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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß
Autoren: Canter Mark
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starrte ihn verblüfft an und schüttelte den Kopf.
    »Und viele andere Sachen sind auch weg, die Feuerlöscher, Beile, Messer, Macheten –«
    »Was ist mit den übrigen Sachen?«
    »Das meiste ist zerstört. Die Stromgeneratoren sind kaputt. Ebenso die Batterien. Die Notsender wurden eingeschlagen. Die Dacron-Hülle des Heißluftballons ist zerrissen.« Er machte eine Pause.
    »O Mann … Und jetzt die guten Neuigkeiten.«
    »Ich glaube, es ist eine gute Neuigkeit – Domino war es nicht. Zumindest glaube ich nicht, dass er Lynda umgebracht hat.«
    »Wer dann?«
    »Es war ein zweiter Sturmadler. Ich fand ihn heute Morgen tot im Fledermausnetz.«
    »Ein Zufall?«
    »Nein. Ihr Gesicht …«, sagte er, »… ich kann es dir nicht beschreiben … Es muss ein Raubvogel gewesen sein.«
    »Das ist bizarr.« Sie sah zu der Stelle, wo letzte Nacht Lyndas Leiche gelegen hatte.
    »Ich habe die Leiche in einen Schlafsack gepackt und sie in ihre Koje gelegt«, sagte Mason. »Ich werde sie später auf die Erde runterlassen und sie irgendwo begraben.« Er reichte ihr eine lange schneeweiße Feder. »Sieh mal. Die lag unter ihr.«
    Tree nahm die Feder. »Eine Schwungfeder. Breiter Flügel. Ein Albino-Raubvogel.«
    »Ein Sturmadler?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Könnte sein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Mason, ich glaube das nicht.«
    Er nickte auf die Schiebetür zu. »Überzeuge dich selbst. Ich weiß genau, dass der Adler letzte Nacht nicht im Netz hing. Es ist kein Albino – aber ich glaube, er wollte uns angreifen und hat sich in den Maschen den Hals gebrochen.«
    »Adler schlagen keine Funkgeräte ein.«
    »Stimmt, du hast Recht. Irgendetwas Verrücktes geht hier oben vor, und es jagt mir eine Höllenangst ein. Ich weiß nicht, wie Domino in das Ganze passt. Aber außer ihm ist niemand auf diesem Hochplateau – oder vielleicht doch?«
    »Ich habe Angst, Mason.« Sie trat dicht an ihn heran; die Härchen in ihrem Nacken hatten sich aufgestellt. »Du bist der Experte für amazonische Stämme. Könnte eine eingeborene Jagdgesellschaft hier oben sein – vielleicht die Yanomorduro?«
    »Normalerweise würde ich sagen, auf keinen Fall. Die Yanomor duro fürchten diese Tepuis – diesen ganz besonders. Sie sagen, auf ihm würden gelbe Hexen leben, die ihre Dörfer überfallen und ihnen die Söhne rauben. Aber … wenn Domino nicht die Ausrüstung zerstört hat, dann muss es jemand anderes gewesen sein.«
    »Wo ist Domino?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Hat deine Hand in der Nacht geblutet?«
    Sie hob die Hand und hielt das entzündete Fleisch ins Tageslicht. »Glaube nicht.«
    Er berührte den ledrigen Schorf auf seiner Wange. »Ich auch nicht, glaube ich. Auf den Leitersprossen sind mir heute früh getrocknete Blutspuren aufgefallen. Anscheinend ist Domino in aller Eile runtergerutscht.« Er deutete durch die Falltür nach unten.
    »Vielleicht ist er vor dem Adler geflüchtet«, sagte sie. »Dann ist er womöglich verletzt. Sollen wir versuchen, ihn zu finden?«
    »Habe ich auch schon überlegt, aber ich halte das nicht für besonders schlau. Nicht in unserem Zustand und solange wir nicht wissen, welche Rolle er in dem Ganzen spielt. Er weiß, wo das Floß ist, und wird versuchen, aus eigener Kraft zurückzukommen. Ich finde, wir sollten hier bleiben; hier sind wir sicher, wenn irgendwelche Vögel wieder Hitchcock spielen wollen. Mit ein bisschen Glück finde ich in den zerstörten Funkgeräten genügend funktionierende Teile, um ein Neues zu bauen.«
    »In Ordnung. Klingt vernünftig.« Sie schob den angebissenen Vollkornriegel in eine Gesäßtasche ihrer Jeans und zog die Schiebetür auf. »Ich sehe mir den Vogel mal an. Es muss eine Erklärung geben.«
    Seine Hand griff ihre Schulter, und sie drehte sich um. »Tree«, begann er; sein Mund öffnete und schloss sich, doch kein Wort kam heraus. Er seufzte.
    »Das war das Romantischste, was ich in den letzten acht Jahren von dir gehört habe«, sagte sie.
    Er sah zu Boden. »Tut mir Leid …«
    »Hey, ich mache nur Spaß.« Sie drückte seine Hand und trat durch die Tür.
    »Sei vorsichtig. Nein, warte, ich komme mit.«
    Er schraubte das Rohr eines Mikroskops ab und wog es wie einen Schlagstock in den Händen. Dann folgte er ihr in eine federnde Gummiröhre, die vom Labor zu den Beobachtungsplattformen auf dem Außenring führte. Das orangefarbene Neopren roch wie ein gigantischer Taucheranzug. Auf einer Seite verlief ein durch
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