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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe
Autoren: Anita Shreve
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das Fenster herunterzulassen.
    »Der Mercedes springt nicht an. Ich habe die Werkstatt schon angerufen. Können Sie mich ins Büro mitnehmen? Ich muss Diana den Rover hierlassen, damit sie die Kinder holen kann und dergleichen.«
    Kein Gedanke daran, abzulehnen.
    »Steigen Sie ein. Ich schulde Ihnen sowieso noch etwas.«
    Margaret nahm ihre Strohtasche vom Sitz. Arthur stieg ein. Besitzergreifend legte er seinen Arm auf die Rückenlehne hinter ihr und wandte sich ihr halb zu. Arthur das Alphatier. Patrick würde sich niemals so verhalten, wenn nicht seine eigene Frau am Steuer saß, davon war sie überzeugt. Patrick würde, anders als Arthur, schön gerade sitzen, den Blick freundlich geradeaus gerichtet.
    Sie kamen an der Duka vorüber, wo die afrikanischen Männer in gebügelten Hemden und langen Hosen herumstanden, die meisten rauchend, viele lachend. Die Männer waren, das wusste Margaret, Hausangestellte und trafen sich hier zu einer morgendlichen Pause, nachdem sie die Einkäufe für den Tag erledigt hatten. Die meisten waren wahrscheinlich schon seit halb fünf auf den Beinen, sie mussten ja in aller Frühe die Mahlzeiten für die Familien und die Hunde zubereiten. Waren die anderen Afrikaner hier auch vor allem vom Volk der Luo wie James? Das musste sie bei Gelegenheit erfragen. Sie wusste schon, dass in diesem Land, wenngleich zutiefst frauenfeindlich und in Klassen gespalten, die über Geld definiert wurden, die wahre Feindschaft, die Mann von Mann und Frau von Frau trennte, die zwischen den einzelnen Stämmen war. Den Turkana, Nandi, Kalenjin, Kisii, Kipsigis, Kikuyu, Luo, Massai und anderen. Die Stammeszugehörigkeit war das, was zählte.
    »Den Kreisverkehr scheinen Sie ja noch nicht gemeistert zu haben«, bemerkte Arthur mit hochgezogenen Brauen, als Margaret anhielt, um einem schief hängenden, völlig überladenen Matatu die Vorfahrt zu lassen.
    »So ein Kreisel ist aber auch etwas komplett Unnatürliches.«
    »Für eine Amerikanerin vielleicht. Ich glaube, Sie brauchen mehr Übung.«
    »Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam machen.«
    Er gab einen Laut wie »Pah« von sich, der typisch englisch war und nicht zu buchstabieren. Es bedeutete in etwa: Seien Sie nicht kindisch. Seien Sie nicht so empfindlich.
    »Wo kann ich Sie absetzen?«, fragte Margaret.
    »Beim Mather House. Ich hoffe, Diana hat Ihnen gesagt, dass Saartje und Willem heute Abend zum Essen kommen? Wir wollen die Tour besprechen.«
    Arthur wies zu der Straße, der Margaret folgen sollte.
    »Hat sie. Und ich kaufe mir jetzt Stiefel.«
    »Sie werden den Mount Kenya bezwingen.«
    Margaret war perplex. »Ich glaube nicht, dass ich der Mensch bin, um irgendetwas zu bezwingen, am wenigsten einen Berg. Auf jeden Fall bin ich nicht hergekommen, um etwas zu bezwingen.«
    »Woher kommen Sie?«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er beobachtete sie, wie sie vermutet hatte.
    »Ich bin in einem kleinen Ort nördlich von Boston aufgewachsen, habe in der Nähe von Boston studiert und seitdem in Boston gelebt.«
    »Warum Boston?«
    »Da bin ich in der Nähe meiner Familie, und es ist eine Großstadt.«
    »Sie sind nicht so fürs Ländliche, wie?«
    Margaret lachte. »Anscheinend nicht.«
    »Boston kenne ich nicht.« Sein Englisch hatte eine Färbung, die an eine Industriestadt in Nordengland denken ließ. »Aber ich war viel in Arizona.«
    »In Arizona?«
    »Dianas Eltern sind da vor ungefähr zehn Jahren hingezogen. Sie haben so was wie ein kleines Gut – Sie würden es wahrscheinlich eine Ranch nennen –, gleich außerhalb von Phoenix. Dianas Vater spielt Golf. Sie sind seiner Gesundheit wegen dort. Das Klima tut ihm gut. Er hat ein beginnendes Emphysem. Trotzdem raucht er immer noch jeden Tag eine ganze Schachtel. Und ist stolz darauf, dass er es geschafft hat. Denn früher waren es mal drei.«
    Wieder sah Margaret zu ihm hinüber. Er starrte aus seinem Fenster. Er hatte etwas Selbstgefälliges an sich, das vielleicht eine Europäerin ansprach, eine Amerikanerin aber eher abstieß.
    Sie hatte den dritten Kreisverkehr in zwanzig Minuten hinter sich gebracht, als Arthur den Arm hob. »Es ist gleich dort.«
    Sie bog in eine kreisförmig angelegte Einfahrt am Stadtrand ein, die zu einem Bürokomplex führte. Der Bau ähnelte einer Schule aus den Sechzigerjahren – ein funktioneller Betonbunker ohne Charme. »Tja.« Arthur schien nur ungern auszusteigen. »Sie wollen weiter zum Stiefelkauf.«
    »Richtig.«
    »Gehen Sie zu Sir Henry’s.« Arthur zog
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