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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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Koryphäe auf seinem Gebiet. Dass Mr Night ihn als einzigen Mitarbeiter nur mit seinem Nachnamen ansprach, empfand er als pure Respektlosigkeit. Eine Respektlosigkeit, die ihn zutiefst schmerzte. Da war auch die überdurchschnittlich gute Bezahlung von 80 000 Pfund im Jahr kein Trost, denn sein schickes Loft in Shad Thames und der Lotus Esprit waren äußerst kostspielige Hobbys. Er mochte der unsportlichste und beleibteste Mann der ganzen Agency sein – doch was das Computersystem anging, machte ihm niemand etwas vor. Nach ihm wurde immer nur geschrien, wenn es Probleme gab.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte Laurie kleinlaut. Hastig zerkaute er das Sahnebonbon, auf dem er herumlutschte, und schluckte es runter. »So wie es aussieht, ist alles okay.« Er wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von Stirn und Nacken und schraubte seine Wasserflasche auf. Die Arbeit und die wochenlangen Vorbereitungen hatten ihn völlig geschafft. In letzter Zeit hatte er immer öfter das Gefühl gehabt, dringend einen Tapetenwechsel zu benötigen. Schon zu Beginn der laufenden Operation hatte Laurie bei Night erfolgreich um Urlaub nachgesucht. Wenn das hier erledigt war, würde er erst mal ausgiebig Ferien machen. Auf seine Art.
    Denn er hatte etwas ganz Besonderes vor. Er würde eine Party geben. Zu Ehren seines Bruders, der vor einigen Jahren auf so schreckliche Weise ums Leben gekommen war. Und was das für eine Party werden würde! Eine, die man so schnell nicht wieder vergaß. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Agency stand ganz oben auf der Gästeliste. Ihn endlich persönlich kennenzulernen, darauf freute Laurie sich am meisten. Er hing noch immer diesen Gedanken nach und machte Pläne, als es plötzlich passierte!
    Zwei Sekunden vor Schluss der Auktion wurde die Schrift auf dem Bildschirm plötzlich rot und es tauchte eine neue Nachricht auf: Sie wurden überboten!
    Keine Sekunde später fing die rote Lampe neben dem Hauptschirm drohend an zu blinken. Beinahe im selben Augenblick begann der Alarm zu schrillen. Ein entsetzliches, ohrenbetäubendes Geräusch, das jeder im Raum nur aus der Theorie kannte.
    »Machen Sie was, Laurie!« Mr Night war außer sich. Eine solche Situation hatte es noch nie zuvor gegeben. »Verdammt noch mal«, schrie er, »machen Sie was! Und um Himmels willen, machen Sie es schnell!«

Talstraße 13, Ingolstadt, Deutschland
     
    In genau dieser Sekunde lag ein 14-jähriger Junge namens Adrian Bertram angezogen auf seinem Bett, starrte schmollend die an die Zimmerdecke geklebten Sternbilder an, die in der Dunkelheit über ihm leuchteten, und malte sich aus, wie es wäre, einfach in ein Raumschiff steigen und mit Lichtgeschwindigkeit in eine andere Galaxie abhauen zu können.
    Im Augenblick herrschte nämlich dicke Luft bei den Bertrams. Nachdem Adrian mal wieder eine Fünf in Mathe mit nach Hause gebracht hatte, war seiner ansonsten friedliebenden Tante Margret der Kragen geplatzt und sie hatte ihm Computerverbot erteilt. Denn der Kasten , wie sie den PC abfällig nannte, war ihrer Meinung nach an Adrians schlechten Noten schuld. Was für ein Quatsch! Sie tat ja fast so, als würde einem der Rechner das Gehirn raussaugen, wenn man ein bisschen zu lange vor dem Bildschirm saß. Offenbar war sie der Ansicht, Computer seien einzig dazu da, die Schüler von heute zu verderben. Dabei sollte sie es doch eigentlich besser wissen, schließlich arbeiteten sie sogar in der Schule damit, und Tante Margret war bis zu ihrer Pensionierung vor einem Jahr selbst Lehrerin an seiner Schule gewesen.
    Natürlich hatte sie gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Anstatt ihm nur zu verbieten, den Rechner zu benutzen, hatte sie ihn komplett abgebaut und in einen Schrank in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen.
    Adrian war stinksauer.
    Auf seinem Schreibtisch lag die verhauene Mathearbeit. Seine Tante hatte ihm den ganzen Nachmittag lang Vorhaltungen deswegen gemacht. Selbst beim Abendessen war keine Ruhe eingekehrt. Ihre Stimme klang ihm noch immer in den Ohren. Und am Ende hatte sie sich sogar geweigert, die blöde Arbeit zu unterschreiben – und das nur, weil er keine Lust gehabt hatte, sich wie ein Baby mit ihr hinzusetzen und Aufgabe für Aufgabe durchzugehen, ehe er die Berichtigung machte. Dabei musste Tante Margret ja wohl am besten wissen, dass er wegen der fehlenden Unterschrift morgen reichlich Stress bekommen würde. Als wäre das Computerverbot nicht schon Strafe genug gewesen. Und jetzt saß sie unten gemütlich vor dem
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