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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert
Autoren: Poul Anderson
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erzählte Frida, ein Gesetzloser habe versucht, sie zu entführen.
     
    *
     

In der Dunkelheit vor dem Morgengrauen kam ihre Stunde. Das Kind war groß, und ihre Hüften waren schmal. Lange Zeit mußte sie große Schmerzen erdulden, aber sie gab kaum einen Laut von sich.
    Da ein Mörder sich in der Gegend aufhielt, war keine Rede davon, sofort nach einem Priester zu schicken. Die Frauen halfen Frida, so gut sie konnten. Asas Gesicht war finster.
    » Erst Erlend, jetzt Audun «, sprach sie vor sich hin.» Orms Töchter bringen kein Glück. «
    Bei Tagesanbruch suchten die Männer nach der Spur des Mörders. Sie fanden nichts, und bei Sonnenuntergang kehrten sie zurück und meinten, morgen müsse es für einen oder zwei wohl sicher genug sein, zur Kirche zu reiten. Inzwischen war das Kind geboren worden. Es war ein großer, wohlgestalteter, kräftig schreiender Junge, der bald hungrig an Fridas Brust trank. Am frühen Abend lag sie erschöpft und zitternd, ihren Sohn in den Armen, in dem abgelegenen Zimmer, das man ihr zur Verfügung gestellt hatte.
    Sie lächelte auf das kleine Geschöpf herab.» Du bist ein schönes Kind «, summte sie. Immer noch war sie nicht ganz aus dem Schattenland zurückgekehrt, und nichts schien ihr wirklich zu sein bis auf den Sohn an ihrer Brust.» Du bist rot und verrunzelt und schön. Und auch in den Augen deines Vaters würdest du schön sein. «
    Wie ein Waldquell flossen ihre Tränen. Sie schmeckte das Salz auf ihren Lippen.» Ich liebe ihn «, wisperte sie.» Gott verzeihe mir, ich werde ihn immer lieben. Und du bist das letzte, was von unserer Liebe übriggeblieben ist. «
    Blutigrot ging die Sonne unter. Die Mondsichel schwamm durch Wolken, die von einem scharfen Wind vorwärtsgetrieben wurden. Heute Nacht würde es ein Unwetter geben. Der lange Herbst, mit dem das Land die Elfen willkommen geheißen hatte, war vorüber. Nun kam der Winter geschritten.
    Der Hof duckte sich unter dem Himmel. Die Bäume ächzten. Das Tosen des Meeres drang laut herüber.
    Es wurde dunkel. Der Wind verstärkte sich und wirbelte Haufen von toten Blättern auf. Dann und wann prasselten Hagelkörner auf das Dach. Frida lag wach.
    Gegen Mitternacht hörte sie von weit weg ein Horn. Irgend etwas an diesem Klang ließ sie erschauern. Das Kind begann zu schreien, und sie drückte es an sich.
    Wieder gellte das Horn, lauter, näher, übertönte den heulenden Wind und die rauschende Brandung. Ein solches Hundegebell hatte sie noch nie in ihrem Leben gehört. Hufe donnerten durch die Nacht, erfüllten den Himmel mit ihrer Eile. Die Erde warf das Echo zurück.
    Das war die Wilde Jagd – Frida fürchtete sich sehr. Wie war es möglich, daß niemand im Haus sich rührte? Das Kind wimmerte an ihrer Brust. Der Wind klapperte mit den Fensterläden.
    Jetzt stampften die Hufe über den Huf. Das Horn klang so laut, daß das Haus erbebte. Um seine Mauern tosten Hundegebell und das Klirren von Bronze und Eisen.
    Von Fridas Zimmer führte eine Tür nach draußen. Der Riegel flog zurück, und die Tür schwang weit auf. Der Wind heulte ins Zimmer und blähte den Mantel dessen, der eintrat.
    Obwohl kein Licht brannte, konnte sie ihn sehen. Er mußte sich unter den Dachbalken bücken. Die Spitze seines Speers blitzte wie sein eines Auge. Haar und Bart flossen wolfsgrau unter dem Hut hervor, der sein Gesicht beschattete.
    Seine Stimme klang wie Wind und Meer:» Frida Ormstochter, ich bin gekommen, das zu holen, was du mir zugeschworen hast. «
    » Herr – «Sie verbarg sich unter der Decke, die ihr einziger Schild war. Wenn Skafloc hier wäre –» Herr, mein Gürtel liegt dort in der Truhe. «
    Odin lachte.» Glaubst du, ich wollte einen Schlaftrunk haben? Nein, du hast mir das versprochen, was hinter deinem Gürtel lag, und nun hast du das Kind geboren. «
    » Nein! «Sie warf das schreiende Kind hinter sich.» Nein, nein, nein! «Sie fuhr im Bett hoch und riß das Kruzifix an sich, das man über ihrem Kopf aufgehängt hatte.» Im Namen Gottes, im Namen Christi! Weiche! «
    » Vor denen brauche ich nicht davonzulaufen «, sagte Odin.» Denn in dieser Sache hast du selbst ihre Hilfe abgeschworen. Jetzt gib mir das Kind! «
    Er stieß sie beiseite und nahm das Kleine in seinen freien Arm. Frida kroch aus dem Bett und sank zu seinen Füßen nieder.» Was hast du mit ihm vor? «schluchzte sie.» Was wirst du mit ihm tun? «
    Wie aus unendlicher Höhe antwortete der Wanderer:» Auf ihn wartet eine große Bestimmung. Das
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