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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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darum gebeten und mir gegenüber deine Forderungen persönlich formuliert hättest, wäre ich sehr großzügig gewesen. Du weißt, dass ich Entschiedenheit mag. Du hast Dich mit Deinem Gerichtsmanöver als Opfer hingestellt. Wer die Rolle des Opfers wählt, macht sich dazu, Ruth. Aber nichts für ungut. Last but not least bin ich kein Unmensch. Wenn Du also etwas brauchst, können wir ja drüber reden.
    Liebe Grüße
    Friedbert.
    »Meint der das ernst?«, fragte ich. »Was soll das?«
    »Das ist doch Häme!«, zischte Ruth, riss mir den Brief aus der Hand, zerknüllte ihn und warf ihn von sich. »Er hat ein Jahr nach der Scheidung gesagt, er könne mir, wenn er den Laden denn zumachen würde, wie er sich ausdrückte, 20.000 Euro geben, für ein neues Auto. Ich sollte dafür auf alle Ansprüche verzichten. Ich habe damals nur gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat. Der Brief jetzt ist nur selbstgefälliger Unsinn, eine Gemeinheit. Dass ich mich von diesem Mann so behandeln lassen muss.« Sie trat gegen den Topf, der bei ihrer ersten Attacke gegen den Küchenstuhl mit zu Boden gegangen war. Er schepperte über die Fliesen bis in die Ecke am Herd.
    »Ruth, lass das, mach nicht deine Sachen kaputt!«
    Sie schaute mich von unten herauf zornig an. »Er muss diesen Brief gestern geschrieben haben! Sofort nach dem Gerichtstermin. Er hatte es richtig eilig damit, mir diese Widerwärtigkeiten zu schicken. – Da kann ich doch wohl gegen irgendetwas treten!« Sie sah sich um und setzte sich auf das Sofa. Dann musterte sie mich: »Sei ehrlich. Hältst du mich für dumm? Alles sieht doch so aus, als ob ich fast 20 Jahre mit einem Mann zusammengelebt und nichts gelernt habe. Ich hätte nie gedacht, dass mir das, was geschehen ist, geschehen könnte. Ich habe immer gedacht: ›Mir doch nicht.‹ Das passiert nur Frauen, die sich von Anfang an getäuscht haben, die zu dumm waren, die Welt und sich selbst in dieser Welt so zu sehen, wie sie sind: abhängig und blöd.«
    »Ruth, ich halte dich überhaupt nicht für blöd. Du bist nur zu nachgiebig.«
    Natürlich hatte ich mich jahrelang gefragt, was eine Frau wie Ruth mit Friedbert wollte. Ich konnte es nicht begreifen, dass sie sich so klein machte, dass sie unter sein Niveau passte. Aber ich dachte nie, sie sei dumm, eher störrisch. Sie konnte sich nicht eingestehen, dass sie einmal etwas falsch gemacht hatte. Meine Therapeutin, mit der ich gern über Ruth sprach, wenn ich darüber lamentierte, dass ich unfreiwillig Single war – sie meinte früher, ich sei auf meine Cousine neidisch – gab mir zu bedenken, möglicherweise seien die anderen Frauen, die sich auf Männer einlassen, auch nicht solch ein Ausbund an Dummheit, für den ich sie halte. Vielleicht sei ihr Eindruck von der Welt und den Männern einfach nicht so schlecht wie meiner. Ich solle nicht so streng sein mit den Menschen, die sich erlauben, anders zu handeln, als ich für intelligent halte. Eventuell würde ich mein Urteil irgendwann einmal korrigieren, wenn ich selbst an einen Mann geriete, der gewillt wäre, mir eine dauerhafte Beziehung anzutragen. Bis jetzt bin ich jedoch leider noch nicht in diese Situation gekommen und hatte entsprechend auch nicht die Gelegenheit, abzulehnen.
    »Ja, ich hätte früher aufmerksam werden können«, sagte Ruth, als hätte sie meine Gedanken gehört. »Aber weißt du, wenn man zwei gemeinsame Kinder hat, ist das schwer. Du versuchst immer, das Gute zu sehen, das Verbindende. Jedenfalls ich. Vielleicht ist das mein größter Fehler, diese Nachsichtigkeit.«
    »Ach Unsinn, Ruth, das ist doch ein guter Zug an dir! Es ist gut, Menschen gegenüber nachsichtig zu sein. Nur Friedbert gegenüber ist das ein Fehler.«
    Ruth schaute mich an.
    »Ja, ich mochte Friedbert nie, das weißt du, und du hattest, was ihn betrifft, vielleicht einen blinden Fleck.«
    Ruth schürzte ihre Lippen. »Nein, ich wollte einfach nicht. Weißt du, das erste Mal, dass ich überlegt habe, ihn zu verlassen, war, als Rosa drei Jahre alt war. Friedbert kam zurück von einem Führungskräfte-Seminar, durchgeführt vom Unternehmerverband. Und die haben ihm ein Repertoire an Argumenten zur schnittigen Menschenführung mitgegeben, das mir geradezu widerwärtig war. Wenn Friedbert davon anfing, habe ich immer versucht, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen.« Sie schwieg einen Moment. »Ich habe mich für ihn geschämt.«
    Dann atmete sie tief ein. »Weißt du, einmal war eine Bekannte bei mir zum
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