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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Spiel erst mal weiter mit. Aber habe ich auch den Nerv dafür, das durchzuhalten?, fragte sie sich beklommen. Um zur Haustür zu gelangen, müsste ich erst am Wohnzimmer vorbei; an ihm. Er würde mich sehen. Andererseits, wenn ich einfach rennen würde? Einfach zur Tür hinaus, um dann bei irgendwelchen Nachbarn zu klingeln?
    Anne betätigte die Klospülung just in dem Moment, in dem sie die Badezimmertür öffnete. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie durch den Flur in Richtung Haustür spurtete.
    Im Haus war es vollkommen dunkel, nur der flackernde Schein der Kerzen im Wohnzimmer und der Küche erhellte die Diele.
    Sie erkannte den Körper zu spät. Sie rannte direkt in ihn hinein. Er hatte sich vor der Haustür postiert und hielt den Schlüssel in der Hand.
    Sie riss sich von ihm los. Sie vernahm nur seine Stimme in der Dunkelheit.
    „Giulia! Geliebte Giulia. Eigentlich wollte ich es dir schonend beibringen. Nach und Nach. So, dass du Zeit gehabt hättest, es zu begreifen. Aber nun soll es eben anders sein. Du und ich, wir haben schon einmal gelebt. Gewaltsam wurden wir voneinander getrennt. Und nun haben wir eine Chance, unser beider Leben zu vereinen, wieder gemeinsam zu verbringen! Bist du nicht auch glücklich darüber?“
    Anne zermarterte sich das Hirn. Wenn ich dieses absurde Spiel mitmachte, überlegte sie, hätte ich vielleicht noch am ehesten eine Chance.
    „Oh ja, doch, natürlich“, sie räusperte sich, „mein lieber Ambrosius. Ich muss mich nur erst daran gewöhnen.“
    „Aber selbstverständlich, meine Liebste“, antwortete er galant. Anne glaubte, ihn in der Dunkelheit selig lächeln zu sehen.
    Mezza führte sie zurück ins Wohnzimmer. Er zwinkerte ihr mit den Augen zu, bat sie, sich zu setzen und zog anschließend ein kleines Päckchen aus der Tasche. Dann überreichte er es ihr und platzierte sich neben Anne.
    Anne nahm das Päckchen mit zitternden Händen entgegen und hoffte, er würde ihre Angst nicht bemerken. Sie zerriss das Goldpapier und öffnete das Schächtelchen. Zum Vorschein kam ein goldener Ring, verziert mit einem großen Rubin.
    Mezza nahm ihr zärtlich den Ring aus der Hand und steckte ihn ihr an den Finger. „Dies ist mein Verlobungsring für dich!“, erklärte er feierlich und lächelte glücklich.
    Er beugte sich vor, um sie zu küssen. Annes Handy rettete sie. Klingelnd und brummend tanzte es über den Wohnzimmertisch.
    Mezza war der Erste, der die Hand am Telefon hatte. Er schaute auf das Display; zornig, sehr zornig blickte er Anne in die Augen.
    „Wer ist das? Was hast du mit diesem Typen zu schaffen?“, fragte er drohend. Anne konnte nichts darauf erwidern und sah hilflos herüber zu dem Telefon, auf dem eine ihr unbekannte Nummer aufleuchtete. Dann schlug Mezza sie jäh ins Gesicht. „Hast du vorhin versucht, jemanden anzurufen?“, brüllte er sie an.
    „Aber nein“, stammelte Anne, „wie denn, das Handy lag doch die ganze Zeit hier!“
    Mezza beruhigte sich. Diese Erklärung leuchtete ihm ein. „Glaub nur ja nicht“, zischte er leise, „ich hätte dein Spielchen von eben nicht durchschaut, denn so eine gute Schauspielerin bist du nicht, liebste Giulia.“ Er zwang Anne aufzustehen. Mezza wollte mir ihr verschwinden. Augenblicklich. Instinktiv spürte er, dass die Zeit drängte. „Du brauchst nichts einzupacken“, herrschte er sie an, „ich werde dich ohnehin neu einkleiden!“
    „Aber was ist mit Hannes?“, warf Anne ein, „er wird mich suchen, wenn ich nicht zuhause bin.“
    Mezza sah sie erbarmungslos an. „Hannes Harenberg wird nie wieder zwischen uns stehen. Er lässt sich … ja, wie soll ich mich ausdrücken … er läßt sich gerade ein wenig hängen.“
    Annes Magen krampfte, eine böse Vorahnung nahm Gestalt an. Mezza gab ihr mit seiner Antwort letzte Gewissheit.
    „Hannes Harenberg ist tot.“
    *
    Endlich schaffte Gritzfeld es, seine erstarrten Hände vom Lenkrad zu lösen. Mit schlotternden Knien verließ er den noch laufenden Wagen. Auf seiner Windschutzscheibe lag ein menschlicher Körper. Obwohl das Gesicht an die Scheibe gequetscht lag, konnte Gritzfeld ihn nicht identifizieren, so aufgeschwemmt und blau verändert war es. Eine riesige Zunge hing aus dem Mund, große hervorquellende Augen hatten ihn durch die Scheibe angestiert.
    Doch dieser Anblick sollte noch nicht das Grauenvollste sein. Gritzfeld wollte seinen Augen kaum Glauben schenken: Der Mann trug eine Schlinge um den Hals. Als ein weiterer Blitz die Dunkelheit
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