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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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vergebens darauf, dass ihn die junge Dame an der Rezeption mit dem Rumänischen Konsulat in London verband.
    Mr Talbot war ein großer, dunkelhaariger Mann mit buschigen Augenbrauen, dem man ansah, dass er gern einen trank.
    Augenblicklich studierte er einen Zeitungsartikel über den Tod einer jungen Frau, die am Tag zuvor in einem öffentlichen Park im Südlondoner Vorort Wandsworth ermordet aufgefunden worden war.
     
STARLET STIRBT UNTER MYSTERIÖSEN UMSTÄNDEN
London – Die Nachwuchsschauspielerin Megan Torring (23) wurde gestern gegen 14:00 Uhr von Passanten in einem Gebüsch im Uferbereich des Ententeichs auf dem Wandsworth Common gefunden. Die Leiche wies Schussverletzungen auf. Scotland Yard geht nach ersten Erkenntnissen nicht von einem Sexualdelikt aus. Wie aus Polizeikreisen verlautete, sei das Opfer möglicherweise bei einer misslungenen Drogenübergabe getötet worden. Torring, die erst vor wenigen Monaten aus Sudbury nach London gekommen war, feierte mit kleineren Rollen erste Erfolge in diversen Westend-Musicals. Die Ermittlungen dauern zur Stunde an.
     
    Das schmale Gesicht auf dem Foto glich auf beunruhigende Weise dem seiner Auftraggeberin. Allerdings hatte er sie nur ein einziges Mal getroffen, und das in einer schlecht beleuchteten Kneipe in Soho – es war also durchaus möglich, dass er sich irrte. Fahrig fuhr sich Mr Talbot mit dem Hemdsärmel über den Mund. Er faltete die Zeitung zusammen und warf sie neben den überquellenden Aschenbecher auf den Tisch vor sich.
    »Mr Talbot?« Die junge Dame berührte ihn zaghaft an der Schulter, als sie ihn ansprach. S. Mertens stand auf dem dezenten Namensschild an ihrer Bluse.
    Talbot fuhr herum. »Ja? Haben Sie jemanden erreicht?« Er sprach Deutsch, mit starkem britischem Akzent.
    »Nein.« Das Mädchen strich sich eine widerspenstige blonde Haarsträhne hinters Ohr und sah ihn ein wenig mitleidig an. »Tut mir leid, Mr Talbot«, fügte sie etwas leiser hinzu. »Den Anschluss gibt es gar nicht.«
    »Was?« Talbots rechte Hand schoss vor und ergriff den linken Unterarm der Frau. »Das kann doch gar nicht sein. Haben Sie auch die richtige Nummer gewählt?«
    »Au! Sie tun mir weh!« Sie versuchte, ihren Arm wegzuziehen. »Bitte lassen Sie mich los.«
    »Sie haben doch die richtige Nummer gewählt, nicht wahr?«
    »Ja. Ja, natürlich.«
    »Bitte entschuldigen Sie.« Ruckartig ließ er sie los und versuchte ein Lächeln, aber alles, was er zustande brachte, war, den Mund zu einer Grimasse zu verziehen. »Es tut mir sehr leid. Ich wollte Ihnen nicht wehtun.«
    »Ich weiß.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ist schon okay.«
    »Wirklich?«
    Sie sah ihn an. Er war jetzt seit über einer Woche bei ihnen. Kein wirklich gut aussehender Mann, fand sie, aber doch einer, den man nicht mehr so schnell vergaß. Lawrence Talbot war definitiv ein Mann, der einen gewissen Eindruck machte. Und eigentlich mochte sie ihn. Er war ihr und den anderen Angestellten gegenüber stets freundlich und unaufdringlich gewesen. Sie fragte sich, warum er heute so anders war.
    »Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann –«
    »Danke«, sagte er. »Danke, ich weiß das zu schätzen.« Diesmal gelang das Lächeln. »Aber ich glaube, ich gehe jetzt besser zu Bett. Das wird ein anstrengender Tag morgen.«
    »Ganz wie Sie meinen, Mr Talbot.« Sie sah ihn an, den Kopf leicht zur Seite geneigt und die Augen zusammengekniffen. »Aber wenn Sie doch noch etwas benötigen sollten, zögern Sie bitte nicht zu klingeln.«
    Er nickte. »Das werde ich.« Er stand auf, steckte die Zigaretten ein und klemmte sich die zusammengerollte Zeitung unter den linken Arm. »Ach ja«, sagte er, »eines könnten Sie vielleicht noch tun. Schicken Sie mir doch eine Flasche Gin aufs Zimmer. Bitte.«
    »Mach ich.«
    »Danke Ihnen.«
    Als er die Lobby verließ und zum Treppenhaus ging, konnte er in den Spiegeln erkennen, dass sie ihm nachsah. Er mochte sie, auch wenn er sie kaum kannte und sie bislang noch nicht einmal nach ihrem Vornamen gefragt hatte. Sie war nett. Ihre Blicke taten ihm gut. Sie waren wie ein warmes rotes Licht in seinem Rücken.
    Talbot hatte das Zimmer 13 im ersten Stock. Wohin er auch kam, er nahm immer das Zimmer mit der Nummer 13. Oder eben irgendeine andere ungerade Zahl, wenn es nicht anders ging. Schließlich gab es sogar Hotels, in denen die 13 gar nicht existierte, obwohl sie Hunderte von Zimmern hatten; man übersprang die Zahl einfach.
    Talbot war seit einer Woche in Deutschland
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