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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Priesterschaft zur königlichen Familie so einfach Zugang erhält, war schon immer etwas, was mich gestört hat. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie herablassend sie mich ansah.«
    Lamar nahm hierzu keine Stellung, er kniete weiter auf dem Boden und hörte zu.
    »Sie teilte mir mit, dass es mit dem König zu Ende ginge. Nun müsse man Vorbereitungen für die Krönung treffen. Das war noch der angenehmere Teil der Nachricht. Dann aber teilte sie mir mit, dass es Tradition wäre, dass der Prinz vor seiner Krönung eine Art Pilgerfahrt zu unternehmen hätte. Er habe ein Dorf im Süden des Reiches aufzusuchen, eines, das sich Lytara nennen würde, und dort nach der Krone von Lytar zu fragen. Alles Weitere würde sich finden. Ich teilte ihr mit, dass ich dafür keine Zeit hätte. Wie Ihr selbst sehen könnt, Cousin Kebel, erwarte ich Gäste.«
    »Lamar, Hoheit. Mein, Name ist Lamar«, hatte Lamar gewagt, den Punzen zu korrigieren.
    Dieser hatte ihm einen scharfen Blick zugeworfen. »Ich mag es nicht, unterbrochen zu werden, Cousin. Hört zu, damit wir dies schnell zu Ende bringen. Also, diese Priesterin beachtete mich nicht weiter, sondern teilte mir daraufhin nur mit, dass ich auf die Reise nach Lytara ja verzichten könne, ich brauchte nur ein anderes Mitglied der königlichen Familie dorthin zu schicken. Danach erdreistete sie sich, mir den Rücken zuzukehren und ohne ein weiteres Wort davonzugehen. Wahrlich, die Arroganz mancher dieser Priesterinnen ist einfach unerträglich.«
    Der Prinz nahm einen tiefen Schluck. »Und diese eine war fast so unerträglich wie die Sera Sineale, die mir gegenüber nur allzu gern betont, dass sie allein der Paladin meines Vaters und nicht der meine ist! Ich schwöre Euch, Cousin, diese Frau kann mich nicht leiden!«
    Auch hierzu hatte sich Lamar jeden Kommentar verkniffen. Dem Gerücht nach war das Zusammentreffen mit der Sera Sineale wenig rühmlich für den Prinzen ausgegangen, denn es hieß, er habe ihr ein eindeutiges Angebot gemacht, worauf sie ihn nur ausgelacht habe.
    » Wie auch immer«, hatte der Prinz den Faden wieder aufgenommen. »Ihr seid mit mir verwandt, also werdet Ihr Euch nach Lytara begeben und dort nach dieser Krone fragen. Lasst sie Euch aushändigen und bringt sie mir. Ein einfacher Auftrag. Ihr dürft Euch entfernen.«
    Mühsam hatte Lamar sich erhoben, seit einem Sturz pflegte sein rechtes Knie schnell zu schmerzen. »Wartet«, hatte der Prinz noch hinzugefügt, während er sich Wein nachschenkte. »Die Greifenlande sind tiefste Provinz, sie liegen weit im Süden. Die Leute dort sind eigenbrötlerisch, zeigen wenig Respekt vor dem Adel und besitzen nur wenig Manieren. Ein unzivilisiertes Pack. Wundert Euch also nicht, wenn man Euch im Kuhstall schlafen lässt.«
    Mit diesen Worten war er endgültig entlassen gewesen.
     
    Während sich Lamar nun ankleidete, sah er sich aufmerksam um. Entgegen der Ankündigung des Prinzen war er mitnichten in einem Kuhstall gelandet, sondern hatte die Nacht in einem großzügig ausgestatteten Raum verbracht. Er war sauber und gepflegt, nur gab es keine polierten Möbel. Auch Brokattapeten konnte man vermissen, und die Seife neben der Waschschüssel roch nur leicht nach Rosen. Zudem war er hier noch keinem einzigen Menschen begegnet, der eine Perücke trug, und wenn sich die Leute unterhielten, verzichteten sie darauf, sich über den neuesten Klatsch bei Hofe die Mäuler zu zerreißen.
    Lamar zog sein Hemd zurecht und erlaubte sich ein kleines Lächeln. Wie der Prinz schon sagte, ein unzivilisiertes Pack! Als er die Treppe zum Gastraum hinunterstieg, kam ihm ein kleines Mädchen entgegen und strahlte ihn an. »Guten Morgen und der Göttin Gnade mit Euch, Lamar«, rief sie fröhlich und mit blitzenden Augen. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn fast hinter sich her. »Wir warten alle schon darauf, dass Ihr herunterkommt, Großvater sagt, er würde nicht weitererzählen, bevor Ihr nicht da seid!«
    »Auch Euch einen guten Morgen, Saana«, antwortete Lamar, dem es so vorkam, als habe das Lächeln des jungen Mädchens bereits seine schlimmsten Kopfschmerzen vergehen lassen. »Erlaubt Ihr mir, zuerst mein Frühstück zu mir zu nehmen?«
    »Warum nicht?«, lachte Saana. »Er kann ja erzählen, während Ihr speist.« Sie stieß die Tür zur Gaststube auf. »Er ist da! Großvater, es geht weiter!«
    Wie gestern war der Gastraum brechend voll, und es herrschte fast schon eine festliche Stimmung. Der große Raum bot vielen Leuten
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