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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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gewöhnlicher Jagdunfall. Aber das Schicksal wollte es komplizierter. Also musste ich weiter kämpfen für mein Glück. Auch ich habe verdient, ein erfülltes Leben zu führen. Mit dir."
    Anne blickte ihn mit ausdrucklosen Augen an, unfähig, auch nur ein Wort zu erwidern.
    „Ach, übrigens“, fuhr Mezza ungerührt fort, „die Aktion während der Beerdigung von Krischel hat Robin zu seinem eigenen Spaß abgezogen. Ich hatte noch versucht, ihn davon abzuhalten. Dass Polizei vor Ort sein würde, war klar. Aber wenn er es unbedingt riskieren wollte?
    Also habe ich ihm seinen Spaß gegönnt.
    Im Kletterpark war ich allerdings genötigt, selbst Hand anzulegen, schließlich sollte Robin während der ganzen Zeit bei dir sein. Aber auch hier hat Harenbergs Unfall leider nicht den gewünschten Effekt gehabt.
    Aber heute, heute war das Schicksal mir endlich freundlich gestimmt. Ich trage keine Schuld an Hannes‘ Tod. Alles ist höhere Macht. Du wirst es verstehen, wenn du den Abschiedsbrief gelesen hast. Dann wirst du wissen, dass alles, alles seine Richtigkeit hat und wir beide endlich unser gemeinsames Leben haben dürfen.“
     
    Mezza schaute auf seine Armbanduhr. So, als würde er die Wettervorhersage analysieren, spekulierte er nüchtern, ob Hannes nun wohl tot sei. Seit beinahe zwei Stunden hing Harenberg bereits am Strick. Mezza hatte ihm höchstens 15, vielleicht 20 Minuten gegeben. Dann ist es in    der Regel für alle Galgenvögel vorbei. Manchmal konnte es sich aber auch länger hinziehen. Wenn der Strick nicht richtig geknüpft war, sich nicht vollständig zuziehen konnte, oder, im Falle nicht ausreichender Länge des Stricks und somit ungenügender Fallhöhe, der Sturz nicht ausreichend heftig war. Falls der Erhängte sich irgendwo abstützen konnte, würde es langsam gehen. Der Tod beim Erhängen trat bei hinreichend langem Strick meist rasch durch das Brechen des Genicks ein. Wenn dies nicht der Fall war, starben die Opfer einen langsamen, qualvollen Tod. Die Luftwege wurden eingeschnürt, der Kehlkopf zerdrückt, die Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, zugequetscht, was bedeutete, dass der lebenswichtige Sauerstofftransport ins Hirn unterbunden war. Das Resultat, bedingt durch den Sauerstoffmangel, war tiefe Bewusstlosigkeit und ein Hirnschaden. Ein eher langsamer Tod. Das Genick hatte er bei Harenberg nicht brechen hören. Dann wäre es sofort vorbei gewesen. Aber Hannes hat gezuckt und gekrampft. Das spricht eher für den langsamen Erstickungstod. Mezza betete für ihn um die Gnade eines raschen Todes.
    Anne würgte. Ruckartig sprang sie vom Sofa auf und lief in die Küche. Mezza folgte ihr unmittelbar nach. Sie setzte sich rittlings auf die Arbeitsplatte und wischte sich den Mund mit Papier von der Küchenrolle ab. Mezza stand in der Tür. Anne legte die Arme hinter ihren Rücken und stützte sich auf; sie griff mehrfach ins Leere, dann endlich fühlte sie den Messerblock. Lautlos zog sie das scharfe Fleischmesser heraus.
    Nun musste sie all ihre schauspielerischen Fähigkeiten aufbieten. Im schwachen Schein der Kerze schaute sie Mezza mit liebestollem Blick direkt in die Augen. Wenn ich jetzt handele, dann hat Hannes vielleicht noch eine Chance, dachte sie. Ich muss ihn bedrohen, vielleicht sogar verletzen, handlungsunfähig machen,  irgendetwas. Ich muss zustechen! Anne seufzte ergeben und blickte ihn mit lasziv gesenktem Blick an. Sie musste nun eine perfekte schauspielerische Leistung an den Tag legen.
    „Komm her, mein Ambrosius“, lockte sie ihn verführerisch, „ich spüre es doch auch.“
    „Was?“, erwiderte Mezza mit hoffnungsfroher Stimme. „Dass … dass du mein Ambrosius bist, meine einzige Liebe. Komm zu mir, mein Ambrosius …“
    Mezza ließ sich nicht zweimal bitten und stürzte auf sie zu. Anne riss, ohne zu zögern, das Messer in die Höhe und hielt es Mezza vor das erstaunte Gesicht. Anne spürte, wie sie am ganzen Leib erschauerte. Jetzt bloß nicht schwach werden! Das Messer lag fast lose in ihrer Hand, so sehr zitterte sie; als hätte man sie unter Strom gesetzt.
    Und dennoch, sie war zu allem entschlossen.
    Überrascht war Mezza kurz vor ihr stehen geblieben. Dann lachte er schallend. Ich bedrohe ihn mit einem Messer und er steht einfach da und lacht! Erschüttert musste Anne sich von ihm mit sanfter Stimme belehren lassen, sie habe noch viel zu lernen.
    Dann wollte er nach ihren Händen greifen, doch Anne wehrte seine manikürten Pranken mit dem Messer ab. Leise
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