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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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1. Heimweh, blaugrün
     
    1.
    Wacholder und blühender Ginster überall. Das Gesträuch
bedeckte den krümeligen, von Steinbrocken durchsetzten Boden wie ein Teppich
und drängte sich immer wieder in den Weg hinein, der nur gerade eben Platz für
einen Wagen bot. Stachlige, hartblättrige Ginsterbesen mit eidottergelben
Blüten waren das – aber der Duft! James schloss die Augen – vielleicht nicht
die beste Idee, wenn man einen Galiziak fuhr, aber es half, die Illusion
aufrechtzuerhalten. Der Duft – der führte ihn geradewegs nach Hause zurück,
weit zurück, in die struppige Wildnis, die sich vor zehn Jahren noch ans Ende
der Harlequin Lane herangedrängt hatte. Unzählige verschossene Fußbälle hatten
sie da wieder rausgefischt, Nachmittage lang Star Wars und Spiderman
nachgespielt und Teresa McMillan und ihre Freundinnen aus der Nachbarschaft
belauscht –
    „Riecht das gut hier!“ Juniper neben ihm schnüffelte
wie ein Wildschwein auf Futtersuche, und das versetzte der Vision einen Schubs,
aber noch ließ sie sich festhalten.
    Es war lange der perfekte Platz zum Spielen und
Abhängen geblieben. Bis Adrian es zwischen den Ginsterbüschen mit der
McMillan-Zicke getrieben hatte – da waren sie alle dreizehn und die eine Hälfte
des Ginsters bereits einer Baustelle gewichen –
    „Und der Weg ist viel besser als gestern. Heut kommen
wir noch bis Rogwirna – da bin ich übrigens geboren.“
    Teresa behauptete dann, schwanger zu sein –
Riesenaufstand, die Copelands steckten Adrian in ein Internat, und James
verbrachte die drei ödesten Monate seiner Schulzeit, bis es Adrian gelang,
dieser Internatssache wieder zu entkommen. Dass Teresa aus Eifersucht und purer
Gemeinheit Fehlalarm geschlagen hatte, trug vielleicht dazu bei.
    „Ja, und das mindestens drei Wochen, bevor irgendwer
dich erwartet hatte“, kommentierte Lowell Kalendio Junipers Worte. „Mitten in
der Aufführung von Artos und Genifar schreit deine Mutter plötzlich los
… konnten sie gerade noch hinter die Bühne tragen. Das Stück haben wir natürlich
bis zum Ende gespielt. Da warst du dann schon da.“
    James kämpfte weiter um die Illusion, dass dieser
blaue Himmel, diese satte Wärme, der duftgetränkte Wind zu einem
Sommerferientag in England gehörten. Eine Radtour … bald würden sie rasten, es
würde Brote geben, oder nein, besser noch Burger. Fette, saftige Hamburger. Und
dazu –
    Er fuhr zusammen, als von rechts etwas vor den
Galiziak schoss. Sandrou und Allem setzten wie die Kaninchen über den Weg und
entkamen gerade noch den Speichenrädern.
    „Hey, passt bloß auf! Kewwidarnai !“, schnauzte
Juniper, die Hand schon am Bremshebel. Den benutzten sie nur im Notfall, denn
damit riskierte man den Bruch der Deichsel, die den Galiziak mit dem Wagen
hinter ihnen verband. Das hatten sie ihm schon in seiner ersten Stunde
Tretdienst eingeschärft, damals auf dem Weg nach Windywatt.
    „Wir suchen Gold!“, schrie Allem seinem Bruder zu,
bevor er im Ginstergestrüpp untertauchte.
    „Gold!“ Lowell schnaubte. „Wird wohl eher Schafscheiße
werden!“
    Aber Juniper sah den Kindern neidisch nach. „Als wir
das letzte Mal hier unterwegs waren, hab ich so ein Dings gefunden, aus echtem
Gold! Weißt du noch? Eine – wie hieß das noch, Half? Womit man die Kleider
zusammenhält?“
    „Eine Gewandnadel.“ Zuverlässig kam die Antwort vom
Galiziak vor ihnen.
    „Genau, ‘ne Gewandnadel! Ich hab in Gassa vier
Kelvernen und fünfzig Chaval dafür bekommen!“
    „Ja, und die hat er dann komplett in Sirupkugeln
umgetauscht und alle auf einmal gefressen … Mann, als das dann alles wieder
rauskam –“
    „Du hast keine Ahnung, wie oft ich mir das schon
anhören musste“, sagte Juniper dumpf zu James. „Ich war erst zehn!“
    „Wir dachten, er gibt den Löffel ab! Wir dachten, er
hat sich auf dem Markt ‘ne Seuche eingefangen und steckt uns alle an.“
    „Gold?“, kam James aufs Wesentliche zurück. „Hier gibt
es Gold?“
    „Ja, Gold, Argett, Edelsteine, alles Mögliche! Hier
liegt überall altes Zeug rum – Half kann’s dir bestimmt genau erklären.“
    „Teile von Rüstungen, Waffen, Schmuck. Auch
Goldmünzen“, rief Halfast. „Die Blutheide ist ein uraltes Schlachtfeld. Hier
sind die Heere von – ach, das interessiert euch ja sowieso nicht. Jedenfalls
kann man immer noch Überreste finden, vor allem Knochen. Viel Spaß beim
Suchen.“
    „Da hörst du’s! Wenn ich von dem Ding hier runter bin,
seh ich mich auch mal
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