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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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sie.«
    »Und irgendwie spüre ich, dass wir sie – miteinbeziehen müssen.«
    »Das werden wir. Wir drei werfen uns schon die ganze Woche heimlich begehrliche Blicke zu – die sexuelle Spannung zwischen uns ist so aufgeladen, dass unsere Augen Funken sprühen. Wir haben lange genug gewartet. Heute ist die Nacht der Nächte.« Tree schob ihre Hand zwischen die Stofffalten seines Gewands. »Wie gesagt, heute Nacht werden wir Dinge tun, von denen du bisher nicht einmal zu träumen wagtest.«

52
    Dampf verschleierte die Luft im Badehaus ihres Palastes. Mason, Tree und K’un-Chien saßen auf dem Wannenrand und ließen ihre Füße ins heiße Wasser baumeln. Dann, auf ein wortloses Signal, streiften sie ihre Gewänder ab wie die Schalen von Sommerfrüchten und glitten in die Wanne.
    Es war Trees Idee gewesen, mit einem heißen Bad zu beginnen. Tree war in diesen Dingen äußerst intelligent – weise wie eine Liebesgöttin, dachte Mason. Er war froh über dieses Vorspiel, gab es ihm doch Gelegenheit, sich an die ungewohnte Situation zu gewöhnen. Mason musterte seine beiden Frauen; eine wie gemacht aus zimtgesprenkeltem Schnee, die andere wie geschnitzt aus hellem Mahagoni. Vorspiel oder nicht, er empfand dieselbe Schüchternheit wie damals als Jungfrau – jene verrückte, kühne Schüchternheit, die entsteht, wenn sich Verletzbarkeit mit aggressivem Begehren mischt.
    Er befolgte Trees Ratschlag und hielt sich an seine wahren Gefühle, ließ alle moralischen Wertigkeiten fallen wie totes Laub.
    Tree wandte sich zu K’un-Chien und küsste sie auf die Stirn. K’un-Chien schloss die Augen, um die Weihen zu empfangen. Trees Lippen segneten ihre Augen, ihre Nase und salbten nun ihre Lippen. K’un-Chien zog Tree dichter zu sich, bis ihre Brüste aneinander stießen. Der vom Wasser aufsteigende Dampf umhüllte ihre Körper. Mason atmete tief durch, und die feuchte Luft prickelte in seinen Lungen.
    Tree ergriff seinen Arm. Doch obwohl in seinen Ohren das Blut zu pochen begonnen hatte, flüsterte er: »Lass mich zuschauen. Ich habe nie gesehen, wie ein Meisterwerk entsteht.« Und so beobachtete er noch eine Weile, wie sich ihre Körper einander öffneten wie knospende Rosen. Seine Gefühle schärften seine Sicht, bis er scheinbar jedes einzelne feuchte Härchen auf K’un-Chiens Armen und eine winzige Speichelperle im Winkel von Trees geöffneten Lippen erkennen konnte.
    Trees Gesicht war von sexueller Erregung gerötet. Masons Erektion war so hart, dass das Pulsieren die Wasseroberfläche kräuselte. Und K’un-Chien war die perfekte Verkörperung aller Magie. Selbst in ihren Augen sah Mason die Reflexion seiner eigenen Maskulinität, und unterhalb ihrer Hüften war sie von solch üppiger Männlichkeit wie er selbst. Und doch war K’un-Chien ebenso sehr eine Frau, so feminin und anmutig wie Tree.
    Mason wurde klar, dass K’un-Chien wusste, was ihre beiden Partner hier zum ersten Mal erlebten. Er küsste ihren sehnigen Nacken, ihre goldenen Brüste. Sie duftete wie Balsam und warmer Teig. Vier Hände erkundeten seinen Körper. Später konnte er sich nicht mehr erinnern, wie sie vom Badehaus ins Schlafzimmer gelangt waren. Nur an den Augenblick, als sie zu dritt auf das Satinlaken fielen und unerklärlicherweise zu weinen begonnen hatten.
    Dann hatten sie ein neues Ballett begonnen, das keiner von ihnen je getanzt hatte.
    Als Mason ein Junge war, hatte man ihm beigebracht, dass der Körper eine leblose Hülle sei, die eine lebendige Seele enthalte und von ihr zum Leben erweckt werde, ein Geist in der Maschine. Doch als jetzt ihre Liebesspiele ihren Lauf nahmen, zerbrachen seine Lehrsätze. Er zerschmolz in eine tiefere Wahrheit: Der Körper ist mehr als eine bloße Hülle, mehr als ein Tempel mit einem ewig scheinenden Licht im Innern. Der Körper wohnte innerhalb der Seele. Es gab keine Trennlinie, wo der Geist endete und das Fleisch begann. Der Geist sang im ganzen Körper. Elektrisch. Köstlich. All seine Bestandteile waren gut, vom Licht zum Atem, zum Blut und zu den Knochen.
    Mason hörte diesen Gesang und spürte den Drang zu tanzen. Obwohl er nicht wusste wie, tanzte er. Sanft und aggressiv zugleich, bewegte er sich mit unverfälschter Anmut. Mit Tree und K’un-Chien teilte der Körper seiner Seele Dinge, die er nie würde beschreiben können, nicht einmal sich selbst.
    Der Morgen graute und warf trübes Licht auf Trees und Masons nackte Körper. K’un-Chien hatte ihre Augen nicht geschlossen. Sie wollte nicht
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