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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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vertrieb, folgte er dem Strick mit den Augen und sah das Seil oben am Hochsitz festgebunden. Gritzfeld mühte sich ab, die Schlinge zu lösen. Er hatte keine Chance. Er hetzte zum Kofferraum und suchte sein Jagdmesser. Mit klammen Händen schnitt er den Strick durch, und der Körper rutschte von der Windschutzscheibe. Klatschend landete er im Matsch. Nun machte sich Gritzfeld daran, mit dem Messer die Schlinge zu durchtrennen, irgendwie kam er zwischen Seil und Hals und schnitt und schnitt.
    Endlich geschafft! Gritzfeld atmete einmal tief durch. Nun erkannte er den armen Teufel. Er legte die Finger an den Hals des Mannes. „Komm schon, Hannes, atme!“, flehte er seinen leblosen Freund an.
    Gritzfeld glaubte, einen schwachen Puls zu ertasten. Sofort begann er mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Dazwischen nestelte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Notrufnummer. Er weinte vor Erschöpfung, Gram und Schreck. Fassungslosigkeit hatte sich seiner bemächtigt. Warum nur hat Hannes sich erhängt?
    Mit dem Mut der Verzweiflung beatmete er weiter.
    *
    Lenz hatte niemanden erreichen können. Anne Seifert ging nicht an ihr Handy, Hannes Harenbergs Mobiltelefon war offensichtlich ausgeschaltet. Das Festnetz war tot, sein Haus vollkommen dunkel, während alle anderen Häuser im Ort erleuchtet waren.
    Vor dem Haus parkten zwei Wagen, derjenige von Anne sowie ein dunkelgrüner Kombi. Lenz erinnerte sich an die Beschreibung eines solchen Fahrzeuges von Harenberg im Zusammenhang mit der Aktion im Kletterpark auf dem Mont Royal. Ausgerechnet dieses Datum hatte er nicht wegen eines Alibis bei Mezza überprüft.
    Jetzt befand er sich offenbar zusammen mit Frau Seifert in Harenbergs Haus. Von Harenberg selbst fehlte jede Spur.
    Lenz hatte das SEK angefordert. Er hoffte, dass sich in Bälde schwarz gekleidete Männer mit schwerer Bewaffnung lautlos um das Haus postieren würden.
    Einer seiner Beamten hatte vorhin einen Blick durch die Terrassentür werfen können. Er berichtete Kommissar Lenz, Frau Seifert und Dr. Mezza im Wohnzimmer bei Kerzenschein sitzen gesehen zu haben. Daraufhin habe er versucht, Frau Seifert mit einem Anruf auf ihr Handy retten zu können. Doch Mezza habe das Gerät an sich genommen.
    Unmittelbar danach habe Mezza sie geohrfeigt und Hektik sei ausgebrochen.
     
    Lenz vernahm immer lauter werdendes Martinshorndröhnen. Inständig hoffte er, nicht missverstanden worden zu sein. Er brauchte jetzt kein lautes Klimbim, er brauchte den Überraschungseffekt.
    Gott sei Dank, der Tatütata-Zug zieht an Bekond vorbei; war bestimmt ein Sturmschaden, dachte er erleichtert.
    Ein Klicken im Ohrmikrofon riss Lenz aus seinen Gedanken. „Beide sind jetzt wieder im Wohnzimmer, anscheinend vom Martinshorn erschreckt“, teilte ihm sein Kollege mit.
    Gut, dachte Lenz, schließlich ist das SEK noch nicht da.
    Um keinen Preis wollte er ein Risiko eingehen und fröhlich an der Haustüre klopfen. Vielleicht würde er damit eine Katastrophe auslösen. Sie wussten noch nicht einmal, ob er eine Waffe bei sich trug. Diesem Kerl ist alles zuzutrauen.
    *
    Zögerlich betrat Michael den Besprechungsraum des Museums. Neben dem Ehepaar aus Düsseldorf waren jetzt noch zwei Polizeibeamte sowie ein junger arroganter Mann im schwarzen Designeranzug vor Ort.
    Michael atmete erleichtert auf. Er hatte nicht gewusst, was ihn erwarten würde, und so stellte er beruhigt fest, dass er nicht anwesend war; Michael fürchtete Dr. Mezza. Schließlich würde er gleich die Neuigkeit verkünden, der Notar sei derjenige gewesen, welcher ihm den Auftrag für diese Extranachtschicht erteilt hatte. Jene Nacht, in der der Carove-Schmuck aus Wien angeliefert worden war. Michael hatte von sich selbst nicht mit Gewissheit sagen können, ob er den Mut dazu aufgebracht hätte, wenn der Notar anwesend gewesen wäre.
    Michael wurde postwendend von den beiden Beamten umstellt, kaum dass er den Raum betreten hatte. Ganz offensichtlich war er direkt in eine lebhafte Diskussion geplatzt, da alle wild durcheinandersprachen. Der junge Mann im Anzug stellte sich als Vertreter Dr. Mezzas heraus; sein Sekretär, ein gewisser Robin Böse. Michael teilte mit, was er zu sagen hatte, beschuldigte also Dr. Mezza. Die Beamten ihrerseits interessierten sich brennend dafür, weshalb der Notar zu einem solch wichtigen Termin nicht selbst erschienen war. Herr Böse meinte, der Doktor habe sich um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern. Schließlich sei er ein unbescholtener Bürger
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