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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert
Autoren: Poul Anderson
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Kapuzenmantel. Sie nahm die Schuhe in die Hand und ging auf Strümpfen in die Küche, wo sie Brot und Käse einsteckte.
    Zurück in ihrem Zimmer, küßte sie das Kruzifix über dem Bett.» Vergib mir, wenn du kannst «, flüsterte sie.» daß ich ihn mehr liebe als dich. Ich bin schlecht, aber die Sünde ist meine, nicht seine. «
    Sie trat hinaus. Der Himmel war voller Sterne. Sie waren ganz scharf und glitzerten nicht. Kein Laut war zu hören bis auf das Knistern des Reifs unter ihren Füßen. Die Kälte biß nach ihr. Sie ging auf den Stall zu.
     
    *
     

In der Burg war es dunkel und ruhig, während draußen die Sonne aufging. Valgards Arm lag über Lias Brust. Sie faßte ihn mit beiden Händen, hob ihn langsam und vorsichtig hoch und legte ihn auf die Matratze. Dann glitt sie aus dem Bett.
    Er wälzte sich und murmelte im Schlaf. Die Entschlossenheit, die er in wachem Zustand gezeigt hatte, war verschwunden. Zurück blieb ein Schädel, über den die narbige Haut sich fest spannte. Nur unter den Augen und am Kinn hing sie lose. Lia blickte auf ihn herab. Von einem Tisch nahm sie sich einen Dolch. Es wäre leicht, ihm die Kehle durchzuschneiden. Aber nein, von ihr hing zuviel ab. Wenn es ihr nicht mit einem Streich gelang – und er hatte die Wachsamkeit eines Werwolfs –, dann konnte alles verloren sein. Lautlos wie ein Schatten wandte sie sich ab, zog Kleid und Gürtel über ihre Nacktheit und verließ die Gemächer des Grafen. In der rechten Hand hielt sie das Messer, in der linken die Burgschlüssel. Sie hatte sie dem Versteck entnommen, das sie selbst Valgard vorgeschlagen hatte.
    Auf der Treppe traf sie mit einer anderen Elfenfrau zusammen. Diese holte Schwerter aus der Waffenkammer. Keine von beiden sprach ein Wort.
    Die schlafenden Trolle warfen sich unruhig hin und her. Dann und wann glitt Lia an einem Wachtposten vorüber, der ihr außer einem lüsternen Blick keine Beachtung zollte. Die Elfenfrauen wurden von ihren Herren oft auf Botengänge geschickt.
    Hinunter in die Verliese schritt sie. Sie kam an die Tür, hinter der Imric gefangengehalten wurde, und öffnete die drei Schlösser.
    Durch das rötlich erhellte Dunkel starrte der Dschinn sie an. Mit einem einzigen Sprung war Lia über ihm. Seine Schwingen rasselten, aber ehe er einen Schrei ausstoßen konnte, klaffte ein großer Schnitt in seiner Kehle.
    Lia warf die glühenden Kohlen auseinander. Sie zerschnitt die Stricke, die Imric banden. Er fiel ihr schwer in die Arme, und als sie ihn auf den Fußboden gebettet hatte, lag er da wie ein Toter.
    Auf verkohlte Holzstücke ritzte sie heilende Runen und legte sie unter seine Zunge, auf seine Augen, seine verbrannten Füße und gelähmten Hände. Sie flüsterte Zaubersprüche. Neues Fleisch wuchs auf seinem abgemagerten Körper. Imric stöhnte vor Schmerz, gab aber sonst keinen Laut von sich.
    Lia nahm verschiedene Schlüssel vom Ring.» Wenn du dich erholt hast «, sprach sie leise.» befreie die gefangenen Elfen. Sie sind der Sicherheit wegen in die Verliese gesperrt worden. Waffen sind in dem alten Brunnenhaus hinter dem Turm versteckt. Hole sie erst dann, wenn der Kampf auf dem Höhepunkt ist. «
    » Gut «, drang es aus seiner ausgedörrten Kehle.» Ich werde auch Wasser und Wein und Fleisch besorgen … und alles andere, das die Trolle mir schuldig sind. «In seine Augen trat ein Glanz, vor dem sich sogar Lia beinahe gefürchtet hätte.
    Auf lautlosen nackten Füßen schlich sie einen unterirdischen Gang entlang, der zu einem jetzt unbenutzten Turm für die Astrologen führte. Er überragte die Außenmauern auf der Ostseite. Sie stieg die Wendeltreppe hinauf, bis sie den Raum mit den großen Metall – und Glasinstrumenten erreicht hatte. Von da aus trat sie auf den umlaufenden Balkon. Obwohl sie sich im Schatten befand, blendete die sinkende Sonne sie beinahe mit ihrem Glanz und stach sie mit den Strahlen eines gefährlicheren, unsichtbaren Lichts. Eine Fledermaus hatte für sie durch die letzte Dämmerung eine Botschaft getragen, und wie es darin verlangt worden war, stand ein Gewappneter hoch und schimmernd vor der Mauer. Aber sie erkannte ihn nicht.
    Wer mochte es sein? Vielleicht ein Krieger der Sidhe, aber vielleicht auch – ihr Herz setzte aus – vielleicht auch Skafloc selbst.
    Sie beugte sich über das Geländer und warf den Schlüsselring in einem weiten, glitzernden Bogen hinaus. Er fing ihn mit seinem Speer auf. Das waren die Schlüssel, die die Burgtore aufschlossen und
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