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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert
Autoren: Poul Anderson
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anhalten und sie sichern, weil die Tore für uns offenstanden und nur wenige Trolle übrig waren. Die Frauen hatten gute Arbeit geleistet! Auch in Alfarhoi, dessen Besatzung tot hier liegt, werden sie alles für uns vorbereiten. «
    » Gut «, nickte Skafloc. Die Schlacht war vorbei und das Schwert in der Scheide, und da kehrte seine Müdigkeit zurück. In den Lüften erstarb der Sturm, der Regen rauschte in dichten Strömen auf die Erde herab.
    » Auch die Sidhe von Erin ziehen in den Krieg «, berichtete Flam.» Lugh ist in Schottland gelandet, und Mananaan vertreibt die Trolle von den nördlichen Gewässern und Inseln. «
    » Ah – er hat sein Wort gehalten. «Die Nachricht munterte Skafloc ein wenig auf.» Ein treuer Freund ist Mananaan. Keinem anderen Gott als ihm würde ich trauen. «
    » Das liegt allein daran, daß er nur ein Halbgott ist, des größten Teils seiner Macht beraubt und hinabgestiegen ins Feenreich «, murmelte Feuerspeer.» Nicht weise ist es, sich mit den Göttern einzulassen … mit den Riesen. «
    » Wir sollten uns auf den Weg machen, damit wir vor Sonnenaufgang unter Dach und Fach sind «, bemerkte Flam.» Heute schlafen wir in Alfarhoi. Oh, wie lange ist es her, daß ich in einer Elfenburg neben einer Elfenfrau geschlafen habe! «
    Skafloc verzog den Mund, sagte aber nichts.
     
    *
     

Der Herbst war in diesem Jahr mit Heftigkeit eingefallen, aber bald darauf wurde das Wetter mild und blieb so für ungewöhnlich lange Zeit. Es war, als heiße die Erde dieses Landes ihre alten Liebhaber willkommen. Manch einer ruhte für immer in ihrem Schoß, und die Ahornbäume färbten zu seiner Erinnerung ihre Blätter. Andere Bäume raschelten mit tausend Gold – und Bronzetönen unter einem träumenden Himmel. Eichhörnchen sprangen umher und brachten ihre kleine Ernte ein. Die Hirsche schüttelten ihre Geweihe und röhrten voller Stolz. Der Schrei der nach Süden ziehenden Wildgänse tönte aus den Lüften. Nachts leuchteten unzählige Sterne so hell, daß man glauben konnte, man brauche nur hinaufzulangen und sie vom samtenen Nachthimmel zu pflücken. Das Glück war mit den Elfen. Im Norden und Süden, im Osten und Westen schlugen sie ihre Feinde und hatten selbst nur geringe Verluste. Nicht nur hatten sie wackere Verbündete, sie bekamen auch von Woche zu Woche mehr Nachschub an Männern und Ausrüstungen. Denn der Erlkönig säuberte unterdessen das Festland. Mit Leichtigkeit gewannen sie ihre Burgen zurück. Andererseits waren die Trolle völlig abgeschnitten, nachdem Mananaan den Seeweg blockiert hatte. Gegen Ende der Jahreszeit war von den Elfen manche Klage zu hören, daß sie lange nach jemandem suchen müßten, der noch zum Kampf bereit war.
    Skafloc empfand darüber keine Freude. Erstens einmal wußte er, warum die Trolle sich nicht mehr blicken ließen. Valgard hatte erkannt, daß seine Truppen auf freiem Feld aufgerieben werden würden, und deshalb zog er sie so schnell wie möglich auf Elfenhöhe zurück. Kleine Nachhuten hielten die Elfen gerade soweit auf, daß sie an die Hauptstreitmacht nicht herankamen. Skafloc zweifelte zwar nicht daran, daß sie die letzte Trollfestung erobern würden, aber der Preis mochte hoch sein.
    Immerzu entwarf er Pläne für eine bessere Endlösung, aber sein Gehirn arbeitete langsamer als ehedem. Schuld daran war die zweite Sache, die an ihm nagte.
    Schlachten wurden zu Gefechten, zu Scharmützeln, zu nichts. Tagelang und schließlich wochenlang schlief sein Schwert. Und dann erwachten in ihm die Erinnerungen. Er hatte gehofft, die Wunde sei inzwischen einigermaßen verheilt. Doch das war sie nicht. Er konnte nicht sagen, was schrecklicher für ihn war, die Schlaflosigkeit oder die Träume.
    So stand es um ihn, als der Herbst in den Winter überging. Das Ende kam eines Nachts im Danelaw. Skafloc hatte Feuerspeer auch nicht mehr erzählt als jedem anderen. Sollten sie doch denken, er sei seines Mädchens müde geworden oder habe sie der Sicherheit wegen im Land der Menschen versteckt! Aber an diesem Abend suchte Feuerspeer ihn auf und berichtete:» Vielleicht möchtest du gern hören, daß ich in der Dämmerung an einem nahegelegenen Hof vorbeigeritten bin und eine junge Frau gesehen habe, die Frida Ormstochter sein könnte. Sie trägt ein Kind, und ich hatte den Eindruck, als trage sie auch Kummer. «
     
    *
     

Skafloc ritt allein durch die Dämmerung. Der schwarze Hengst lief nicht schneller als ein sterbliches Pferd. Herbstblätter raschelten
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