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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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gar nicht, wie ich anfangen soll.«
    »Versuchen Sie es einfach, Miss Camataru«, sagte er. »Was ist denn so Schlimmes passiert, dass Sie nicht darüber sprechen können? Soll ich jemanden für Sie finden? Oder hat man Sie betrogen? Geht es um Geld?«
    Augenblicklich, wenn auch fast unmerklich, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Das Thema Geld war ihr also durchaus unangenehm. Talbot hätte wetten mögen, dass sich ihr Puls um eine Nuance beschleunigt hatte. Doch zu seinem Erstaunen sagte sie: »Nein, um Geld geht es nicht. Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn.« Ein nervöses Lächeln folgte. »Ich habe ein bisschen was gespart, wissen Sie? Es ist nicht viel, aber ich denke, es wird reichen, Sie zu bezahlen. Es geht um diesen Mann, den ich eben erwähnte; er hat etwas in seinem Besitz, das mir gehört.«
    »Warten Sie, lassen Sie mich raten: Er hat ein Video von Ihnen gemacht, nicht wahr?«
    Ihr Blick war auf die Tischplatte geheftet. »Fotos«, sagte sie leise und nickte.
    »Und nun erpresst er Sie damit«, vermutete Talbot.
    »Es geht ihm nicht um Geld, Mr Talbot. Er will mich einfach nur fertigmachen. Er will sich rächen, weil ich seine Drohungen und Gewaltausbrüche nicht länger ertragen und mit ihm Schluss gemacht habe. Wir haben zusammengelebt, seit wir aus Rumänien nach England kamen. Er hatte einen kleinen Job, aber er hat ihn verloren wegen seiner Trinkerei. Er hat den ganzen Tag nichts anderes mehr gemacht. Von morgens bis abends nur noch getrunken, getrunken, getrunken. Dabei hatte er versprochen, für uns zu sorgen. Und dann kam er eines Tages heim und sagte, er habe eine Arbeit für mich gefunden – als Bedienung in einem Lokal. Ich habe mich zuerst riesig gefreut, können Sie sich vorstellen. Doch als ich dort hinkam, entpuppte sich der Laden als Nachtklub.«
    »Und, haben Sie den Job angenommen?«
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
    »Die Aufnahmen sind auch dort entstanden?«
    Wieder nickte sie stumm, fing an zu schluchzen und wischte sich mit dem rechten Ärmel über die Augen. »Ich habe von den Fotos erst erfahren, als ich drohte, ihn zu verlassen. Da hat er gesagt, er würde sie meiner Familie zeigen. Oh Gott, es ist alles so furchtbar.«
    Er sah, dass sie log, zumindest etwas verschwieg, doch er ließ sich nichts anmerken. Was ging ihn das auch an? Schließlich war dies kein Verhör. Sie war seine Auftraggeberin, es war ihr gutes Recht, ihm nur das zu erzählen, was sie wollte. Während sie sprach, versuchte er, herauszufinden, wann sie die Unwahrheit sagte. Sehr deutlich konnte er erkennen, dass die Geschichte mit dem Mann, der ihr übel mitgespielt hatte, nur zum Teil stimmte. Sie sah immer wieder nach links oben, während sie sprach, pausierte, dachte nach, als würde sie in Erinnerungen nach ihrem Text kramen.
    »Mal abgesehen davon, dass er diese Fotos hat«, sagte Talbot schließlich. »Belästigt Ihr Freund Sie noch? Oder bedroht er Sie sogar?«
    »Nein.«
    »Gut, das ist doch schon mal etwas Positives. Dann muss ich jetzt wissen, wie er heißt und wo ich ihn finde.«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Sie wissen nicht, wo er sich gegenwärtig aufhält?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    »Ich verstehe nicht recht.« Talbot war irritiert. »Wenn Sie mir seinen Namen und seine Adresse nicht geben wollen – was, denken Sie, soll ich dann für Sie tun, Miss Camataru?«
    Etwas stimmte nicht mit ihr. Trotzdem merkte Talbot, wie er von Minute zu Minute die Distanz verlor. Wie seine Professionalität angesichts dieses zerbrechlichen Wesens nach und nach flöten ging.
    »Ich will ihm nicht schaden, wissen Sie? Ich will nur diese Fotos zurück. Wo er wohnt, ist jetzt sowieso zweitrangig geworden.« Ilena Camataru legte ihre Handtasche auf den Tisch, öffnete sie und entnahm ihr einen zusammengefalteten Zettel, den sie Talbot über den Tisch zuschob. »Allein das hier ist wichtig.«
    Talbot betrachtete den Zettel, ohne danach zu greifen. »Was ist das?«
    »Mein Problem.«
    Talbot faltete das Blatt auseinander. Es war der Ausdruck einer laufenden eBay-Auktion. Es wurde ein kleiner, lederner Handkoffer versteigert, der sehr alt zu sein schien und nichts weiter enthielt als ein Notizbuch mit abgegriffenem Ledereinband und einige leere Blätter Papier. Talbot überflog den Text. Doch es kam nichts weiter Erhellendes dabei heraus. »Das ist ganz offensichtlich ein alter Koffer, Miss Camataru. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, was das Ganze mit den Fotos zu tun hat, die Ihr
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