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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott
Autoren: Ulrike Kroneck
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bündig: »Meine Stühle kannst du doch nicht mit Selbstbaumöbeln aus einem Baumarkt wie Bauhaus in Verbindung bringen.« Der damalige Mann meiner Cousine war nicht nur ungebildet, er war auch dreist. Und damit erfolgreich.
    Ruth hatte das nicht so hart gesehen. Sie hatte versucht, alles wegzudenken oder schönzureden, was unangenehm an Friedbert war. Und das war allerhand. Sie hatte nicht daran zweifeln wollen, dass ihre Entscheidung, diesen Mann zu heiraten, der nichts hatte als seine blonden Haare und blauen Augen, und die nur einige Jahre, richtig gewesen war. Sie hatte versucht, bei dieser Entscheidung zu bleiben und alles, was diese im Nachhinein hätte ins Wanken bringen können, nicht zu sehen.
    Friedbert goss sich, nachdem das Geschäft angelaufen war, jeden Abend einen Whiskey ein, ließ ihn, an den Kamin gelehnt, im Glas kreisen, setzte an, blickte in die Runde, ließ sich das hochprozentige Getränk über die Zunge laufen und goss mit einem »Ah!« den Rest in sich hinein. Dann schaute er triumphierend um sich, klopfte auf seine über dem Bauch spannende karierte Weste und tönte: »No sports, sag ich immer!«
    Ruth rollte manchmal mit den Augen, wenn sie mein versteinertes Gesicht sah, aber sie schämte sich nicht für ihn. Sie sagte nur gelegentlich entschuldigend zu mir, dass das Friedberts Art von Humor sei. Ich solle nicht so streng sein, er meine das nicht so. Ich wusste nicht, wie er es denn sonst meinen sollte.
    Ruth hatte vor vier Jahren endgültig aufgehört, sich diesen Mann schönzureden und über seine Hohlheiten hinwegzusehen. Aber mit dem verlorenen Prozess von gestern hatte sie auch die Erinnerung an ein Leben verloren, das sie mit einem Mann geführt hatte, den sie mal geliebt hatte. Da war – jedenfalls von offizieller juristischer Seite – nichts mehr, keine Reste, die zu ordnen waren – und auch sonst. Nichts! Das war die Bilanz von 20 Jahren.
    »Ich zieh mich jetzt an!«, sagte Ruth und riss mich aus meinen Gedanken.
    Sie verschwand in ihrem Zimmer, das direkt von der großen Wohndiele abging.
    »Und ich pack eben meinen Rucksack aus!«, rief ich ihr hinterher und stieg die Treppe hinauf zu »meinem« Zimmer. So nannte ich jedenfalls eines der beiden Gästezimmer, die sich im Obergeschoss befanden. Mein Zimmer ging nach vorne hinaus und lag direkt über dem großen Dielentor. Von hier hatte man einen berauschenden Blick über die Wiesen. Ich packte die paar Sachen in den Schrank, auch wenn ich nur das Wochenende bleiben wollte, denn ich finde, ein ausgepackter Rucksack oder Koffer zeigt einem selbst, dass man angekommen ist und, sei es auch für noch so kurze Zeit, bleiben möchte.
    Ich hörte ein Auto. Die Post kam. Es war Ellen, die diese Tour seit über zehn Jahren fährt. Über zehn Jahre dieselbe Route jeden Tag – das will was heißen! Ich winkte ihr vom Fenster zu, als sie Zeitung und Briefe unter mir auf den Tisch vor der Diele legte. Ruth wollte schon seit Jahren einen Postkasten vorn an der Straße anbringen lassen, hatte es aber nicht geschafft. Und da der Weg zu ihrem Haus eine öffentliche Straße war, musste die Post auch bis zum Haus gebracht werden.
    Ich saß gerade auf dem Bett und wollte mir andere Socken anziehen, als Ruth in der Diele einen furchtbaren Schrei ausstieß. Es war ein Aufschrei, der aus einem rauen Röcheln wuchs. Laut geworden, hielt Ruth diesen Schrei an, setzte neu an und hielt ihn aus. Dann gab es einen Knall und es schepperte.
    »Nein«, schrie sie, »nein, o nein!«
    Ich stürzte mit einer Socke und einem Schuh die Treppe hinunter. Ruth stand mitten im Raum. In der Hand hielt sie einen Brief.
    »Diese miese Ratte, Karoline, das glaubst du nicht, das glaubst du nicht!« Sie reichte mir den Brief. Er war von Friedbert.
    »Ich glaube alles!«
    Ruth schüttelte den Kopf: »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das hier ist die Höhe. Einfach die Höhe!«
    Ich setzte mich hin und las:
    Liebe Ruth,
    sorry, aber ich muss Dir das einfach sagen. Ich finde es bedauerlich, dass Du Dich auf diesen aussichtslosen Prozess eingelassen hast. Ich finde es allerdings gut, dass die Sachlage jetzt klargestellt ist. Ich hätte Dir gern einen nicht unbeträchtlichen Betrag aus meinem Vermögen und dem Gewinn, den ich in den letzten Jahren mit der Fabrik erzielt habe, zukommen lassen. Freiwillig, immerhin bist Du ja mal meine Frau gewesen. Wer mich unter Druck setzt, stößt auf Widerstand. Das weißt Du.
    Du hättest nur ein Wort sagen müssen. Wenn Du mich
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