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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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gute Nacht, Mr Talbot.«
    »Danke. Gute Nacht.«
    Talbot trank so lange, bis die Flasche leer war und er kaum noch stehen konnte. Irgendwie musste er auch noch diese Nacht hinter sich bringen, ohne die Zimmereinrichtung zu ruinieren. Morgen würde er sich um die Rumänin kümmern, das Gesicht in der Zeitung, die falsche Durchwahlnummer in der Botschaft. Bestimmt gab es für all das eine ganz plausible Erklärung. Morgen. Bei Tage betrachtet, sah meist alles viel freundlicher aus. Nur noch diese eine Nacht.
    Aber auch die Tage schienen ihm mittlerweile unter den Fingern zu zerfallen.

Adrian

    Night’s Agency, London, England
     
    Mr Darwin Night, Seniorpartner der Agentur Night & Sons, stand im unterirdischen Rechenzentrum der Agency, tief unter dem Londoner Parlamentsgebäude, an einem der zahllosen Pulte und blickte fast gleichmütig auf den riesigen Hauptschirm an der Wand. Wobei die Betonung auf fast liegen sollte, denn Mr Night war ein Mann, auf dessen Schultern stets eine unglaubliche Verantwortung lastete. Daher sah er auch immer ein bisschen angestrengt aus, so als hätte er gerade einen Autoreifen mit dem Mund aufgeblasen oder vor lauter Konzentration fünf Minuten lang das Ein- und Ausatmen vergessen.
    Der Raum, in dem sich Mr Night und etwa 30 weitere, mit Headsets ausgestattete Personen befanden, erinnerte an das Rechenzentrum für Weltraummissionen der NASA in Houston und war bis auf die Bildschirme und die LED-Lampen an den einzelnen Pulten abgedunkelt. Überall surrten Computer. Der Hauptschirm zeigte die aktuelle eBay-Seite, während der Countdown akribisch die letzten drei Minuten in Hundertstelsekunden bis zum Angebotsende herunterzählte. Eine reine Routinesituation, wie es schien. Eine, wie sie täglich hundertfach vorkam.
     
Alter Koffer – Dachbodenfund
Restzeit: 0 Tage 2 Min. 59 Sek. (20. Juli 2011 22:38:58 MESZ)
Verkäufer: xmouse29 (327)
Biete alten Koffer mit Messingbeschlägen. Enthält ein leeres Notizbuch (sieht sehr alt aus) und einige Blätter vergilbtes Papier mit div. Rissen (siehe Fotos). Koffer und Inhalt befanden sich, soweit ich weiß, seit Jahrzehnten auf unserem Speicher. Monogramm MWSH auf Kofferdeckel geprägt.
Artikelstandort: Horsham, UK Versand weltweit 1 Bieter
     
    Das aktuelle Gebot stand bei £ 3,50 und niemand machte sich ernsthafte Sorgen. Außer Mr Night natürlich, dessen Hauptaufgabe darin bestand, sich Sorgen zu machen.
    »Wie sieht es aus, Mr Purdy?«, fragte er, die Daumen in seine Westentaschen gehakt und ohne den Blick vom Hauptschirm abzuwenden. »Kommen wir zurecht?«
    »Ja, Sir. Positiv.« Agent Maxwell Purdy, ein schlaksiger junger Mann mit glatten, etwas zu langen blonden Haaren sah kaum auf, während er sprach. »Alles im grünen Bereich, Sir.«
    Sie sind zurzeit der Höchstbietende, stand in grünen Buchstaben in der oberen linken Ecke des Bildschirms.
    Natürlich waren sie das. Schließlich ging es um Leben und Tod. Um den zur Versteigerung stehenden Koffer auch tatsächlich zu bekommen, hatte die Agency einige strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Neben verschiedenen anderen Möglichkeiten verfügte Night & Sons über ein globales, satellitengestütztes Netz von Störsendern, die bei Transaktionen dieser Art gewöhnlich zum Einsatz kamen. Sollte irgendjemand anders ein Gebot abgeben, die Bloodhound genannte Software der Agency würde es innerhalb von Millionstelsekunden aufspüren und die Internetverbindung des Bieters sofort kappen. Das war ein bisschen unfair, ja klar. Aber man wollte schließlich kein Risiko eingehen. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es für jeden Dreck einen Interessenten gab und sich immer noch irgendwo auf der Welt ein Spinner fand, der sich sogar für alte Nachttöpfe und Urinstein erwärmte.
    »Und wie steht es mit Ihnen, Laurie?«
    »Das mit der Lepra ist nur ein ganz gemeines Gerücht, Sir, das in der Kantine kursiert«, entgegnete Laurie, der als Überwachungstechniker nicht gerade zu den Lieblingen des Chefs gehörte. »Eine starke Akne, nichts weiter. Aber mein Hausarzt glaubt, er kriegt das hin.«
    »Hören Sie auf, herumzualbern, Laurie.« Mr Night war nicht zu Scherzen aufgelegt. Sein Blick war ebenso eisig wie seine Stimme. »Ich will wissen, ob die Systeme einwandfrei arbeiten, Herrgott noch mal!«
    Agent Laurie war dafür zuständig, dass alles reibungslos lief, die Computer und Server funktionierten und sich niemand in das System einhackte. Laurie war seit neun Jahren dabei, eine absolute
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