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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb
Autoren: J. D. Robb
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1
    Der Tod machte keine Ferien. Zwar hatte sich New York im Dezember 2059 mit Glitzer und Glimmer festlich herausgeputzt, aber der Weihnachtsmann war tot. Und ein paar von seinen Helfern sahen auch ziemlich erbärmlich aus.
    Inmitten des lärmenden Wahnsinns, der wie immer auf dem Times Square herrschte, stand Lieutenant Eve Dallas auf dem Bürgersteig und sah sich die Überreste des Weihnachtsmannes an. Wenn die um sie herumstehenden Kinder, die bestimmt noch daran glaubten, dass ein dicker Mann in einem roten Anzug sich durch den Schornstein quetschte, um sie mit Geschenken zu erfreu en, statt sie in ihren Bette n zu ermorden, nicht sofort auf hörten zu kreischen, würden ihr sicher bald die Trom melfelle platzen, dachte sie und fragte sich, weshalb, wer auch immer die Verantwortung für diese Knirpse hatte, nicht endlich jemand dafür sorgte, dass der Trupp von hier verschwand.
    Was, Gott sei Dank, nicht ihre Sache war. Kinder waren für sie nämlich weitaus erschreckender als die blutige Masse, die zu ihren Füßen lag.
    Dann legte sie den Kopf in ihren Nacken und blickte in Richtung der sechsunddreißigsten Etage des Broadway View Hotel. Von dort aus war der Fettwanst auf die Stra ße geklatscht, hatte der Beamte, der als Erster am Fund ort erschienen war, erklärt. Zeugen zufolge hatte er laut »Ho ho ho« geschrien und war dann auf dem Rücken eines Pechvogels gelandet, der gemütlich über die endlose Party auf dem Times Square geschlendert war.
    Es würde ganz bestimmt nicht angenehm, die beiden zerschmetterten Leichen voneinander zu trennen, nahm sie an.
    Zwei weitere Personen waren mit leichten Verletzungen davongekommen, eine von ihnen hatte sich den Schädel angeschlagen, als sie angesichts des ekligen Gemischs aus Blut, Hirnmasse un d Eingeweiden, das ihr entgegen gespritzt war, schlicht und einfach umgefallen war. Dal las würde die beiden erst einmal den Sanitätern überlassen und nähme ihre Aussagen auf, wenn der erste Schock verkraftet war.
    Sie wusste sowieso schon, was geschehen war. Sie sah es den glasigen Aug en der Helfer des Weihnachtsman nes an.
    Als sie auf die beiden zumarschierte, blähte sich ihr knöchellanger schwarzer Ledermantel in der kalten Luft. Ihr kurzes, braunes Haar rahmte ein schmales Gesicht mit Augen in der Farbe guten, alten Whiskeys, die, wenn sie sie zusammenkniff , genauso schmal und polizisten mäßig waren wie ihr übriges Erscheinungs bild.
    »Der Typ in dem Weihnachtsmannkostüm war also euer Kumpel?«, fragte sie.
    »Oh, Mann. Tubbs. Oh, Mann.«
    Einer war schwarz, der andere weiß, doch im Augenblick wirkten die Gesichter eher grün. Was durchaus zu verstehen war. Sie schätzte sie auf Ende zwanzig, und die teuren Kleider legten die Vermutung nahe, dass sie Juniorpartner in der Firma waren, deren Weihnachtsfeier rüde unterbrochen worden war.
    »Ich werde Sie beide auf die Wache bringen lassen, um dort Ihre Aussagen aufnehmen zu lassen. Es wäre nett, wenn Sie sich freiwillig auf Drogen testen ließen
    Wenn nicht...« Sie wartete einen Moment und fügte mit einem schmalen Lächeln hinzu: »... zwingen wir Sie dazu.«
    »Oh, Mann, oh, Scheiße. Tubbs. Er ist tot. Er ist tot, nicht wahr?«
    »Das ist offiziell«, antw ortete Eve und winkte ihre Part nerin herbei.
    Detektive Delia Peabody, die die dunklen Haare momentan in sportlichen Wellen trug, richtete sich über dem Gewirr der Gliedmaßen der beiden Opfer auf. Sie war ebenfalls ein wenig grün, aber sie hielt sich trotzdem wirklich tapfer, dachte Eve.
    »Ich weiß, wer die beiden Opfer sind«, erklärte sie. »Der Weihnachtsmann war ein gewisser Lawrence, Max, achtundzwanzig Jahre, wohnhaft in Midtown. Der Typ, der - haha - den Sturz abgefangen hat, hieß Jacobs, Leo, dreiunddreißig, mit einer Adresse in Queens.«
    »Ich lasse die beiden auf die Wache bringen und auf Drogen testen und nehme ihre Aussagen auf, wenn wir hier fertig sind. Ich neh me an, Sie wollen sich die Räum lichkeiten ansehen, in denen die Feier stattgefunden hat, und mit den anderen Zeugen sprechen.«
    »Ich ...«
    »Sie leiten die Ermittlungen in diesem Fall.«
    »Richtig.« Peabody atmete tief ein. »Haben Sie die beiden schon irgendwas gefragt?«
    »Es ist Ihre Entscheidung, ob wir jetzt schon mit den beiden sprechen oder erst nachher auf dem Revier.«
    »Nun ...« Offenkundig auf der Suche nach der richtigen Antwort sah Peabody sie fragend an und meinte erst, als Eves Gesicht ihr nicht das Mindeste verriet: »Sie sind ziemlich fertig,
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