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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen
Autoren: Carl A. DeWitt
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dem Banner von Thyrmantor zu unterwerfen.«
    »Drei Wochen«, erklärte Belior nun seinerseits. »Drei Wochen habt Ihr Zeit, mich zu davon überzeugen, dass Ihr und Eure Bestie dazu imstande seid, solch eine einfache Aufgabe zu lösen. In der vierten Wochen wird meine Flotte dann eine Armee in Berendall anlanden, die diese Stadt nehmen oder halten wird, je nachdem, ob man uns die Tore öffnet oder nicht! Und noch eine Woche später wird eine zweite Flotte einlaufen, die Euch die Truppen bringen wird, die Ihr benötigt, um diesen Dörflern mein Erbe zu entreißen. Ich rate Euch wohl, den Grafen Torwald von Berendall dazu zu bringen, dass wir die Tore seiner Stadt weit geöffnet vorfinden und er uns nicht nötigt, sie ihm einzuschlagen!«
    Beliors dunkle Augen musterten Lindor mit hartem Blick. »Wenn Ihr diesmal wieder versagt, werfe ich Euch Eurem eigenen Drachen zum Fraß vor. Geht mir aus den Augen, Graf!«
    »Ja, Herr«, antwortete Graf Lindor und verbeugte sich tief. Rückwärts gehend fand er seinen Weg zur schweren Tür des Gemachs und zog sie mit einer letzten Verbeugung hinter sich zu. Erst draußen, unter den kalten Blicken der zwei riesigen Kronoks, die die Tür bewachten und aus der gleichen Brut wie der Kriegsmeister stammten, drehte er sich wieder um und ging gemessenen Schrittes davon.
    Doch die Gedanken des Grafen überschlugen sich, als er begriff, dass er noch einmal mit dem Leben davongekommen war und weiter nach einem Weg suchen konnte, sein Ziel zu erreichen. Jetzt galt es nur noch, diesen Weg zu finden!
    »Also verlor Graf Lindor doch nicht seinen Kopf«, stellte Lamar fest. »Dieser Graf war wohl genauso zäh wie sein Drache. Ihr wisst, dass Nestrok noch immer lebt?«
    »Ja«, antwortete der Geschichtenerzähler. »Obwohl sich Garret durchaas bemüht hat, diesen Zustand zu ändern. Ihr werdet dazu später noch mehr erfahren.«
    »Hhm«, meinte Lamar. »Dann muss ich mich wohl noch etwas in Geduld üben. Dennoch, es wird interessant. Jetzt hatte Lindor also den Auftrag, Berendall einzunehmen. Selbst wenn Kanzler Belior also nur spöttische Worte für den Grafen gefunden hatte, scheint er doch davon ausgegangen zu sein, dass dieser mit seiner Aufgabe kein Problem haben würde.«
    »Ihr vergesst den Kriegsmeister«, sagte der alte Mann. »Diese Kreatur war dazu geboren, hinterhältige Pläne zu schmieden … mancher Schachzug mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, aber nur, weil man das Spiel, das sich hinter dem Spiel verbirgt, nicht kennt. Nichtsdestotrotz habt Ihr Recht, gut sah es für den Grafen von Berendall nicht aus. Andererseits hatte der bereits von einer Seite aus Hilfe erhalten, von der er noch nichts wusste …«

 
Bein und Stein
     
    Nachdem die Stadtwachen von Berendall das alte Turmzimmer durchsucht hatten und wieder gegangen waren, ließ Argor den Artender langsam durch das Dach auf den Boden des Turmzimmers herab. Als das alte Gebälk dabei leise unter ihm zu knirschen begann, erstarrte der junge Zwerg und kniff die Augen zusammen.
    »Ihr könnt mich jetzt loslassen«, schlug Knorre leicht belustigt vor. »Es ist nur noch eine Hand breit!«
    Argor zwang sich, nach unten zu sehen, stellte fest, dass der Artender Recht hatte, und ließ ihn daraufhin erleichtert los. Knorre landete mit einem unterdrückten Schmerzenslaut auf seinem guten Bein und humpelte zur Seite. Durch das Loch im Dach sah er zu dem Zwerg nach oben, der noch immer auf den alten Dachziegeln lag und nicht die geringsten Anstalten machte, zu ihm herabzusteigen.
    »Ihr solltet nun ebenfalls möglichst schnell herunterkommen, Freund Argor«, schlug Knorre vor. »Nur die Göttin weiß, wie lange diese alten Balken Euer Gewicht noch tragen werden.«
    »Müsst Ihr mir das so überdeutlich zu verstehen geben«, beschwerte sich der Zwerg voller Höhenangst. »Ich würde lieber hier bleiben!«
    »Dort oben auf dem Dach? Ihr könntet abrutschen und über den Rand stürzen, es ist ein weiter Weg nach unten!«
    »Danke, dass Ihr mir solchen Mut zusprecht!«, knurrte Argor, doch die Vorstellung, zu fallen, bewirkte immerhin, dass er nun langsam und vorsichtig durch das Loch herunterkletterte und sich mit ausgestreckten Armen so weit an dem alten Dachbalken herabließ, bis seine Füße gut anderthalb Schritt über dem Boden des Turmzimmers hingen.
    In dieser Stellung verblieb er.
    »Wollt Ihr etwa den ganzen Tag dort hängen bleiben?«, fragte Knorre jetzt offensichtlich erheitert. »Ihr könnt loslassen, es ist kaum mehr
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