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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Lucie Flebbe
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beiden wirkte Franzi pummeliger, als sie tatsächlich war.
    Ich hatte eine vage Ahnung, dass mir die wahre Bedeutung des U-Bahn-Rowdys verborgen bleiben würde. Meine Gedanken fokussierten sich wieder auf Stascheks Begleiter. Möglicherweise handelte es sich um einen Kollegen, den der Kommissar auf ein Feierabendbierchen mitgebracht hatte.
    »Ich will keiner der Idioten sein, die erstaunt herumstottern, wenn die seit Monaten tote Nachbarin halb verwest in der Wohnung gefunden wird. Dazu bin ich schon zu oft zu solchen Fällen gerufen worden.«
    Bingo, ein Bulle. Ich schnalzte mit der Zunge.
    Staschek sah sich über die Schulter nach mir um.
    Rasch griff ich mein Sektglas und nickte zu irgendwas, was Franzi mit geröteten Pausbacken über den U-Bahn-Schubser erzählte.
    Der Kriminalkommissar wandte sich wieder an seinen Gesprächspartner. »Die Kripo wird jedenfalls nicht deinem Bauchgefühl hinterherermitteln, Matze. Verschwundene Erwachsene suchen wir nur, wenn eine begründete Gefahr für Leib und Leben besteht. Das weißt du selbst. Aber bedroht wurde deine Nachbarin anscheinend nicht und eine Suizidabsicht hat sie auch nicht geäußert.«
    Der Mann namens Matze schüttelte den Kopf.
    »Eine Möglichkeit gibt es allerdings, wenn eure Nachbarin deiner Frau und dir so am Herzen liegt«, fuhr Staschek fort.
    Sein Begleiter ließ sein Glas sinken.
    »Drück der jungen Dame da drüben ein Bündel Scheine in die Hand. Dann findet sie die Verschwundene für dich.« Staschek rückte mit seinem Stuhl ein Stück herum und deutete mit dem Kopf auf mich. »Sie lebt zufällig davon.«
    Ups.
    Der Fremde sah erstaunt zu mir herüber.
    »Das ist Lila Ziegler von der Detektei Danner und Ziegler« , stellte Staschek mich gleich vor.
    »Ben Danners neue Partnerin?«, hakte der andere Polizist gleich nach. Offenbar war er über mich besser informiert, als ich über ihn.
    Staschek nickte. »Ich gehe davon aus, dass sie schon mitbekommen hat, worum es geht.« Der Kriminalkommissar winkte mir zu. »Komm kurz mal rüber, Lila.«
    Ich? Ich sollte mit einem möglichen Auftraggeber sprechen? Seit wann war ich dafür zuständig?
    Meine Augen flitzten durch das Lokal in der Hoffnung, dass sich mein Freund und Boss Ben Danner mithilfe einer futuristischen Beamtechnik in der Mitte des Raumes materialisierte.
    Was natürlich nicht passierte, denn er war noch keine halbe Stunde weg und die Runde um den Stadtpark joggte er präzise in der immer gleichen Zeit von sechsundvierzig Minuten.
    Sollte etwa ich mit dem potenziellen Klienten verhandeln? Noch dazu mit einem Polizisten? Einem Spezialisten in Sachen Ermittlungsarbeit?
    Zögernd stand ich auf. Dabei begegnete mein Blick meinem Spiegelbild hinter den Spirituosen im Regal über dem Tresen. Eine echtblonde Gerade-mal-Zwanzigjährige blinzelte mit erschrocken aufgerissenen, blauen Augen zurück. Meine kurzen Haarfransen hatte ich hinter meine Ohren geklemmt, was mein Kindergesicht mit dem spitzen Kinn und der noch spitzeren Nase viel zu jung wirken ließ. Der lila Wollpulli schlabberte bis an die Knie meines schmalen Körpers. Mein Name ist Lila, ich bin zwanzig Jahre alt und wünschte, ich wäre schon vierzig.
    »Lila, nun komm!« Staschek ruderte mit den Armen, als wollte er einen Ozeanriesen in eine Parklücke in der Innenstadt lotsen.
    Seufzend stellte ich mein Glas auf den Tisch und setzte ein ahnungsloses Gesicht auf.
    Zwanzig Minuten später betrat Ben Danner die Kneipe. Er zog die dunkle Mütze von seiner Glatze und stopfte sie in die Tasche. Zur schwarzen Jogginghose trug der Boss unserer gemeinsamen Detektei ein gleichfarbiges T-Shirt, dessen Ärmel an seinen Oberarmen spannten.
    Lena, Karo und Franzi waren mittlerweile reichlich angeheitert, ich selbst hingegen ziemlich ernüchtert.
    Danner trat verschwitzt, aber nicht außer Atem hinter mich an den Tisch von Staschek und seinem Kollegen, der sich inzwischen als Matthias Hesskamp vorgestellt hatte. Ich spürte die Wärme von Danners Körper in meinem Rücken, noch bevor er mir eine Hand auf die Schulter legte. Bemerkte die Geruchsmischung von Schweiß und Aftershave. Passend zu Dreitagebart und Bizeps. Ein halbes Jahr dauerte meine heftige Affäre mit meinem deutlich älteren Chef bereits an. Und sein schmuddeliger Hafenarbeitercharme zeigte noch immer prompt seine Wirkung.
    Während Danners linker Daumen unter den Kragen meines Pullis fuhr und ein in diesem Moment unangebrachtes Herzklopfen verursachte, schüttelte er mit der Rechten
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