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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Lucie Flebbe
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legaler Parkplatz zu finden – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass beim Bau der Karre vor neunzehn Jahren von Umweltzonen noch keine Rede gewesen war.
    Ich rumste die Tür mit aller Kraft zu, damit sie auch wirklich ins Schloss schnappte.
    Dann hielt ich inne. Das allgegenwärtige Brummen der Stadt hatte sich entfernt und ich hörte – Vogelgezwitscher?!
    Den ganzen langen Winter über war mir Bochum eng, verregnet und grau vorgekommen. Jetzt schien plötzlich die Sonne, für Mitte April war es ungewöhnlich warm.
    Ich entdeckte frisch gestrichene Gartenbänke, farbig glasierte Keramikdeko und buntes Spielzeug. Eine junge Mutter legte ein Baby in den Kinderwagen und deckte es zu. Zwei andere Frauen unterhielten sich über ein niedriges Gartenzäunchen hinweg.
    Idyllisch.
    Danner war ein Stück vorausgegangen. Er steuerte auf die beiden Frauen zu. Ich beeilte mich, ihn einzuholen.
    »Guten Morgen. Wir suchen Katrin Hesskamp«, sprach der Detektiv die beiden Frauen im Vorgarten an.
    »Die haben Sie gefunden«, lächelte die Jüngere, die im vorletzten Garten vor einem blauen Stück Haus stand. Sie war Anfang vierzig, sportlich-schlank in Jeans und Turnschuhen, mit schulterlangen, dunklen Haaren und einem verschmitzten Lächeln, bei dem ihre Wangen nach oben rutschten. Sie hatte als Sekretärin im Polizeipräsidium gearbeitet, hatten wir von ihrem Mann erfahren. Seit der Geburt der ersten ihrer beiden Töchter vor mittlerweile vierzehn Jahren widmete sie sich allerdings ganz deren Erziehung.
    Über den niedrigen Stahlzaun mit speerartig nach oben gerichteten Spitzen hinweg reichte Katrin Hesskamp Danner die Hand: »Dann müssen Sie Herr Danner und Frau Ziegler sein.«
    Sie schüttelte auch meine Hand mit kräftigem Druck. Die Polizistenfrau war mir auf Anhieb sympathisch.
    »Das ist meine Nachbarin Silvia Fromm«, stellte sie die Frau im Nachbargarten vor. »Sie ist ebenfalls eine gute Freundin der Vermissten. Wir haben uns überlegt, Sie gemeinsam zu beauftragen.«
    Gute Idee, dann konnten sie sich unsere Rechnung teilen.
    »Eigentlich war es auch Silvia, die der Sache auf die Spur gekommen ist«, fügte Katrin Hesskamp geheimnisvoll hinzu.
    Die große Frau im Vorgarten des altrosafarbenen Hausteils war deutlich älter, wahrscheinlich über siebzig. Ihre weiße Bluse trug sie in den Hosenbund gestopft, wodurch die Speckrolle an ihrem Bauch gut zur Geltung kam. Einen Kontrast zu ihrer ergrauten Dauerwelle bildeten die roten Wangen, die sie erhitzt wirken ließen. Vermutlich litt sie unter erhöhtem Blutdruck.
    Ich überlegte, was wohl ›der Sache auf die Spur gekommen‹ bedeutete. Klang nach einer Verschwörung mit den Ausmaßen der amerikanischen Ufo-Landungsvertuschung in der Area 51.
    Katrin Hesskamp öffnete das Tor im Zaun und ließ Danner und mich in den Vorgarten. Den Weg zum Haus ebneten schicke, gelbe Sandsteinplatten in naturbelassener Form mit unregelmäßigen Kanten. Wir passierten einen Deko-Leuchtturm und einen plätschernden Feng-Shui-Brunnen, der wohl positive Energie verströmen sollte.
    Die Nachbarin Silvia Fromm kletterte ungelenkig über das niedrige Gartenzäunchen, um uns zu folgen.

 
    Klick.
    Die Alte steht vornübergebeugt. Aufgestützt auf ihre Gehhilfe, weil sie sonst den Halt verliert. Ihre Haare sind so weiß wie ihr Nachthemd. Sie geifert und schreit. Auf dem Asphalt neben ihren Füßen blitzt die Klinge eines Messers im Licht der Straßenlaterne.
    Die andere verschwindet in der Dunkelheit.
    3.
    Beim Reihenhaus der Hesskamps handelte es sich um eine optische Täuschung. Von außen war es nur eine schmale, hellblaue Häuserfront mit weißen Fenstern, eingeklemmt zwischen dem Altrosa der ungelenkigen Frau Fromm am Reihenende und dem Sonnengelb, hinter dem bis vor drei Wochen die nun vermisste Nachbarin gelebt hatte.
    Doch im Haus der Hesskamps stieß ich auf deutlich mehr Wohnfläche, als ich erwartet hatte. Die untere Etage bestand aus einem einzigen Raum, einer Wohnküche. Eine offene Fachwerkattrappe trennte die Kochnische von der Wohnecke mit sandfarbenem Sofa und Esstisch. Hinter einer zweiflügeligen Terrassentür erweiterte ein Wintergarten mit Strandkorb den Raum optisch.
    Einen Sekundenbruchteil lang blitzte in meiner Erinnerung ein anderes Wohnzimmer auf. Polierter Boden aus schwarz-weißem Marmor, eine Empore mit geschnitztem Geländer, die den Raum auf Höhe des ersten Stockwerks umrahmte, ein schwarz glänzender Flügel vor der zweiflügeligen Terrassentür.
    Rasch
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