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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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um!“
    „Gib lieber mal ’n bisschen Tempo!“, rief Stanwell.
„Sonst schaffen wir’s heute nicht mehr bis Rogwirna!“
    „Mann, nervt der! Die machen wohl ’n Wettkampf, wer
die schlechteste Laune hat!“, schnaubte Juniper mit Blick auf seinen Bruder und
Halfast auf dem anderen Galiziak. „Und wer’s am längsten durchhält damit.“
    Eigentlich war es kein Tag für schlechte Laune, musste
James zugeben. Er verabschiedete sich von seinen Hamburgerträumen und dachte
über diese neue Information nach. Gold? Es schien was dran zu sein, denn nicht
nur die Kinder strichen wie Spürhunde durchs Gebüsch, sondern auch die
Erwachsenen, die nicht kutschierten, behielten den Boden aufmerksam im Blick.
Das war auf jeden Fall interessant, denn um die Hamburger Wirklichkeit werden
zu lassen, brauchte er vor allem eins: Geld. Ein, zwei gute Fundstücke konnten
die Kasse erheblich aufbessern … wenn man richtig gründlich suchte, heute Abend
vielleicht … Plötzlich musste er an den anderen Schatzjäger denken, den, der
auf seiner letzten Jagd ermordet worden war. Der auch so furchtbar weit weg von
seinem Zuhause gewesen war –
    Er dachte nicht gern an Aubrey Pennebrygg. Vom Geist eines
Ermordeten belagert zu werden, der höchstwahrscheinlich einen weiteren Mord mit
angesehen hatte, war nicht gut für den Schlaf. Aber sie waren jetzt den dritten
Tag hier in der Präfektur Lalekanda unterwegs, und der Forlorner war drüben in
Orolo zurückgeblieben, Punkt. Zum ersten Mal fragte er sich, ob der vielleicht
aus Geldnot zum Schatzsucher geworden war. Dass er hier einigermaßen berühmt
gewesen war, musste nicht bedeuten, dass er Reichtümer besessen hatte. Und wenn
er so richtig viel Geld gebraucht hätte … weil er dasselbe vorgehabt
hatte wie er, James? Nämlich die Schlepper der Pelektá anzuheuern, damit die
ihn über einen dieser geheimnisvollen Wendokarn zurück nach drüben, nach Hause
brachten?
    Fasziniert verfolgte er diesen Gedanken. Wenn
Pennebrygg – Aubrey , eigentlich hieß er immer Aubrey in seinen Gedanken,
sie waren sozusagen auf Du miteinander – wenn Aubrey tatsächlich auch von
Wokenduna Hall in dieses Land hier gestolpert war, dann musste er doch genau
wie sie verzweifelt nach einem Rückweg gesucht haben!
    Ja, es sei denn, er ist gar nicht gestolpert, sondern
hat diesen Weg freiwillig genommen!, dachte er dann. Der ist hier doch
anscheinend erst richtig aufgeblüht: Jagdausflüge in Orolo, Abenteuerreisen in
den Norden, Schatzsuchen und alles … drüben in seinem Herrenhaus und den Gärten
war es dem vielleicht einfach zu langweilig!
    Ja. Oder er hatte sich abgefunden. Musste sich
geschlagen geben. Weil es keinen Rückweg gibt.
    Damit werde ich mich nicht abfinden, nie!
    James schloss die Hände noch fester um die Lenkstange.
Heute war es schlimm. Er war schon schwer und müde aufgewacht. Konnte gar nicht
aufzählen, was er alles vermisste. Von hier aus erschien ihm selbst die
Trennung von Karen wie eine Lappalie, nichts als ein Missverständnis, das sich
rasch ausräumen lassen würde, wenn er nur erst wieder zurück war. Natürlich
würden sie dann – nach all dem hier! – wieder zusammen sein!
    Der Gedanke an Karen hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt.
Wenn er an sie dachte, dann überfiel ihn jedes Mal ein Gefühl von
Verstoßensein, von Entbehrung, das ihm körperlich zusetzte wie Kälte oder
Hunger. Kalt und überempfindlich und zugleich stumpf fühlte er sich, wie
jemand, der sich allmählich selbst verliert.
    Ja, heute war es schlimm. Da half auch der warme
Sommertag nicht, der verkam zur Kulisse, die nichts mit ihm zu tun hatte. Trübe
sah er den Kindern zu, die neben ihm am Straßenrand mit ungebrochenem Elan die
rotüberwucherten Steinbrocken umdrehten. Nach dem „Samarkenenblut“, der roten
Flechte, die die Steine überzog, hatte die Heide laut Halfast ihren Namen.
Musste auch mit dieser Schlacht zu tun haben, die hier ihre Spuren hinterlassen
hatte. Sogar an der Ruine, die seit einiger Zeit näher rückte, konnte man die roten
Adern heraufkriechen sehen – an welchen Film erinnerte ihn das Zeug nur?
Atemlose Spannung, so viel wusste er noch, aber er kam einfach nicht drauf, was

    „ James ! Pass auf!“, schrie Juniper und riss
hektisch an der Lenkstange, die sie beide hielten. „ Sikka , pennst du?!“
    Und dann fand er sich unvermittelt auf dem bröseligen
Boden wieder, Staub scheuerte in seiner Lunge, flimmerte vor seinen Augen, und
sein Schädel war sich noch nicht klar
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