. Ein breites silbernes Band wand sich durch den Regenwald; sie waren fast direkt darüber, bevor es zwischen den Bäumen erkennbar wurde.
    »Ist das der Caroni?«, fragte Tree.
    »Weiß nicht. Könnte sein. Schnell, lass Luft ab, bring uns dort runter.«
    »Ich kann nicht.« Sie hielt das abgerissene Ende der Zugleine hoch. Normalerweise führte die Leine zu einem Ventil in der Ballonkrone, durch das man Heißluft abließ, wenn man umgehend landen wollte.
    »Scheiße. Was jetzt?«, fragte er und blickte zum näher kommenden Fluss hinunter.
    »Ich überlege«, sagte sie und schaute zum Ballon hoch.
    »Können wir die Hülle nicht aufschlitzen?«, fragte er. »Weit oben, so dass Heißluft entweicht.«
    »Aufschlitzen womit?«
    Er hielt das andere Klingen-Frisbee hoch.
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Hülle ist aus Dacron. Selbst wenn du das Frisbee durch die Öffnung hoch genug in die Ballonhülle werfen könntest, würde dies kaum ein Loch in das Material reißen.«
    »Die Nacht bricht herein, Tree. Wenn wir nicht schleunigst nahe am Fluss landen … Warte, ich hab’s. Was, wenn wir den Ballon mit den Brennern in Flammen setzten?«
    »Dacron schmilzt, und wir würden inmitten eines Feuerballs heruntergehen.«
    »Und im Wasser landen; das Feuer wäre gelöscht.«
    »Und wenn wir den Fluss verfehlen sollten?«
    Er sah hinunter. »Wir müssen irgendetwas tun. In weniger als einer Minute werden wir den Fluss überqueren.«
    »Warte. Ich hab’s.« Sie drehte einen Knopf und schaltete das Anzeigelämpchen der Brenner aus. Die Flammen verloschen.
    »Was?«
    »Halt dich fest, ich werde flüssiges Propan in die Ballonhülle hochschießen – es ist eiskalt. Es wird die Heißluft mit einem Schlag abkühlen, und wir werden blitzschnell runterfallen und auf dem Fluss landen. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Mason starrte auf den zwischen den Bäumen schimmernden Fluss hinunter. »Tree, wir sind bestimmt noch achtzig Meter hoch.«
    »Hör zu«, sagte sie. »Ich breche mir lieber in einer
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