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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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Tee, die sich gerade selbstständig gemacht hatte mit einer Schneiderei und die überlegte, wie sie an Kundinnen kommen könnte. Sie meinte, sie könne nicht einfach so drauflosgehen und Anrufe tätigen, aktiv Werbung verschicken und fremde Leute ansprechen. Alles Dinge, die Frauen oft Schwierigkeiten bereiten.« Ruth schüttelte ihren Kopf, als ihr die Situation wieder gegenwärtig wurde. »Da kommt doch dieser widerliche Mistkerl und fragt, was sie denn eigentlich wolle, jammern oder Kundinnen! Ich war fassungslos und Ida – die Schneiderin – guckte ihn ganz verblüfft und wie geohrfeigt an, denn er hatte wohl gelauscht hinter der Tür. Friedbert war das noch nicht einmal peinlich und er hat noch weiter losgelegt, und gesagt, wenn sie wolle, gäbe es doch überhaupt keinen Grund, ihre Kundinnen nicht anzurufen. Es sei einfach eine Sache des Willens. Wer siegen und Erfolg haben wolle, müsse sich einfach dafür entscheiden. Sie habe sich offensichtlich dafür entschieden zu versagen! Ida fing an zu weinen und mir war das alles bis über die Schmerzgrenze hinaus peinlich. Ich habe versucht, die Situation zu retten und irgendein dummes Zeug dahergeredet.« Ruth schnaubte abermals und schüttelte erneut in der Erinnerung leicht ihren Kopf. »Aber ich habe Friedbert nicht angeschrien, das Thema später nicht wieder auf den Tisch gebracht, nicht grundsätzlich gestritten – doch ich habe ihn gehasst.«
    Ruth schaute mich an und lächelte müde. »Ich habe begriffen, wie Friedbert ist, Karoline, aber ich habe es nicht wissen wollen. Sei nachsichtig mit mir. Ich war so lange dumm, warum sollte ich so schnell schlauer werden.« Sie hob den Topf auf, stellte ihn in die von ihr selbst geflieste Spüle, und begann mit einem Schwamm das Becken zu putzen, das ich vorhin schon sauber gemacht hatte. Ich sah ihr zu.
    »Weißt du, dieser Brief ist doch für mich und meine Selbstachtung wie eine Ohrfeige. Wie für Ida damals!« Ruth legte den Schwamm endgültig aus der Hand und drehte sich zu mir um: »Ach, das hab ich ja ganz vergessen! Wir, also ich – aber du kannst mitgehen, du kennst die beiden ja – sind heute zur Silberhochzeit von Klaus und Monika Schmerbusch eingeladen. Wir könnten uns amüsieren. Oder?« Sie lächelte mich wieder an und ich zweifelte daran, dass es ein lustiger Abend werden würde. Ich kniete mich hin und langte unter das Biedermeiersofa von Ruths wunderbarer Großmutter. Ruth sah mich fragend an.
    »Ich suche den Brief. Den möchte ich in meine Sammlung aufnehmen.«

3. Kapitel
    Der Saal bei Riesters war schon voll. Zumindest kurz hinter der Eingangstür. Hier kam es zum Begrüßungsstau. Klaus und Monika standen direkt dem Saaleingang gegenüber links der Theke. Vor ihnen wartete die Schlange der Gratulanten. Wir liefen hinten auf. Alle drückten zuerst der Braut die Hand, kurz darauf dem Bräutigam, und gaben diesem dann gleichzeitig mit der linken Hand einen weißen Umschlag, den er mit einem freundlichen Kopfnicken und einer einzigen Bewegung in der Brusttasche verschwinden ließ.
    Es handelte sich um eine Silberhochzeit – damit daran auch kein Zweifel entstand, hatte man das mit viel Aufwand an allen Ecken deutlich gemacht. Die Außentür von Riesters Saal war dekoriert mit einem grünen Kranz, den silberne Röschen zierten. Und drinnen stand das Paar, gerade Anfang 50, und hatte sich entsprechend silbern ausstaffiert. Dadurch sahen sie festlich aus und etwa wie 60. Monika hatte sich in ein Kleid gezwängt, das sie normalerweise nicht tragen würde, und auch an diesem Tag besser gelassen hätte. Es war silbern und ärmellos und endete unglücklicherweise über dem Knie. Über der Brust prangte eine silberne Schleife aus Tüll, und die dunkelgraue Stola war mit Silberfäden durchwirkt.
    »Wo findet man hier nur immer diese Klamotten?«, flüsterte ich zu Ruth. »Meinst du, ich kann so überhaupt hier rein?« Ich war ganz in Schwarz – ›Denn da kann man nichts falsch machen‹, sagte Tante Hedwig immer – und hatte mich mit einem Tuch aus Ruths Repertoire aufgehellt. Ruth warf mir einen warnenden Blick zu und wir rückten einen Meter in der Gratulationsschlange auf.
    Zwei Meter vor uns stand Gerd. Er war allein, wie immer. Als wir hereinkamen, hatte er uns gesehen und uns zugewinkt. Er machte irgendwelche Faxen, zeigte auf sich, dann auf uns und drehte die Hände.
    »Ich glaube, Gerd will mit uns zusammensitzen!«, sagte ich zu Ruth.
    »So ein Quatsch, es gibt doch Tischkarten!«
    »Aber
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