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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert
Autoren: Poul Anderson
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unter seinen Hufen und tanzten vor ihm im kühlen Wind. Aber die Blätter, die noch an den Bäumen saßen, zeigten leuchtende Farben, als sollten sie eine Krone für den Reiter sein. Es ging durch Wälder, an die der Mann sich erinnerte.
    Skafloc ritt unbeschwert von Helm und Harnisch. Sein langes, helles Haar flatterte unter einer Kappe hervor. Sein Gesicht, wettergegerbt und gefürchtet, war unbewegt. Aber sein Herz klopfte und klopfte, das Blut rauschte ihm in den Ohren, seine Hände waren feucht und seine Lippen trocken.
    Der Abend ging in eine Nacht über, die von vielfältigen Geräuschen erfüllt war. Skafloc durchquerte einen eisigen Bach. Mit seiner Hexensicht erkannte er tote Blätter, die wie kleine braune Boote meerwärts trieben. Er hörte eine Eule schreien und die Bäume ächzen – aber hinter dem allen lag ein singendes Schweigen, in dem nur sein Herz lebte.
    Oh, Frida, Frida, bist du mir wirklich so nahe?
    Viele Sterne glitzerten am Himmel, als Skafloc in Thorkel Erlendssohns Hof einritt. Er zischte ein Wort, und die Hunde verkrochen sich, ohne zu bellen. Die Hufschläge waren leise. Auf dem Gehöft war es dunkel bis auf einen schwachen Feuerschein, der unter der Vordertür des Hauses hervordrang.
    Er stieg ab. Seine Knie bebten. Große Willenskraft kostete es ihn, an jene Tür zu treten. Der Riegel war vorgeschoben. Skafloc brauchte einen Augenblick für den Zauber, der ihn zurückgleiten ließ.
    Thorkel war ein angesehener Freisasse, aber kein Häuptling. Daher war sein Hauptraum nicht groß, und es schlief niemand darin, außer wenn er Gäste hatte. Frida saß, wie es ihre Gewohnheit war, noch spät vor dem niedrigen Herdfeuer. Audun trat aus den hinteren Räumen ein. Seine Augen glänzten heller als die Flammen.» Ich konnte nicht schlafen «, sagte er.» Die anderen können es – wie, das verstehe ich nicht. Da habe ich mich wieder angezogen, weil ich hoffe, wir können miteinander sprechen, ohne dabei angestarrt zu werden. «
    Er setzte sich zu ihr auf die Bank. Ihr Haar schimmerte rötlich im Feuerschein. Sie trug es nicht wie eine verheiratete Frau, aber sie hatte es eingeflochten.» Ich kann noch kaum an mein Glück glauben «, fuhr er fort.» Jetzt kann mein Vater jeden Tag nach Hause zurückkehren, und dann werden wir heiraten. «
    Frida lächelte.» Zuerst muß ich mein Kind bekommen. Doch auch das kann jeden Tag geschehen. «
    Sie wurde ernst.» Und du hast wirklich nichts gegen mich – oder das Kind? «fragte sie leise.
    » Wie könnte ich? «erwiderte Audun.» Wie oft muß ich dir das noch versichern? Es ist dein Kind. Das ist genug für mich. Es wird wie mein eigenes sein. «
    Er umfaßte sie mit seinen Armen.
    Der Riegel öffnete sich. Die Tür schlug zurück. Der Nachtwind blies herein. Frida sah eine hohe Gestalt sich von der Dunkelheit draußen abheben. Sie konnte nicht sprechen. Sie stand von der Bank auf und wich Zurück, bis die Wand sie aufhielt.
    » Frida «, stieß Skafloc hervor.
    Ihr war, als schnüre ihr ein Eisenband die Brust zusammen. Abwehrend hob sie die Hände.
    Wie ein Schlafwandler schritt Skafloc auf sie zu. Und sie tat ihm einen Schritt entgegen, und noch einen.
    » Halt! «Auduns Stimme zerriß das Schweigen. Sein langer Schatten schwankte vor ihm her. Er griff nach einem Speer, der in einer Ecke lehnte, und stellte sich zwischen die beiden.
    » Halt! Ich … ich … be-befehle es dir «, stotterte er.» Wer bist du? Was willst du? «
    Skafloc machte ein Zeichen und sprach einen Stabreim. Solange er sich im Haus aufhielt, würde keiner seiner Bewohner erwachen. Er tat es, ohne nachzudenken, so wie ein Mann eine Fliege abstreift.» Frida «, sagte er noch einmal.
    » Wer bist du? «rief Audun. Mitten im Satz schnappte seine Stimme über.» Was willst du? «Er sah ihre Blicke und stöhnte auf vor Schmerz.
    Skafloc sah über die Schulter des Jungen hinweg. Er nahm ihn kaum wahr.» Frida, mein Herz, mein Leben. Komm mit mir. «
    Sie schüttelte heftig den Kopf, und doch hielt sie immer noch die Hände nach ihm ausgestreckt.
    » Ich bin nach Jötunheim gesegelt, ich bin zurückgekommen, ich habe einen Krieg geführt. Und ich dachte, die Zeit und die Schwerter könnten mich von dir losschneiden. Sie konnten es nicht. Auch dieser Todesbringer an meiner Seite kann es nicht. Nichts in den Neun Welten, nicht die Gesetze und nicht die Götter, vermag es. Denn was bedeutet das alles schon für uns? Komm mit mir, Frida. «
    Sie senkte den Kopf. Der innere Kampf
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