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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht
Autoren: Peter V. Brett
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dal’Sharum -Krieger in die Stadt hinein.
    Bevor die Rizoner wussten, wie ihnen geschah, stürzten sich die Krasianer auf sie, traten Türen ein, zerrten Männer aus ihren Betten und warfen sie, nackt wie sie waren, in den Schnee.
    Mit seinem scheinbar endlosen fruchtbaren Ackerland war Fort Rizon wesentlich dichter bevölkert als Krasia, aber die Rizoner waren keine Krieger, und vor Jardirs militärisch gedrillten Einheiten fielen sie wie Grashalme unter einer Sense. Wer sich sträubte, erntete Muskelrisse und Knochenbrüche. Die Männer, die kämpften, starben.
    Jardir beobachtete all das mit Besorgnis. Jeder Mann, der verkrüppelt oder getötet wurde, konnte im Sharak Ka , dem Großen Krieg, nicht zu Ruhm und Ehre gelangen, aber das war ein notwendiges Übel. Die Männer des Nordens ließen sich nicht in eine Waffe gegen die Dämonenbrut schmieden, ohne sie vorher gestählt zu haben, wie ein Schmied mit seinem Hammer eine Speerspitze härtete.
    Frauen schrien, als Jardirs Männer sich in einer anderen Weise an ihnen austobten. Noch ein notwendiges Übel. Der Sharak Ka stand kurz bevor, und die künftige Kriegergeneration musste von Männern gezeugt werden, nicht von Feiglingen.
    Nach einer gewissen Zeit beugte Jardirs Sohn Jayan im Schnee vor ihm das Knie, die Spitze seines Speeres von Blut gerötet. »Die innere Stadt gehört uns, Vater«, meldete Jayan.
    Jardir nickte. »Wenn wir die innere Stadt in unserer Gewalt haben, beherrschen wir auch die Ebene.«
    Sein erstes eigenständiges Kommando hatte Jayan sehr gut gemeistert. Wäre dies eine Schlacht gegen Dämonen gewesen, hätte
Jardir persönlich den Sturmangriff angeführt, aber den Speer des Kaji wollte er nicht mit Menschenblut besudeln. Jayan war im Grunde zu jung, um den weißen Schleier eines Hauptmanns zu tragen, aber er war Jardirs Erstgeborener, und durch seine Adern strömte das Blut des Erlösers. Er war stark, konnte Schmerzen ertragen, und sowohl Krieger als auch Geistliche behandelten ihn mit Ehrerbietung.
    »Viele sind geflüchtet«, fügte Asome hinzu, der hinter seinem Bruder auftauchte. »Sie werden die Dörfer warnen. Wenn die Einwohner klug sind, ergreifen auch sie die Flucht, um einer Reinigung durch das Evejanische Gesetz zu entgehen.«
    Jardir sah ihn an. Asome war ein Jahr jünger als sein Bruder, kleiner und schlanker. Er trug die weißen Gewänder eines dama , keinen Harnisch und keinerlei Waffen, aber Jardir ließ sich nicht täuschen. Sein zweiter Sohn war auf jeden Fall der ehrgeizigere und gefährlichere von beiden, und in dieser Hinsicht kam ihm keiner seiner jüngeren Brüder, von denen es Dutzende gab, auch nur nahe.
    »Sie mögen ja entkommen sein«, entgegnete Jardir, »aber sie lassen ihre Nahrungsmittellager zurück und flüchten sich in das weiche Eis, das die Grünen Länder im Winter bedeckt. Die Schwachen werden sterben und ersparen uns die Mühe, sie zu töten, und die Starken werde ich unter mein Joch zwingen, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist. Ihr habt eure Sache gut gemacht, meine Söhne. Jayan, beauftrage ein paar Männer, geeignete Gebäude für die Unterbringung der Gefangenen zu suchen, ehe sie durch die Kälte sterben. Die Knaben werden für den Hannu Pash ausgesondert. Wenn wir ihnen die Schwäche des Nordens austreiben, können sich einige von ihnen vielleicht über ihre Väter erheben. Die kräftigen Burschen benutzen wir, um sie in den Schlachten zu verheizen, und die schwachen dienen uns als Sklaven. Jede Frau im gebärfähigen Alter darf geschwängert werden.«
    Jayan schlug sich mit der Faust gegen die Brust und nickte.

    »Asome, gib den anderen dama ein Zeichen, dass sie anfangen können«, ordnete Jardir an, und Asome verbeugte sich.
    Jardir sah seinem in Weiß gewandeten Sohn hinterher, der sich auf den Weg machte, um den Befehl auszuführen. Die Geistlichen würden das Wort des Everam unter den chin verbreiten, und diejenigen, die sich weigerten, es von Herzen anzunehmen, würde man mit Gewalt bekehren.
    Ein notwendiges Übel.

    Am selben Nachmittag wanderte Jardir auf den dicken Teppichen hin und her, mit denen der Boden des Herrenhauses ausgelegt war, das er zu seinem Rizoner Palast auserkoren hatte. Verglichen mit seinen Palästen in Krasia war es ein schäbiges Domizil, doch nachdem er seit ihrem Aufbruch aus dem Wüstenspeer monatelang in Zelten genächtigt hatte, empfand er es als einen willkommenen Ansatz von Zivilisation.
    Mit der rechten Hand umklammerte Jardir den Speer des Kaji, den
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