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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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und habe für die Kunstgesellschaft immens viel erreicht. Auch sei er es gewesen, der den Schmuck nach fruchtlosen, monatelangen Verhandlungen für die Konstantin-Ausstellung hatte sichern können.
    Die Direktorin nickte zustimmend.
    „Und wie hat er das geschafft?“, warf Andreas Steinmetz aufgebracht ein. „Er hat eine notarielle Urkunde ausgestellt, die jedweder Grundlage entbehrt“, konstatierte er wütend. „Als würde mein Bruder Bernd diesen für ihn so wichtigen Schatz an irgendeine unbedeutende Kunstgesellschaft vererben! Lächerlich!“ „Ich muss doch sehr bitten“, regte sich die Direktorin auf. „Zunächst einmal fehlt jeder Beweis, dass dieser Testamentszusatz überhaupt eine Fälschung ist.“
    Andreas schnaubte vor Wut.
    Michael hatte gar nicht richtig zugehört. Er überlegte unablässig. Woher kenne ich diesen Mann? Ich weiß genau, ich habe diesen Typen im Anzug schon mal irgendwo gesehen. Er betrachtete die schwarzen Haare, die braunen Augen, seine vom regelmäßigen Besuch des Solariums gleichmäßig gebräunte Gesichtshaut. Er stellte ihn sich dabei mit einer Schirmmütze vor, dazu einen dunklen Jeansanzug, seine dunkle Stimme gefärbt mit Wiener Akzent.
    Michael sprang wie von der Tarantel gestochen auf und zeigte mit dem Finger auf den Mann: „Das ist der Fahrer!“
    Alle blickten Michael konsterniert an. „Das ist der Fahrer des LKWs aus Wien“, wiederholte er mit Nachdruck, „dieser Mann hat den Schmuck hier angeliefert und mich zu der schnellen Unterschrift gedrängt! Und, wie es aussieht, vorher einige der Stücke abgezweigt.“
    *
    Mezza hatte beschlossen, noch ein wenig zu warten. Das Tatütata hatte ihn verunsichert. Dazu der Anruf des Unbekannten. Er fragte sich, ob irgendetwas herausgekommen war, irgendetwas schieflief. Ich darf keinen Fehler machen, bloß keinen Fehler, wiederholte er einem Mantra gleich in Gedanken. So kurz vorm heißbegehrten Ziel darf ich mir nicht noch alles kaputt machen!
    Anne saß zusammengekrümmt auf der Couch und heulte still vor sich hin. Mezza konnte diesen mitleiderregenden Anblick kaum ertragen. Sie hatte unbedingt erfahren wollen, wie Hannes ums Leben gekommen war. Völlig aufgelöst schnäuzte sie bereits in das dritte Taschentuch, während Mezza ihr schilderte, Hannes habe sich umbringen wollen, als er erfahren hatte, Anne wolle zu ihm, Mezza, gehen. Er berichtete von Hannes‘ Abschiedsbrief, in dem er Anne angeblich freigab. Er unterließ es auch nicht zu erwähnen, wie er Annes Halstuch Hannes vor die Nase gehalten hatte.
    Anne blickte verwundert auf. „Mein Halstuch?“
    „Ja. Robin hat es für mich aus der Schatztruhe geholt, war noch mal kurz mit dem Fahrrad vorbeigefahren nach eurem netten Ausritt im Regen. Das Ganze war seine geniale Idee. Wirklich sportlich, der gute Junge.“
    „Aber woher kennen Sie denn Robin?“ Die Fassungslosigkeit stand Anne ins Gesicht geschrieben.
    Mezza lachte in sich hinein. „Irgendwie ist es andersherum. Du kennst Robin durch mich. Er ist mein Angestellter, mein Sekretär, meine rechte Hand. Völlig skrupellos, nur auf seine Karriere bedacht. Für Anerkennung und Ruhm tut der wirklich alles. Und natürlich für Geld. Kluger Kopf, hat bisher zu wenig aus seinem Leben gemacht. Aber ich verschaffe ihm die entsprechenden Kontakte, beim Golfen, bei Geschäftsessen, bei Meetings, wo auch immer. Glaubst du wirklich, ein solcher Mann hätte sich mit deinen billigen Gäulen beschäftigt, wenn ich ihn nicht dafür bezahlt hätte?“ Mezza registrierte Annes bestürzten Gesichtsausdruck. „Nein, nein“, er schüttelte verneinend den Kopf, „Robin ist kein böser Mensch, auch wenn er so heißt.“ Mezza lachte. „Er ist einfach nur gerade heraus und lässt sich nicht von irgendwelchen Emotionen hemmen; so wie ich das tue. Dafür beneide ich ihn.“
    „Aber sie haben doch diese Menschen auf dem Gewissen“, warf Anne ein.
    „Martin Krischel und … Hannes …“
    „Oh nein“, unterbrach er sie, „... ich stehe mit sauberen Händen vor dir. Ich wasche sozusagen meine Hände in Unschuld. Weißt du, die Welt da draußen ist grausam und die menschliche Seele unergründlich. Aber alles sollte wohl genau so sein. Robin hat Krischel erschossen. Er war es, der sich bei diesen jungen Burschen, den Treibern, eingeschlichen hat; ein Stadtjunge, der mal eine richtige Jagd erleben wollte. Hätte Harenberg damals seine Position nicht getauscht, wäre schon lange alles mit Gras überwuchert. Ein dämlicher,
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